𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 63

64 15 17
                                    

»Okay ... ja ... ja ... ich verstehe.« , sprach Vincent, der am nächsten Tag mit seiner Frau telefonierte. Sein Blick fiel immer wieder zu Dag, der auf einer Liege nahe am Pool lag und auf sein Handy blickte. »Nein. Ich ... ich weiß noch nicht, wie und was genau, aber irgendwas ... ja Katja, ich weiß ... Nein, du ... du hast das Richtige getan. So lang' sind wir nicht weg. Das wird sich wieder ... einrenken ... ja ... ja Schatz. Ich dich auch ... Tschau.« Er legte auf, stopfte sich das Handy in die Hosentasche und rieb seine Schläfen.

Konnte nicht einmal etwas normal ablaufen?

Katja hatte ihm ausführlich alles erzählt und das sie es auch fürs Beste halten würde, wenn Nia eine Zeitlang bei ihnen bleiben würde. Da weiterhin Krach zwischen ihren Kindern bestand, hatte Katja Nia mit ins Schlafzimmer einquartiert.

Vincent hatte zugestimmt ... hoffte aber des Weiteren gleichzeitig, dass Robin und sie sich wieder vertragen würden. Denn Nia benötigte dringend jeden, den sie gebrauchen konnte.

Ihre unüberlegte Handlung fand er verständlicherweise selbst sehr übertrieben, doch auch Isabelle hatte wie so oft gehandelt, ohne nachzudenken.

War sie äußerlich schon komplett ihrem Vater mehr als ähnlich, hatte sie einiges von ihrer Mutter in sich.

Vincent sah zu dem Lockenkopf, der sich gar nicht rührte, sondern weiterhin seinem Handy Aufmerksamkeit widmete.

Er hatte so viele Probleme, wie sollte er ihm da jetzt das erzählen, was direkt während seiner Abwesenheit vorgefallen war?

Das Isabelle Nia auch noch geschlagen hatte, und sei es gemeinhin genannt nur eine Backpfeife gewesen, würde Dag ohne jeden Zweifel zum Kochen bringen.

Vincent würde es in gleicher Weise ergehen.

Aber die Frau seines besten Freundes handelte oft unüberlegt, wenn sie sauer und verzweifelt war. An Nias Reaktion mit dem Strampler konnte man sehen, dass es da genauso gewesen war, und Vincent war sich sicher, dass beide ihre Aktion bereits bereuten.

Vielleicht hatte sich ja auch alles längst eingerenkt, wenn sie ... zurückreisen würden.

Dennoch ...

Er konnte Dag nicht komplett unwissend lassen nur mit der Angst, das er vor der Kamera noch zusammenklappen würde. Ihm ging es nicht um den Ruf, den beide hatten. Es war einzig, dass er wusste, dass es nicht gut für Dags Seelenfrieden wäre, wenn dies zusätzlich in der sogenannten Öffentlichkeit geschehen würde.

Selbstverständlich war ihm bewusst, dass dies nicht live war, und es mit Sicherheit rausgeschnitten werden würde. Dennoch ... der bitt're Beigeschmack würde bleiben und an Dag haften.

Mit Blick auf den Boden näherte er sich ihm schließlich und setzte sich auf die Liege neben ihn.

Dag ließ direkt sein Handy senken und schaute zu ihm rüber. »Ja?«

Er hatte etwas zu verbergen, das bemerkte Vincent sofort. Dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit der Dunkelhaarigen zu tun hatte, die noch vor Kurzem neben ihm genächtigt hatte, war für ihn eindeutig. Dazu musste er nicht lange nachdenken. Ein Blick reichte aus. »Bist du gerade ... in einer guten ... Verfassung?«

»Präzisiere gut.«

»Na ja, ich müsste mit dir reden, und weiß nicht, wie du ... also ob's jetzt okay wäre.«

Dag setzte sich mehr auf. »Weil ich jetzt am Handy hing?« , fragte er und babbelte sofort los, indem er sein iPhone in Vincents Richtung drehte. »Ich hab' noch Bilder von Carla, und ... ja, ich weiß, ich sollte es nicht, aber ... ich kann sie nicht löschen. Und ich muss ...«

»Nein nein. Darum geht's nicht.« , sprach er ... und es überraschte ihn auch nicht. So wie Dag noch von Carla redete, war es einleuchtend, dass er nicht alles gelöscht hatte und sich ... zurückträumte, sobald er ... alleine war. Er warf es ihm nicht einmal vor ... obwohl ihm klar war, dass dies zusätzlich für Ärger sorgen würde.

Aber ... so weit waren sie momentan nicht.

»Komm ... hau raus.« , sagte Dag und atmete bereits schwer ein, um das verdauen zu können, was sein bester Freund ihm gerade versuchte, zu erzählen.

»Nia und ... Isabelle hatten ... einen ... Streit.« , begann er und überlegte, was er weglassen sollte und was eventuell einbaubar wäre. »Sie ...«

»Toll. Ich hab' Isy darum gebeten, sich um Nia zu kümmern, weil sie irgendwas bedrückte. Und was macht sie? Fängt direkt Krach an. Sie ist in letzter Zeit so ...«

»Dag. In der Sache sind beide ... nicht gerade unschuldig, und ... also Katja war dabei. Sie ... sie hat Nia so lange mit zu uns jetzt genommen. Ich ... ich weiß nicht, ob's wieder ... normal sein wird, wenn wir wiederkommen, aber ... nur damit du Bescheid weißt.«

»Die vertragen sich wieder. Die zwei haben öfters Meinungsverschiedenheiten. Im Grunde ist es meist Kinderkacke, weshalb sie sich ...«

»Nia hat Rios Strampler zerschnitten.« , purzelte nun aus ihm heraus.

»Was?« Er stand auf. »Sie hat was getan?«

»Sie schweigt und sagt nicht, was genau vorgefallen ist, aber Katja ist der Meinung, sie fühlt sich ... ausgegrenzt, und ...«

»Was ist mit Isy?« , fragte er besorgt.

»Na ja du kannst dir ja vorstellen, dass sie nicht gerade gut mit der Situation umgegangen ist, und ...«

»Nein. Ich meine, braucht sie mich? Wie geht es ihr? Hatte sie einen Zusammenbruch? Was ist mit Nia? Hat sie ... oder ...?« Er machte sich direkt Sorgen. Er sah es noch vor sich, wie Isabelle damals nervlich zusammengebrochen war, als er die Wand bemalt hatte. Das Gefühl von der Vergangenheit, sie zu beschützen, war ohne Umweg zurückgekehrt. Aber auch das seine Tochter so einen Schrei nach Aufmerksamkeit für nötig hielt, bedrückte ihn immens. Er fühlte die komplette Last auf sich niederprasseln. Wie benommen setzte er sich wieder hin.

Nun stand Vincent besorgt auf und nahm direkt neben ihm platz. »Hey es tut mir leid. Ich wollt's dir verschweigen. Aber ... das wäre, glaube ich, nicht richtig gewesen.«

»Nein, aber ... fuck.« , sagte er den Schluss ein wenig lauter und Vincent winkte Thomas zu, der aus der Ferne mit Johannes zu ihnen herübersah.

»Hey. Auch wenn du da gewesen wärst, hätte es nichts geändert. Die beiden ...«

»Ja genau das fuckt mich ja ab. Wie scheiße muss es Nia gehen, dass sie so etwas macht? Das sie ... sie weiß doch, wie labil ihre Mutter in der Hinsicht ist.«

»Wie gesagt, du ...«

»Nein, du verstehst nicht, wie ich das meine.« Wieder wurde er lauter. »Was haben wir alles falsch gemacht?«

Vincent streichelte über seinen Rücken und kam mit seinem Kopf näher. »Dag, du weißt es jetzt. Ihr ... wisst es jetzt. Wenn wir wieder um sind, könnt ihr beiden daran arbeiten. Nia muss genauso geholfen werden. Vielleicht sogar ... professionell.«

»Ich kann alles vergessen.« Dag ließ den Kopf hängen und stütze ihn an der Stirn mit den Händen ab.

»Was meinst du?«

»Ich ... ich hab' irgendwie gedacht, ich könnte einen Weg finden. Einen Weg für ... Carla und mich.« , sagte er. »Aber ... das kann ich nicht. Ich kann das Nia nicht antun. Sie fühlt sich nicht wohl. Und das ist uns're Schuld. Wenn ich jetzt noch ... wenn ich das mit Isy nicht durchziehe, wird sie mir total untergehen.«

»Ich glaub' nich', dass ...«

Dag nahm sein Handy und stand auf. »Ich muss sie anrufen. Fragen wie es ihr geht. Und ... bei Isy muss ich mich auch melden. Ich ... ich muss meine Familie irgendwie ... wieder ... reparier'n.« Er ging woanders hin und legte das Mobilfunktelefon an sein Ohr.

Vincent sah ihm nach. Dass dies kein Ein-Mann-Job war, sollte sein bester Freund eigentlich wissen. Aber wie auch zuvor, machte er den Fehler, seine Bedürfnisse wegzudrücken, und einzig und allein die komplette Last auf sich zu werfen.

Ihm war klar, dass dies nicht die richtige Lösung war. Für niemanden.

Angefangen damit, eine Ehe zu retten, die irgendwie von keinen tatsächlich ... gerettet werden wollte.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt