𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 73

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»Carla, bitte hör auf zu heulen.«

»Ich kann nicht.« Verzweifelt hockte diese auf ihrem Küchenboden. »Warum musste ich ihn sehen? Und warum mit ihr?«

»Ja, aber jetzt hast du ja gesehen, was ich dir die ganze Zeit über versuche zu erklären.« Leni setzte sich ihr gegenüber in einen Schneidersitz hin. »Scheiß auf ihn.«

»Oh Gott. Das tut so weh.« , jammerte sie.

»Hör zu. Der Typ ist ein notorischer Fremdgeher. Erst warst du diejenige, die durch die Betten gescheucht wurde, während seine Frau genau wie du jetzt heulend auf irgendeinem Boden kauerte. Und mittlerweile hat er den Spieß umgedreht.« , erklärte sie. »Solche Typen werden sich nie ändern. Also sei froh, dass du ihn los bist. Er ist keine einzige Träne wert.«

»Das tut so scheiße weh?« Carla hörte ihr gar nicht zu. Gedanklich sah sie Dag geschniegelt und gebügelt zusammen dinieren mit seiner ... Ehefrau. Was für ein schrecklicher Anblick das doch war. Sie hatte wahrlich das Gefühl zu sterben. Als hätte ihr jemand eine glühend heiße Klinge in ihr Herz gerammt. »Er ist lieber mit ihr, als mit mir.«

»Ja genau. Die Erkenntnis tut weh. Aber ... also ich glaub nicht mal, dass er lieber mit ihr ist. Vielleicht gefällt ihm die Jagd. Diese Aufmerksamkeit. Vielleicht hat er schon ein neues Opfer in Aussicht, und bumst derzeit eine ...«

»Hör auf.« , schluchzte sie.

»Nein Carla. Genau jetzt ist der Zeitpunkt für einen knallharten Schnitt. Du musst dich abgrenzen. Ihn aus deinen Gedanken verbannen. Du hast ihn doch gesehen, wie er da mit seiner Frau einen auf romantisch macht.«

»Er sah so scheiße gut aus.« , jammerte sie weiter.

»Ja. Aber nicht für dich. Das hat er für sie getan. Um ihr zu gefallen.« , sprach Leni es dennoch weiterhin an. »Du solltest dich auf dein eigenes Glück konzentrieren. Er war eher ... ein Problem. Jetzt ist er wieder ihr Problem. Also sei froh, dass sie ihn dir wieder abgenommen hat.«

»Er war kein Problem für mich.« 

»Doch. Das war er Carla. Du willst es nur noch nicht sehen.«

»Wär' ich doch hiergeblieben. Ich hätt' zu Hause bleiben sollen, dann wär' mir dieser Anblick erspart geblieben.«

»Nein. Jetzt denkst du wieder falsch. Denk' an das Schicksal. Du musstest ihn sehen, damit du endlich diese scheiß verfickte Brille abnimmst. Er kein Prinz mit einem Märchenschloss.«

»Ich weiß, das er kein Prinz ist. Genau das liebe ich ja an ihn.«

»Nein Carla, du liebst einfach nur die Vorstellung von ihm. Nicht das wahre Ich.«

»Ich kenn' sein wahres Ich.«

»Nein, sein wahres Ich, saß da mit seiner Ehefrau.« , kommentierte sie lauter. »Ein gealterter Musiker, der denkt, er muss nur mit den Fingern schnipsen und zack die Frauen machen sich nackt.«

»Du machst, als wäre er hundertundfünf. Er ist nicht alt.«

»Älter als du.«

»Mich hat es nicht gestört.«

»Nein. Natürlich nicht. Weil du blind warst. Schau' dir doch diese ganzen Promis an, die haben immer so ein hübsches junges Ding an ihrer Seite. Die müssen etwas präsentieren. Dafür warst du gut.«

»Er hat mich nirgends präsentiert.«

»Ja hätte er vielleicht noch. Fakt ist, du musst abschließen. Denk' an die Schicksalsfügung. Die Bestimmung. Alles, was geschehen ist, musste so sein. Und jetzt bekommst du deinen Arsch hoch und ...«

»Und warum sollte ich ihn treffen? Wieso, wenn er nicht für mich bestimmt ist?«

»Weil ... manchmal trifft man auch böse Menschen. Menschen, die einem nicht guttun. Nur so lernt man im Leben.«

»Das ist eine scheiß Lektion.«

»Aber war vielleicht notwendig.«

»Wozu?«

»Vor ihm hast du doch keinem eine richtige Chance gegeben. Wahrscheinlich sollte das der Tritt vom Universum sein, nicht dem Falschen, sondern eventuell mal dem Richtigen eine Chance zu geben.«

In Carlas Kopf und ihrem Herzen erschien Dags Name. Sie fühlte trotz dieser Worte, das er der Richtige war.

Sein Blick als er sie gesehen hatte. Das war kein Scheiße-sie-hat-mich-erwischt-Blick. Das war ... als würde er sie am liebsten in den Arm nehmen wollen.

Doch wozu dieses schicke Restaurant?

Hatten sie etwas zu feiern?

Man ging ja nicht ohne Grund aus.

»Wie hieß der Typ nochmal?« , fragte sie.

»Du meinst Jannick?«

Sie nickte, obwohl sie gar nicht wusste, ob sie gerade vom Selben sprachen. »Sag' Ja zu dem Date. Hab' ja eh schon alles verloren. Steigern geht absolut nicht mehr.«

»Also mit so einer Einschätzung solltest du nicht zum Date. Sei positiv. Vielleicht ist er der Richtige. Oder ... es reicht für ein wenig ... Zeitvertreib. Du verstehst, was ich meine.«

»Ist mir egal.« Sie stand auf. »Ich muss ... ich brauch' Ablenkung.«

»Genau.« Leni stelle sich ebenfalls auf die Beine und lächelte. »Du hast es erfasst. Du bist jetzt auf dem richtigen Kurs. Du bist jung. Lenk' dich ab. Vergiss den Mann, der es nicht mal wert war, dich nackt sehen zu dürfen.«

Carla zwang sich ein Lächeln auf und schlurfte ins Badezimmer. »Ich geh' in die Wanne. Du kannst ruhig nach Hause und mir später alles mit diesem ... Kerl zusenden.«

»Soll ich ihm deine Nummer geben? Dann ...«

»Nein. Ich ... ich kann jetzt nicht ... mach du alles.«

»Okay. Kopf hoch Carla. Es wird dir schon bald wieder besser gehen.«

Sie lächelte weiterhin und nickte, woraufhin sie auch direkt in das Badezimmer ging und die Türe schloss. Das Wasser ließ sie in die Wanne laufen und schmiss eine Badekugel hinein, während sie sich auszog und sich schließlich schon ohne Zeitverzug in das niedrige Badewasser setzte, was langsam und beständig zu steigen begann.

Carla schloss die Augen und weinte nach längerem Warten weiter.

~ es wird dir schon bald wieder besser gehen ~

Sie bezweifelte es. Ohne Dag fühlte sie sich ... nicht vollständig.

Er fehlte ihr mehr, als andere je verstehen könnten.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt