𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 90

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Dag zog Carla nahe an sich.

Wie sehr er das doch vermisst hatte mit ihr engumschlungen da zu liegen. Mal endlich keine einsame kalte Nacht auf der Couch.

Irgendwie war er froh, dass Isabelle ihn quasi rausgeschmissen hatte, andererseits hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er merkte, wie sehr sie sich verändert hatte und nur so handelte, da sie Angst hatte vor Konfrontationen ... vor Gesprächen ... vor allem möglichen.

Dag hatte es sich dennoch nicht nehmen lassen, ebenso im Krankenhaus vorbeizuschauen. Schließlich konnte sie ihm nicht vorschreiben, was er zu tun hatte.

Mit Vincent war er hingefahren und hatte sich gemeinsam mit ihm von Andi verabschiedet. Es war ein sehr emotionaler Moment.

Es war tatsächlich so, als wäre damit ein Stück Vergangenheit gestorben.

Isabelle hatte ihn draußen wütend empfangen, nachdem sie mitbekommen hatte, dass er doch hergekommen war. Auch da wurde ihm wiederholt klar, dass seine Isy, das Mädchen in was er sich damals verliebt hatte, nicht mehr existierte.

Katja und Vincent hatten ebenso versucht, auf sie einzureden und das er genauso gut ein Anrecht hatte, sich zu verabschieden, aber sie sah alles anders. Irgendwie war alles ein Angriff in ihre Privatsphäre. Sie bezog alles auf sich ... und das Dag schlichtweg da war, um sie zu stören.

Er küsste Carlas Schulter. Hier störte er nicht. Hier wurde er liebevoll empfangen. Hier ... war er nicht falsch.

Auch wenn er es nicht vorgehabt hatte, hatte Dag seinem besten Freund später erzählt, was zwischen ihm und Carla lief. Er musste mit jemanden reden ... und dieser verurteilte ihn nicht. Kein bisschen.

Jedoch war er im Übrigen der Meinung, dass Dag reinen Tisch machen müsste. Schließlich konnte es so nicht weiterlaufen. Das war ihm natürlich selbst klar, und das wollte er auch nicht. Zudem musste die Sache mit Nia ein Ende finden, bevor es schlimmere Konsequenzen mit sich ziehen würde.

Dag hatte Angst, dass Isabelle sich total verlor ... und dadurch gar nicht mehr zurückfinden könnte.

Er küsste abermals Carlas Schulter. »Ich hoffe, diese Nacht vergeht nicht so schnell.«

»Wir könnten die ganze Nacht wachbleiben.« , sprach sie leise.

»Du willst reden?«

Carla drehte sich um, aber blieb so nah wie nur möglich neben ihm liegen. »Denkst du, wir werden es schaffen?« , fragte sie.

Dag nickte. »Ja. Ich werde morgen versuchen, das Thema irgendwie da hinzulenken, wenn wir bei der Therapiestunde sind. Ich hoffe, dass sie dann nicht mehr ausweicht und endlich zugibt, was sie will.«

»Und wenn sie dich will?«

»Sie will mich nicht.«

»Ich hab' Angst, das es nur ... eine Illusion ist.« Carla hatte ihm erzählt, wie sie sich fühlte. Dass Lenis Ansicht ihr eine Unsicherheit gepflanzt hatte, die sie eigentlich nicht haben wollte. Sie beabsichtigte, ihn nicht zu belügen, und hatte es deshalb auch ausgesprochen.

»Baby, ich liebe dich. Du bist alles für mich.«

Sie kuschelte sich an ihn. »Ich wünschte, wir wären schon so weit. Ich will einfach ... die Gewissheit haben. Verstehst du?«

»Natürlich versteh' ich dich.« Er streichelte über ihren Kopf. »Wir haben es bald geschafft.«

»Ich will dich nicht nochmal verlieren.«

»Du wirst mich nicht verlieren.« Dag küsste ihre Stirn. »Du bist mein Zuhause.«

Carla sah hinauf und küsste ihn ein wenig intensiver ... bis er sich wegdrehte und ein klein bisschen lachte. »Komm, bring' mich nicht in Versuchung. Ich will dir wirklich beweisen, dass du mehr für mich bist.«

»Sorry.« Sie schmiegte sich erneut an seinen warmen Körper und schloss die Augen. »Ich weiß es ja, aber ...Lenis Argumente ...«

»Ich versteh' dich. Im Grunde sind sie auch Schema F.«

»Ich hoffe, du schaffst es morgen.«

»Ich weiß nicht, ob ich es direkt komplett schaffe. Vielleicht auch nur ein Ansatz, doch ich denke, wenn sie einmal redet, wird sie es einsehen. Sie wird die Wahrheit erkennen.«

»Bin ich böse, weil ich ... egoistisch bin?«

»Was meinst du?«

»Wenn ich dir nie meine Nummer gegeben hätte, wärst du vielleicht ...«

»Nein Carla. Isabelle und ich haben uns auseinandergelebt und das schon, bevor du in mein Leben getreten bist. Du warst mein Rettungsring. Ohne dich wäre ich ertrunken. Die Trennung wäre so oder so früher oder später geschehen.«

»Aber vielleicht hätte ich doch ... ich war egoistisch. Du hattest mir gesagt, das du ... eine Frau hast. Trotzdem wollte ich dich sehen. Ich ... ich hab' nur an mich gedacht, weil ich ... ich hab' mich direkt wohl mit dir gefühlt.«

»Du hast mich zu keinem Treffen gezwungen. Ich hab' mich freiwillig mit dir getroffen.«

»Warum eigentlich?«

»Du ... mit dir was alles anders. Du hast mir zugehört. Wir hatten Spaß. Bei dir konnte ich ... ich sein.«

»Ich liebe dich.« Sie kletterte auf ihn drauf und umarmte ihn erneut, während seine Hände über ihren Rücken glitten. »Ich muss gestehen, das ... im Eiscafé damals ... ich habe dich davor gesehen, und ... ich wollte meine Chancen bei dir testen und habe dich deswegen mit Absicht angerempelt. So viel ... Schicksal war es wohl doch nicht, wie ich zu jener Zeit ... gemeint habe.«

»Doch das war es. Schließlich hast du mich bemerkt.«

Sie lachte ein wenig. »Unser erster Sex war auch ...«

»Ja, ich weiß. Rückblickend ist mir das klar, dass du dich ... gewollt vor mir ausgezogen hast.«

»Ja mir fiel nichts mehr ein. Ich wollt' dich so sehr spüren. Dir nahe sein.« , erklärte sie. »Es war eine dämliche Aktion, aber ... ich bereue es nicht. Es war mehr als egoistisch, aber ...«

»Baby, ich ... ich wollt' dich genauso. Ich ... ich hab' danach natürlich erst mal registriert, was ich getan habe, aber ... alles hat uns hierhergeführt und ... deswegen bereue ich es nicht.« , sagte er. »Das Einzige, was ich bereue ist, das ... ich ehrlicher zu mir selbst hätte sein müssen. Ich hab' an etwas Festgehaltem, was ... gar nicht mehr repariert werden konnte. Und ... damit habe ich ihr wehgetan. Ich habe dir wehgetan. Das ist etwas, was ich nie tun wollte. Egal, was ich für dich empfinde, aber ... sie hatte es nicht verdient, so von uns zu erfahren.«

»Du ... willst es ihr jetzt also ... direkt sagen? Das mit uns?«

»Nicht direkt während der Sitzung. Ich werd' es ihr erklären, sobald sie sich endlich auf ein Gespräch einlässt.«

»Also könnte es doch noch ... ewig ...?«

»Nein. Keine Sorge. Ich werde nicht lockerlassen. Nur bei ihr kann ich auch nicht mir der Tür ins Haus fallen. Besonders nicht nach Andis Tod. Ich muss versuchen, das behutsam auf die Reihe zu bekommen. Aber du kannst mir vertrauen Carla, am Ende werden wir beide zusammen sein.«

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt