𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 51

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Dag hielt sich in den frühen Morgenstunden noch immer im Badezimmer auf.

Irgendwie hoffte er, dass Isabelle nach seinem langen Duschaufenthalt in der Zwischenzeit eingeschlafen war.

Er dachte beim Blick in den Spiegel darüber nach, was geschehen wäre, wenn er tatsächlich den Einfall gehabt hätte, Carla unter einen anderen Namen einzuspeichern. Einfach, damit er sie nochmal kontaktieren konnte.

Doch was sollte das bringen?

Er konnte nicht bei ihr sein.

Somit hätte es nichts genützt.

Er hätte ihre Nummer greifbar nah, doch durfte sie nicht haben.

Dag musste sofort an den Moment denken, als er bei ihr auf der Couch geschlafen hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er sich da genommen hatte, was er wollte.

Und wie sehr er sich gerade in dem Augenblick nach ihr sehnte.

Es war nicht der Sex, woran er jetzt dachte. In aller Selbstverständlichkeit sie nah an seinen Körper ziehen. Ihren Herzschlag spüren. Mit ihr gemeinsam engumschlungen einschlafen. Der Duft ihrer Haare.

Sofort musste er jedoch zeitgleich an den Vanilleduft von Isabelle denken, und wie er mal davon ausgegangen war, er würde ohne den nicht mehr zurechtkommen im Leben.

Wie er sich geirrt hatte.

Aber er schöpfte dadurch irgendwie Mut. Mit der Zeit würde vielleicht auch Carla ... nicht mehr so eine größere Bedeutung haben.

Oder?

Es tat wieder weh, daran zu denken, dass sie möglicherweise irgendwann nur eine schöne Erinnerung sein würde.

War er ... selbstsüchtig? Ein Arsch?

Er hatte die Chance, seine Ehe auf irgendeine Art und Weise zu retten, doch konnte nur an die junge Frau denken, die plötzlich in sein Leben getreten war.

Zu dem Zeitpunkt, als er es das erste Mal mit ihr beendete, nachdem er gemerkt hatte, dass Isabelle an sich arbeitete ... da wo seine Frau und er endlich wieder zueinanderfanden .... da war es doch auch nicht so gewesen.

Was war also in der kurzen Zeit so ... anderes eingetroffen, das Carla viel höher gerutscht war?

Oder besser gesagt tiefer.

In ihm drin. Nicht hinab, sondern in die Tiefe.

Eins mit ihm.

Binnen kürzester Zeit.

Er drehte sich um, starrte die Wand an. Hätte er beharrsam bleiben sollen? Als Isabelle ihn all das angeboten hatte, war er tatsächlich so weit gewesen es abzulehnen. Irgendwie sah er keine ... Zukunft.

Er hatte einzig Carla gesehen.

Dag schloss die Augen. Hätte er jedoch so gehandelt, hätte er Nia verletzt. Sie hatte ihn so flehend angesehen, dass ihm doch keine andere Wahl geblieben war.

Und jetzt?

Jetzt musste er es durchziehen. Egal, wie schwer es auch war.

Er musste irgendwie hoffen, dass es ... gutgehen würde. Das Isabelle und er vielleicht irgendwann wieder tatsächlich ... zueinanderfinden. Das Paar von damals werden.

Tief atmete er ein und verließ schließlich das Badezimmer, um auf leisen Sohlen in das Schlafzimmer zu gelangen.

Ihn wunderte es eh, dass sie nicht sofort ein Verbot ausgesprochen hatte, hier bei ihr zu nächtigen. Sein Blick ging auf sie. Ihre Augen waren geschlossen.

Dag umrundete das Bett ... hin zu seiner Seite, wo er sich letztlich auch hinlegte und die Zimmerdecke fixierte, nachdem er sein Handy auf das Nachtschränkchen gelegt hatte.

War es hier so kalt? Oder ... sendete sie so eine Kälte aus?

Er war sich dessen gerade nicht sicher, aber er fror.

Mit einem Ruck zog er die Bettdecke höher und drehte sich zur Seite.

»Wag' es dich.« , kam plötzlich und unerwartet von Isabelle.

Irritiert blickte er ihren Hinterkopf an. »Wie bitte?«

»Komm' nicht auf die Idee, mich mit deinen widerlichen Händen anzufassen.«

»Hatte ich nicht vorgehabt.«

»Ach wieso nicht? Ist mein Körper dir zu alt.«

Dag atmete wiederholt tief ein und legte sich zurück auf den Rücken. »Nein Isy. Erstens finde ich nicht, das Sex unsere Probleme lösen würde und zweitens ist es deine Art mir gegenüber. Du kannst mir also glauben, wenn ich sage, dass ich keine Lust auf dich verspüre.«

Geschwind drehte sie sich in dieser Sekunde um. »Hattest doch aufgrund dessen eine Affäre begonnen, weil ich nicht mit dir gefickt habe.«

Er setzte sich auf. »Nein. Das war nicht der Grund. Wenn du ein bisschen tiefer gräbst, kommst du irgendwann auf den Nenner.«

»Klar doch. Gib's doch einfach zu, dass dir die Aufmerksamkeit von so einem jungen Ding gefallen hat.«

»Ja hat es auch. Aber nicht begründet durch ihr Alter.« Er stand auf. »Sie hat mich gesehen Isy. Du ... du hast schon seit langer Zeit durch mich hindurch gesehen.«

Sie lachte geschauspielert auf. »Ach ja. Ich vergaß. Ich bin die Schuldige in diesem Szenario.« Isabelle blickte ihm nach, als er das Bett umrundete und mit der Decke, seinem Handy und dem Kissen zur Tür schritt. »Wohin?«

»Ich penn auf der Couch. Keine Lust das mir noch vorgehalten wird, ich wäre ein perverses Arschloch, nur weil mein Zehennagel dich vielleicht im Schlaf berühren könnte.«

»Wow. Wenn Nia das sieht ...«

»Was Isy?« Er hielt an. »Was soll sie sehen? Ich hab' schon davor öfters auf der Couch gepennt, weil mich die Kälte, die du ausgestrahlt hast, fast umgebracht hat.«

Sie gab ein verächtliches Lächeln von sich. »Ja rede dir ruhig ein, du wärst das Opfer.«

Dag betrachtete sie ... dieser despektierliche Blick von ihr. »Willst du das wirklich hinbekommen?«

»Hätte ich es dir sonst angeboten?«

»Ich weiß nicht. Ich erkenne dich so zumindest nicht. Du bist nicht die, die ...«

»Und du bist auch nicht der von damals Dag.« , gab sie von sich. »Der frühere Dag hätte mich nie so behandelt. Er hätte es nicht gewagt, mich so vorzuführen.«

»Ich hab' dich nicht vorgeführt. Ich war einfach auf der Suche nach ...«

»... einem feuchten Loch, das du stopfen konntest.« , beendete sie seinen Satz.

Dag schüttelte den Kopf. Nicht nur, aufgrund dessen ihre Aussage nicht stimmte. Schlichtweg, weil er keine Kraft mehr für dieses Gespräch besaß. »Ich penn' auf der Couch.« , sagte er und verließ den Raum ... die Kälte ... diese Ablehnung.

Er schlurfte ins Wohnzimmer und legte sich des Weiteren sofort hin. Er scrollte bei Instagram kurz durch, las Nachrichten von fremden Frauen, wie hübsch er doch sei und wie sehr sie ihn liebten, bis er mit einem Augenrollen die App auch wieder schloss.

~ ihn liebten ~

Wussten diese Frauen überhaupt, was das bedeutete? Einen Menschen zu lieben?!

Auf jemanden stehen und einen aus tiefster Seele zu lieben war ein großer Unterschied.

Er sah zu dem dunklen Flur hin, als er sich kurz aufsetzte. Er fühlte definitiv noch etwas für Isabelle ... aber es war nicht mehr das, was er all die Zeit für sie empfunden hatte.

Ob das ausreichte, irgendwas ... hinzubekommen, wenn sein Herz mittlerweile eine andere schmerzlich vermisste?

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt