𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 3

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Carla saß an ihrem Tisch.

Das Telefonat mit Dag war anders verlaufen, als wie sie es sich gewünscht hatte.

Irgendwie hatte sie sich mehr erhofft. Sie dachte tatsächlich, er würde sofort zu ihr kommen wollen.

Sie wollte ihm jetzt jedoch nicht abermals schreiben, obwohl sie seine Nähe schmerzlich vermisste.

Er war getrennt. Das war gut. Carla empfand es zumindest als gut. Er offensichtlich nicht. Das tat weh, weil es wegen der anderen war, dass er scheinbar so ... geknickt gewirkt hatte. Ein wenig konnte sie seinen Kummer nachvollziehen. Ihr ging es schließlich ähnlich.

Dag hatte ihr zugestimmt, als sie sagen wollte, seine Beziehung wäre davor schon ... kaputt gewesen. Das war hingegen wieder positiv anzusehen. Er hatte es eingesehen.

Carla war noch nicht aus dem Spiel.

Er würde herkommen.

Sein Wir-sehen-uns, war wie eine Zusage gewesen. Sie klammerte sich an diese Worte. Das war kein Auf-Nimmerwiedersehen.

Das Schlimmste war jetzt einzig und allein ... das Warten.

Warten auf ihn.

Vielleicht war es ja gut, dass er Zeit für sich benötigte! Es könnte ihn daran erinnern, was für eine schöne Zeitspanne sie gemeinsam gehabt hatten.

Carla lächelte vergangenheitsverliebt, als sie die Augen schloss und sich erinnerte.

Das erste Treffen. Wie er zu ihr kam und sich versprochen hatte, als er ihr sagen wollte, dass er ein verheirateter Mann sei.

Sie schmunzelte.

Im Grunde hatte das nur seine Nervosität widergespiegelt. Sie schien sein Interesse geweckt zu haben, aber damals wollte er es noch nicht so zeigen.

Carla hätte vielleicht genau dann zurückrudern sollen, als sie erfahren hatte, dass er eine Frau zu Hause sitzen hatte, doch irgendwie konnte sie es nicht. Sie hatte sich sofort, zu ihm hingezogen gefühlt. Sie war willensschwach.

Selbstverständlich ging dieses Spiel nicht alleine. Dag hätte ebenso Nein sagen können zu einem nächsten Treffen, allerdings wollte er es. Sie hatte ihn nicht gezwungen. Zu nichts.

Okay, sie hatte möglicherweise ihr erstes Mal ein wenig vorangetrieben, aber ... sie hatte es kaum noch ausgehalten. Noch nie hatte sie sich von einem Mann so angezogen gefühlt.

Als er es danach bereute, war er wiedergekommen und schon fast ausgehungert über sie hergefallen. Genau das war der Moment gewesen, wo Carla das erste Mal so richtig die Verbindung gespürt hatte. Es war sein freier Wille gewesen, bei ihr sein zu wollen. Wie ein Magnet, der von etwas angezogen wurde.

Diese Reue war da, weil er vergeben war. Aber dies war ja jetzt nicht mehr der Fall. Er war keinem mehr eine Rechenschaft schuldig und konnte Tun und Lassen, was er wollte.

Falls er sich an alles jetzt erinnern würde, wie gut sie sich gegenseitig getan hatten, könnte es gutgehen. Nichts würde ihrer Bindung mehr im Wege stehen.

Außer ... die kleine Lüge, die sie ausgesprochen hatte.

Sie hasste sich dafür. Aber ... in dem Moment sah sie dies als einzige Chance. Nur wie sie das wieder zurechtbiegen konnte, wusste sie nicht. Wenn er herkäme, konnte sie schlecht direkt mit der Wahrheit herausrücken. Er würde ihr das dann nicht verzeihen. Verstehen noch weniger.

Das war das Erste, was er fragte, als er sie angerufen hatte. Kein Wie-geht's oder so. Ihm war wichtig, zu wissen, ob sie mit seinem Kind schwanger war oder nicht.

... und das war bestimmt der Grund, weshalb er sich für seine Frau entschieden hatte, statt für sie.

Wenn er sie wahrlich lieben würde, wäre er nicht immer wieder hergekommen. Sie hatten schließlich nicht nur Sex gehabt. Nein, da war mehr ... und das wusste er.

Sie nahm ihr Handy. Der Drang war da, ihm nochmal zu schreiben ... aber sie ließ es sein. Es wäre in jeder Hinsicht nicht richtig, ihm auf die Nerven zu gehen.

Carla öffnete dennoch den Chat und sah sich den Verlauf an ... die Gespräche ... die Bilder. All das hatte seine Frau gesehen. Hatte sie deshalb jetzt ein schlechtes Gewissen? Nein.

Einer aufmerksamen und liebenden Ehefrau wäre schon vorher aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Das ihr Mann kaum zu Hause war und zudem mit Sicherheit nach einer anderen roch. Dag hatte ja sogar bei ihr genächtigt und dieser Trip nach Schweden ...

... er hatte zwar zugegeben, dass dieser kleine Urlaub für ihn und seine Frau gewesen war, aber ... Carla hatte sich dort mit ihm aufgehalten. Sie war vielleicht als Zweitbesetzung mitgefahren, doch er war am angeführten Ort glücklich mit ihr gewesen. Und nur das zählte.

Er würde sich erinnern.

Carla nahm sich vor, alles positiv zu sehen.

Apropos ...

Vorhin als sie nach Hause angekommen war, hatte sie sich einen Fake-Schwangerschaftstest bestellt.

Falls Dag nämlich kommen würde, wollte sie ihm diesen präsentieren.

Carla war halt gezwungen ihr Lügenmärchen weiter auszuschmücken. Es musste realistisch wirken. Zumindest bis zu dem Moment, wo sie ihn endlich für sich gewinnen konnte.

Blieb ihr sonst eine andere Wahl?

Sie musste ihm zeigen, dass sie alles für ihn sein könnte, wonach er sich sehnte. Zugegeben ... eine Mutter wollte sie nicht sein. Aber das war es im Grunde auch nicht, was Dag ihrer Meinung nach fehlte. Sie hatte ihm Liebe gegeben ... Geborgenheit ... Nähe ... einfach alles. Und darauf wollte sie künftig aufbauen.

Wie anfänglich hatte sie vor, ihm eine Freundschaft anzubieten. Ihm ... zeigen, wie schön alles sein konnte. Sich um ihn kümmern. Ihm zuhören. Schlichtweg für ihn da sein.

Dag würde dann von alleine raffen, was er wollte.

Er hatte es schließlich schonmal getan. Wieder hatte sie bildlich vor sich, wie er damals vor ihrer Türe stand. Sie geküsst hatte. Seine Hände auf ihrem Körper, als er sie zu ihrem Bett getragen hatte. Und wie er danach gesagt hatte, dass er sie wollte.

Carla war nicht nur eine Affäre. Da war vielmehr und sie war gewillt, ihm diese Zeit zu geben, sich daran zu erinnern, was sie für ihn war ... und was sie noch alles für ihn sein könnte.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt