Die Premiere von „Wie viele Lieder muss ich noch schreiben" stand an.
Dag erschien im Studio sehr zerrissen. Einerseits freute er sich, weil sie dieses Mal zum Einstieg vorher live gehen wollten.
Andererseits ...
Seinen Part hatte er schließlich geschrieben, als er sich noch eine Reunion mit Isabelle gewünscht hatte. Jetzt, wo er sie quasi hatte, war es nicht das, was er sich erträumt hatte.
Heute Morgen zum Beispiel hatten sie sich wieder gezofft, weil seine Frau meinte, sie hätte einen Termin bei Mara gemacht, wo sie die Paar-Therapie durchführen wollte.
Dag war damit nicht einverstanden, da diese einzig für Isabelle zuständig war. Er fand eine Pärchensitzung in der Hinsicht nicht gut, nachdem diese Dame bisher nur die Version Isabelles kannte.
Mensch blieb Mensch. Und auch wenn sie es beruflich machte, ging Dag davon aus, dass sie ihr Urteil ihm gegenüber schon gefällt hatte.
Dennoch hatte er später zugestimmt. Was sollte er sonst tun?
Stetig weitermachen und durchhalten stand auf der Agenda. Ein Zurück gab es nicht.
Und Stehenbleiben war auch keine Option.
Dag konnte einzig hoffen, dass irgendwann ein Ziel in Aussicht sein würde.
Er zischte bereits die vierte Flasche Bier auf Ex weg, während er auf der Couch im Studio saß und einen Joint quarzte.
»Dir ist klar, das wir gleich noch live gehen, oder?!« Vincent platzierte sich neben ihm hin.
Dag zuckte mit den Schultern. »Und? Sollen ja auch authentisch rüberkommen oder nich'?!«
»War sie heut denn ... besser drauf?«
»Ich hab' auf der Couch gepennt. Sagt doch alles.«
»Wegen mir? Also ... weil ich sie angepflaumt hab'?«
»Nein, weil ich mich hingelegt hab' und weil sie dachte, ich würde sie anfassen wollen und ... weil ich sie nicht anfassen wollte.«
Vincents Gesichtsausdruck wirkte verwirrt. »Was?«
Dag zog an dem Joint. »Isy meinte, ich solle ja nicht auf die Idee kommen, sie anzufassen. Als ich dann sagte, ich würde das eh nicht wollen, war ich auch der Arsch, weil ...« Er machte eine theatralische Pause und trommelte mit den Zeigefingern auf dem Tisch, der vor ihm stand. »... ich nicht an Sex mit ihr gedacht hab'.«
»Katja hat versucht, gestern mit ihr zu reden. Aber ... sie ließ sich auf das Thema nicht ein.«
»Wird sie auch nicht. Auch die Therapie wird für den Arsch sein.«
»Dag, du ... du kannst noch immer einen Rückzieher ...«
»Nein. Kann ich nicht. Was soll Nia von mir halten?«
»Nia hat euch zwei schon am Ende gesehen und ich gehe schwer davon aus, das sie bald selbst merken wird, das die Sache mit euch beiden so auf jeden Fall nicht klappen wird.«
»Es geht trotzdem nicht. Ich muss es durchzieh'n bis ...«
»... bis du auf dem Zahnfleisch gehst?«
»Vielleicht ... möglicherweise fängt sie sich irgendwann.« Er zog ein weiteres Mal.
»Ich hoffe es.« Vincent hoffte es wirklich. Und wenn sie ihn endlich nur wie gehabt als Mensch statt Abschaum sehen würde. Nur dieser kleine Wandel. Eventuell würde ihr dann gewahr werden, wie falsch der jetzige Zustand buchstäblich war. »Vielleicht hilft die Therapie ja doch.«
»Das bezweifle ich. Weißt du noch ihre erste Therapieversuche Rio betreffend. Sie hat sich stur gestellt. Gar nicht richtig mitgemacht. Und genauso wird sie es auch jetzt machen.«
»Aber diese Therapeutin hat ihr ja geholfen ihre ... Wand einzureißen. Es läge im Bereich des Möglichen das sie auch ... mehr erreicht.«
Dag zuckte mit den Schultern. »Ich glaub' eher, das ich da direkt als Täter auftrete.«
»Ach quatsch.« , meinte Vincent. »Das wird schon nicht geschehen.«
»Isabelle vertraut ihr. Wer weiß, was sie für Dinge über mich erzählt hat.«
»Ich würde mal behaupten, ihre ... Sicht.«
»Ja. Und in der bin ich der böse Wolf, der erst die Großmutter getötet und dann über das arme junge Rotkäppchen hergefallen ist.«
Vincent runzelte die Stirn. »Ich hoffe, den Ansatz wirst du so in der Therapie nicht bringen. Isabelle wird sich dann als alte Oma sehen und Carla, als ... sexy in rot gekleidet ...«
»Stopp.« Dag hielt die Hand hoch, denn sein Hirn projizierte die dunkelhaarige Schönheit zugleich in ihren roten Dessous.
»Sorry. Ich mein' nur, lass diesen Wolf-Vergleich besser.«
»Ja. Am besten halte ich dann ganz den Mund und lass Isabelle die Führung.«
»Das habe ich so auch nicht gemeint, aber ... ich hoffe wirklich, dass die Therapie irgendwie anschlagen wird. Beidseitig.«
»Ja. Irgendwie.« , nuschelte er.
Vincent rieb über Dags Rücken. »Offenheit wäre immer noch die bessere Option.«
Der Lockenkopf schnaufte auf. »Das ich in Wahrheit ein Leben mit der anderen will?«
»Ist dem denn so?«
Dag nickte. »Ja. Ich vermisse sie. Ich vermisse sie extrem.«
»Das ... Körperliche?«
»Nein. Ich vermisse ihre Anwesenheit. Wie sie mir zugehört hat. Einfach alles. Bei ihr ... war alles anders. Ich habe mich nicht wie ...« Er atmete tief ein. »Lass uns aufhör'n. Sie ist weg. Carla ist ... nicht mehr an meiner Seite. Ich habe sie ... gehen lassen.«
»Dag, wenn Isabelle nicht mehr diejenige ...«
Er zog nochmal an der Kippe und stand auf. »Vielleicht hilft die Therapie ja.« , wiederholte er Vincents Worte, als er ihn unterbrach. »Wir sollten nach oben. Es ist gleich so weit.«
»Robin und Nia haben weiterhin Krach.«
»Vielleicht sollten sie mit zur Therapie.« , witzelte Dag.
Sein Kumpel blickte ihm kurz nach, wie er die Stufen hinaufging.
In ihm stieg ein ungutes Gefühl an. Die nahende Zukunft würde keinesfalls rosig werden.
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Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3
FanfictionAlternatives Ende für die Dag und Isy Story Zweite Chance?! Oder nicht? Dag versucht auf irgendeine Weise nach der Trennung von Isabelle, den für ihn richtigen Weg zu finden. Doch wie erkennt man, wer genau der passende Partner für einen wäre? Sollt...