𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 77

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Dag war nicht lange im Studio gewesen. Und im Grunde war er auch nicht dort hingefahren, um mit Vincent über Andi zu reden.

Ihm war klar, dass dies mit Sicherheit Katja schon übernommen hatte.

Der Grund seines Vorbeischauens, war eher ... persönlicher Natur.

Viel geredet hatte er mit seinem besten Kumpel nicht, obwohl er gerne ein Gespräch hätte haben wollen. Doch irgendwie ... hatte er Angst, er würde ihm sein Vorhaben ausreden.

Dag hatte sich daher ans Klavier gesetzt und sich aufgenommen, wie er ein paar Lieder zum Besten gegeben hatte.

Diese Videos sah er sich gerade noch an ... nur das er nicht mehr in der Künstlerwerkstatt war. Stattdessen saß er im Hausflur von Carlas Wohnhaus ... und wartete.

Er musste sie sehen.

Er wollte sie sehen.

Dag hatte vor diese Videos als Alibi nutzen und später zu posten, damit Isabelle der Meinung sein würde, er sei momentan im Studio, anstatt hier ... auf seine Ex zu warten.

Das Gefühl bei ihr zu sein ... war immens.

Seit er sie gesehen hatte, war der Drang, ihr gegenüberzustehen angestiegen. Und nun ... nachdem man ihm abermals gesagt hatte, dass man ihn nicht benötigte, dass er quasi unnütz war, hatte ihn sein Weg direkt hergeführt.

Die Sache mit Andi nagte an ihm.

Es war, als würde man wissen, dass mit ihm ein Teil der Vergangenheit sterben würde.

Er musste mit jemanden reden. Und wenn es nur belangloses Zeugs wäre, aber er wusste, das er bei Carla richtig war.

In ihren vier Wänden war sie zurzeit nicht, obwohl es schon spät war. Aufgrund dessen hatte er sich hergesetzt, um sie dennoch sehen zu können. Dag wollte nicht weg und es an einem anderen Tag erneut probieren. Er wollte sie jetzt zu Gesicht bekommen.

Die Haustüre unten öffnete sich und er stellte sich mit klopfendem Herzen hin ...

»Ach Sie schon wieder.« , nörgelte einer der unbeliebten Nachbarn Carlas.

»Ihnen auch einen schönen Tag.« , antwortete Dag daraufhin nur, während der Mann an ihm vorbei die Treppe nach oben stampfte.

»War ja nur eine Frage der Zeit, bis diese Frau ein Wartezimmer für ihre Kunden errichtet.« , nuschelte er vor sich her.

»Wie war das bitte?«

»Ach Sie haben mich schon verstanden.«

»Ja, und ich habe Ihnen gerade die Chance gegeben, Ihre Aussage zurückzunehmen.«

»Werde ich aber nicht. Ich war heilfroh, als Sie, Herr Testosteron, nicht mehr hier angetanzt sind und Frau Keine-Ahnung-wie-sie-hieß demzufolge auch nicht mehr zum Jodeln gebracht haben.«

»Ja, es tut mir leid, dass Sie ... gelegentlich gestört wurden, aber ... sie so hinzustellen, als würde sie ...«

»Etwa nicht?! Sie ist vor ein paar Stunden mit einem jungen Mann entschwunden. Sie sitzen hier und warten wohl auf sie. Wenn ich eins und eins zusammenrechne, dann ...«

»Günther.« , rief eine krächzende Frauenstimme. »Kommst du jetzt?!«

»Ja Sybille. Sofort.«

Dag drehte sich um. War das die Wahrheit? Traf Carla sich mit jemanden? Er merkte regelrecht, wie sehr dieser Gedanke ihn schmerzte. Hatte sie ihn abgeschrieben?

Er bekam mit, wie der Nachbar noch etwas von sich gab, aber hörte gar nicht mehr hin. Woraufhin dieser, als er es registrierte weiterhin nörgelnd seinen Weg nach oben vornahm.

Dag setzte sich wie in Trance zurück auf die Stufe, auf die er gerade eben noch platz genommen hatte.

Hatte Carla ein Date? Oder ... sogar einen neuen Freund?

Ihm wurd richtig übel dabei.

Wenn ja ... was machte er dann hier?

Würde das nicht ... dumm aussehen? Und zudem ... wollte Dag ihr nicht in irgendwas hineinstolpern. Vielleicht war sie glücklich. Möglicherweise ... hatte sie ihn ... ja doch ... überwunden.

Wäre es dann nicht ... egoistisch dennoch hierzubleiben, weil er sie so dringend sehen wollte?

Und überhaupt ... was genau wollte er hier?

Sie sehen ... ja gut und schön, aber was dann?

Mehr konnte nicht geschehen.

Mehr durfte nicht geschehen.

Er holte sein Handy raus und stand auf. Die Story musste er dennoch posten, um Isabelle seine Abwesenheit zu erklären, falls es sie überhaupt interessieren würde. Dag beeilte sich und wählte einfach irgendeins aus, als unten die Türe ein weiteres Mal aufging und er Carlas Stimme direkt vernahm. »Ja. Ich bin jetzt zu Hause, wie du siehst. Du kannst jetzt also ...«

»Nein. Du bist noch nicht zu Hause.« , hörte er einen Mann sagen und Dags Übelkeit verstärkte sich sofort. Carla mit einen anderen zu sehen, war nicht etwas, worauf er aus war. Unverzüglich eilte er hinauf und huschte nach links, damit sie ihn nicht erspähen konnte, dabei hörte er bereits, wie beide zu ihrer Wohnung gingen.

Irgendwie automatisch linste er nun doch nach unten.

Sie sah toll aus.

Der Kerl neben ihr grinste sie an.

Er konnte sich vorstellen, was er dachte.

»So jetzt bin ich aber zu Hause.« Sie steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte diesen. Ihre Türe öffnete sie jedoch nur einen Spalt, eh sie den Typ, gegen den Dag direkt eine Abneigung hatte, ansah. »Du kannst jetzt gehen.«

»Ach jetzt tu' doch nicht so.« Er versuchte, ihr eine ihrer Haarlocken aus dem Gesicht zu streifen, allerdings drehte sie ihren Kopf schnell und unkompliziert weg.

»Ich tu' nicht so. Ich mein' es so.«

»Lass uns den Abend doch noch schön beenden. Glaub' mir Carla, das wird eine Nacht, die du nie vergessen wirst.«

»Ich habe schon Nächte erlebt, die ich niemals vergessen werde.«

»Und ich bin besser. Ey lass mich dich verwöhnen. Deinen schönen ...« Er fasste sie an und Dag merkte, wie die Wut und Eifersucht in ihm anstieg. Carla reagierte jedoch abermals direkt und wuselte sich aus seinen Händen heraus.

»Es wird nichts geschehen. Du kannst also gehen.«

»Für was wolltest du dann das Treffen? Mach' kein'n auf prüde.«

»Denk' von mir, was du willst. Deine Meinung ist mir egal.«

Der Kerl grunzte auf und entfernte sich von ihr. »So schön bist du auch wieder nicht. Glaub' mir, wenn ich jetzt rausgehe, finde ich sofort eine, der ich es besorgen kann. Dein Pech, wenn du nicht auf richtig geilen Sex stehst. Du verpasst was. Nicht ich.«

Dag vernahm Carlas genervtes Augenrollen, als ihr Blick jedoch urplötzlich auf ihn fiel. Die Türe unten schloss sich wieder, als ihr Date wütend verschwand. Ihre Augen waren dessen ungeachtet weiterhin schreckhaft auf Dag gerichtet. »Was ... was machst du hier?«

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt