Dag hatte einen Entschluss gefasst.
Er wollte Isabelle sagen, dass er nicht gewillt war, es weiter durchzuziehen.
Er schaffte es einfach nicht mehr. Egal, was er ursprünglich vorgehabt hatte, ihm war klar, dass so keine Änderung eintreffen würde. Isabelle konnte sehr stur sein und das noch ewig mit ihm durchziehen. Geholfen wurde ihr damit dann im gleichen Zuge nicht. Und das wollte er nicht.
Sie sollte endlich glücklich werden.
Vorher wollte er jedoch zu Rios Grab.
Heute Morgen hatte er die Nachricht erhalten, das Andis Verfassung tief in den Keller gerutscht war. Irgendwie war es so, als hätte die Krankheit sich in Zaum gehalten, bis alle über diese Tatsache erfahren hatten.
Bevor er zu Carla gegangen war, hatte er kurz mit ihm telefoniert, weil dieser ihn angerufen hatte. Er sprach davon, dass er bald nach Rio Ausschau halten würde und ihm erzählen würde, wie sehr er geliebt wird.
Dag hatte nach dem Telefonat erst einmal geheult und ihm kam wiederum der Gedanke, was Rio für ein Mensch geworden wäre. Und wieso er keine Chance bekommen hatte, seine Eltern und seine Schwester kennenzulernen.
Das Schicksal war manchmal ein beschissener Schurke.
Genau deshalb wollte er bei seinem Sohn vorbeischauen. Rio wurde geliebt. Damals sowie heute. Und irgendwie hatte er den Drang seinem Sohnemann zu erzählen, dass bald ein guter Freund zu ihm kommen würde.
Als er das Gelände betrat und über den Friedhof spazierte, ging er gedanklich jedoch auch durch, wie er mit Isabelle am besten reden konnte. Als er genau jene im Gras, vor Rios Grab sitzen sah.
Was sollte er tun?
Warten bis sie ging, oder ...?
Dag entschied sich nach einigen Sekunden zu ihr zu gehen. Warum auch nicht? Rio war ... ihr gemeinsames Kind. »Wir hatten wohl denselben Gedanken.« , sagte er und setzte sich neben sie im Schneidersitz hin.
Isabelle sah ihn nicht an und nickte. »Andi ist tot.«
»Was? Nein. Ich ... ich hatte eben noch mit ihm telefoniert, und ...« Dag konnte es nicht glauben.
»Ich hab' jetzt eben den Anruf erhalten.« , sagte sie leise.
Hatte er deswegen angerufen? Wusste Andi, was geschehen würde? Wollte er sich ... verabschieden?
»Das ging sehr ... sehr schnell.« , meinte er daraufhin.
Sie nickte. »Katja holt mich gleich hier ab.«
»Okay. Gut. Dann kann ich direkt mit, und ...«
In dem Fall schaute sie zu ihm. »Nein.«
»Was nein?«
»Du wirst nicht mit mir dahingehen.«
»Andi war auch mein Freund.«
»Ich kann dich da aber nicht gebrauchen.«
»Das ist mir eigentlich in dem Moment egal, ob du mich gebrauchen kannst, oder nicht. Ich will mich auch verabschieden.«
»Dann ... komm nach. Ich brauche dich da nicht.«
»Ja das du mich nicht mehr benötigst, das ist mir schon klar.« , gab er sichtlich aufgebracht von sich.
Isabelle funkelte ihn böse an. »Wow. Muss das jetzt hier stattfinden? Hast du keinen Anstand mehr?«
»Ich habe lediglich dich wiederholt.« Er sah auf das Grab, was er selber angefertigt hatte. Mit Sand und Spielzeug darauf. Spielsachen, mit denen Rio nie gespielt hatte. »Es tut mir leid, aber ... ich finde eh, dass wir nochmal reden sollten, was uns betrifft.« , sprach er weiter.
»So etwas fällt dir hier ein?«
»Nein. Ich hatte es so oder so heute vor.«
»Ist das dein Ernst? Andi ist gestorben. Ich sitze hier am Grab meines Sohnes und du willst mit mir darüber reden, was mit uns ist?«
»Das muss nicht hier sein. Ich will nur, dass du weißt, das wir heute noch ...«
»Nein.« Sie stand auf. »Kein Bedarf. Komm' morgen zur Therapie. Da kannst du reden.«
»Ich dachte, es wäre besser, wenn wir unter uns ...« Er stellte sich ebenso hin.
»Nein.« , unterbrach sie ihn ein weiteres Mal. »Ich benötige jetzt kein Gelaber. Ich will meine Ruhe.«
»Das ist kein Gelaber. Du weißt, dass es notwendig ist. Genauso wie mit Nia. Du musst auch mit ihr reden. Du kannst nicht alles von dir wegschieben.«
»Es reicht. Ich will dich heut nicht mehr sehen.«
»Wow. Welch' Überraschung. Sobald du dich eingeengt fühlst, machst du dicht.«
»Ja und welch' Überraschung zu sehen, wie gefühllos du bist.«
»Ich?« Er zeigte auf sich. »Was ist daran kaltherzig? Wir müssen miteinander reden, Isabelle. Und ich darf dich auch darauf hinweisen, dass du mit unserer Tochter reden solltest.«
»Nein. Wir reden heute nicht.«
»Wann dann?«
»Wie gesagt ... morgen. In der Therapiestunde.«
»Lass uns doch heut Abend ...«
»Nein.« , fauchte sie und drückte ihren Zeigefinger in seine Brust. »Wage es dich, mich anzusprechen.«
»Was ist los mit dir? Warum verhältst du dich so?« , fragte er. »Ich habe dir nichts getan.«
»Du nervst mich. Ich habe dich damals nicht benötigt und brauche dich heute noch weniger.«
»Ja und genau deswegen sollten wir reden. Warum machen wir den ganzen Scheiß, wenn du doch gar nicht ...?«
»Hör auf Dag. Tickst du nicht mehr ganz sauber?« Ihre Stimme blieb erhoben. »Ich bin am Grab meines Sohnes, und du ...«
»Unseres.« , korrigierte er sie.
»Was?«
»Hier ruht unser Sohn.«
Isabelle visierte ihn ein wenig länger. »Buch' dir für heute Nacht ein Hotelzimmer. Ich will dich nicht sehen.«
»Was?« Irritierte blinzelte Dag sie an.
»Ich will dich nicht sehen. Ich will dich nicht hören. Ich will meine Ruhe. Ich will alleine sein.«
»Ist das ...?«
»Ja, das ist mein Ernst. Und morgen wirst du pünktlich bei Mara sein und da wirst du keine Scheiße mehr von dir geben.«
»Und mit scheiße, ist was genau gemeint?«
»Dein dümmliches Gelaber.« , antwortete sie und ging fort.
»Ich soll also heut nicht nach Hause kommen?« , rief er ihr nach.
»Nein.« , erklang ihre weiterhin wütende Stimme.
Dag drehte sich um zum Grabstein. »Es tut mir leid Rio. Mama, wird bald wieder ... sie selbst sein. Das verspreche ich dir.«
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Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3
FanfictionAlternatives Ende für die Dag und Isy Story Zweite Chance?! Oder nicht? Dag versucht auf irgendeine Weise nach der Trennung von Isabelle, den für ihn richtigen Weg zu finden. Doch wie erkennt man, wer genau der passende Partner für einen wäre? Sollt...