𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 95

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»Okay.« Leni reichte Carla ihr Handy zurück, nachdem diese ihr das vorher gegeben hatte, damit sie den Chatverlauf mit Dag lesen konnte. »Und das bedeutet ... ihr zwei seid jetzt ... offiziell ... wieder zusammen?«

Carla strahlte. »Ja.«

»Und ... das ist nicht nur ...«

»Nein, er wird diese Nacht zu mir kommen ... und morgen halt seinen ganzen Kram holen. Er war vorhin kurz da und hat ein paar Sachen schon vorbeigebracht.«

»Warum nicht jetzt?« , fragte sie und sah einem Typen hinterher, der sie auf dem Gehweg, wo sie sich befanden, in Eile fast umgerannt hatte.

»Ein Freund von ihm ist verstorben und ... sie halten in dessen Bar eine kleine Trauerfeier ab.«

»Ah und dazu wurdest du als Freundin von Dag nicht ...«

»Ich gehöre da nicht hin. Es ist etwas Privates und ... seine ... Ex weiß jetzt erst von uns. Ich fände es nicht gerecht und gut dort ...«

»Ah, sie ist also auch da.«

»Hör auf mir jetzt irgendwas ...«

»Ja, ich halte schon meinen Mund.« Wiederholt schloss sie ihre Flappe mit dem unsichtbaren Schlüssel ab.

»Gott, du weißt gar nicht, wie ich mich gestern gefühlt habe, als er mir schrieb, dass sie über uns Bescheid weiß.« , sagte Carla im weiteren Verlauf. »Erst dachte ich, scheiße, das war's mit Sicherheit. Doch dann schrieb er mir, wie sehr er mich liebt, und ... das wir uns nicht mehr verstecken müssen.«

»Ich hab's gelesen.«

»Ich hab' geheult. Das war ... ich bin so happy.«

»Dann hoffe ich mal, es war keine Finte.«

»Wozu?«

»Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf so vor sich geht.«

»Es ist keine Finte. Du hättest ihn sehen müssen, als er zu mir kam.« Sie strahlte weiter. »Jetzt fängt mein Leben erst so richtig an.«

»Abhängig sein von einem Mann ist also dein Leben.«

Carla sah sie derangiert an. »Was redest du da? Ich bin nicht abhängig.«

»Na ja, wenn du meinst, dein Leben hätte erst jetzt ...«

»Weil ich angekommen bin. Mit ihm. Das ist keine Abhängigkeit.«

»Heißt aber noch nicht, dass jetzt alles gut wird.«

»Wie meinst du das?«

»Seine Tochter zum Beispiel, die ihre Abneigung dir gegenüber deutlich gezeigt hat. Seine ... Ex, die auch wenn sie es jetzt weiß, dich weiterhin bestimmt als die Frau ansieht, die ihren Mann gestohlen hat. Und dann Dag.«

»Was soll mit ihm sein?«

»Das er Potenzial zum Fremdgehen hat, hat er ja klar und deutlich bewiesen.« , sprach Leni. »Mir wäre das nicht ... geheuer.«

»Warum tust du das?«

»Was denn?«

»Ja solche Dinge erzählen.«

»Weil ich einfach Angst um dich hab'.«

»Nein, du setzt mir damit Dinge in den Kopf. Ich bin glücklich Leni. Ich will nicht über so etwas nachdenken, weil ich ihn liebe. Ihm vertraue. Wenn ich so an unsere Beziehung rangehe, zerstöre ich sie mir ja selber mit meiner Eifersucht.«

»Es tut mir leid. Vielleicht bin ich auch einfach nur voreingenommen. Er ist Musiker. Er geht auf Tour. Ich hab' da schon einiges Mitbekommen und ... aber ... du hast Recht. Nicht jeder ist gleich. Ich versuche, mich ab jetzt dranzuhalten und tatsächlich meinen Mund in der Hinsicht geschlossen zu halten.«

»Das wär' nett.« Sie lächelte sie nun an und hakte sich bei ihr ein. »Freu' dich einfach für mich.«

»Yippie.« , gab sie in einer total normalen Tonlage von sich.

Carla sah auf die Uhr. »Sollen wir in eine Cocktail-Bar?«

»Ja. Ich brauche dringend Alkohol.«

Sie schlenderten weiter die Flaniermeile entlang, auf der sich einige Leute befanden, die abends ausgehen wollten. »Denkst du echt, sie ... sie würde weiterhin versuchen, einen Keil zwischen mir und Dag zu schieben?«

»Wer? Seine Tochter oder seine ...Fr- ... Ex?«

»Seine Ex?«

»Carla, du warst seine kleine Gespielin und jetzt seine Freundin. Nur weil sie es jetzt weiß, heißt nicht, dass sie Dag dazu gratuliert.«

»Das ist mir klar, aber ... er meinte, sie hätte gesagt, dass sie die Scheidung will.«

»Natürlich will sie die Scheidung. Wer will auch mit einem Betrü- ...« Sie stoppte ab. »Sorry. Ich hab's selbst gemerkt.«

»Ich sollte dich verkuppeln. Dann hast du wenigstens andere Dinge zu tun.«

»Nein nein. Lass ma' stecken. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Männer können ambulant vorbeikommen. Doch eine stationäre Aufnahme gibt es nicht.«

Carla lachte. »Ja, bis dann der Richtige vor dir steht.«

»Den gibt's nicht.«

Die Dunkelhaarige wollte erwidern, dass sie auch einst so gedacht hatte, eh Dag in ihr Leben getreten war, entschied sich aber dafür, ruhig zu bleiben. Leni würde sie in der Hinsicht wohl nie verstehen.

Daher versuchte sie sich in dem Moment einzig auf ihr Glück zu fixieren.

Sie musste ein wenig lächeln, wie überschwänglich sie ihn in Empfang genommen hatte, als er bei ihr angekommen war. Er wäre fast hingefallen, nachdem sie ihm vor Freude auf den Arm gesprungen war.

Es war absolut keine Finte. Er hatte keinen Grund, ihr so etwas weiszumachen.

Sie war nicht mehr die Geliebte. Sie war nun endgültig seine Freundin. Die Frau an seiner Seite.

Carla hatte sich nie erträumt sich einmal in einen verheirateten Mann zu verlieben. Aber es ist passiert.

Sogar ... das Happy End.

Es passiert wahrscheinlich nicht sehr oft, doch manchmal kann man den Teufelskreis durchbrechen. Von Zeit zu Zeit ist man die Ausnahme von der Regel. Ab und an gibt es auch bei einem vielleicht heimlichen Start ein glückliches Ende.

Carla war zuversichtlich. Egal, was Leni von sich gegeben hatte ... Dag und sie hatten es nach all dem Hin und Her verdient, endlich anzukommen.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt