𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 62

34 15 0
                                    

»Ich hab' doch gesagt, du hättest mich nicht abholen brauchen.« , sprach Isabelle, als sie mit Katja im Schlepptau ihr Heim betrat.

»Ja und ich habe gesagt, uns're Männer sind nicht da, also wird heut Abend ein Frauenabend so wie damals stattfinden. Eventuell bekomm' ich dich ja dann zurück auf deine ... Spur.«

»Ich bin normal.« , kommentierte sie.

»Definiere normal?«

»Ich verhalte mich normal aufgrund der Dinge, welche mir bereits angetan wurden.«

»Normal ist relativ.« , sprach Katja und blieb stehen, als Isabelle vor ihrem Schlafzimmer stehenblieb. »Was ist los?«

»Da ist ... Blut.« Sie zeigte auf die Klinke und anschließend hin zu den Blutstropfen auf dem Boden, die ... zum Badezimmer führten.

Katja schob Isabelle sofort hinter sich und öffnete mit Ruck das Bad ... wo niemand war. Die Tropfen leiteten jedoch zum Waschbecken, wo ein Handtuch mit Blutflecken zu sehen war. »Wo ist ... Nia?« , fragte die Blondine leise.

»Ich weiß es nicht.«

»Hatte sie irgendwas vor, oder ...?«

»Ich weiß es nicht.« , gab sie etwas lauter von sich und bekam sofort Katjas Hand auf den Mund. »Was ...?«

»Entweder hat deine Tochter sich ... geschnitten oder so, und vergessen, das sauber zu machen, oder ... vielleicht ist jemand hier.«

»Nia.« Voller Panik und Angst um ihr Kind rannte Isabelle in den Flur, zum Zimmer ihrer Tochter, wo sie die Türe auf Anhieb aufriss ... doch niemanden vorfand. »Nia?« , rief sie laut, während Katja ihr bereits gefolgt war.

Isabelle rannte zurück und sah das die Schuhe, die sie derzeit immer trug, vorne standen. Sie war hier. Ihr wurde übel. Sie öffnete mit Schwung die Schlafzimmertüre, da dort ja das Blut begonnen hatte, währenddessen Katja weiter geradeaus in den Wohnbereich lief, wo sie Nia kauernd in einer Ecke neben der Küche vorfand. »Isabelle. Sie ist hier.« , rief sie und ging sofort in die Hocke. »Süße, was ist passiert?« Sie streichelte über ihren Kopf, bis Nia sie mit dicken verheulten Augen ansah.

Die Tochter ihrer besten Freundin sprach nicht, aber Katja bemerkte, dass sie ihren Finger sporadisch mit Zewa-Papier verbunden hatte. Langsam half sie ihr auf die Beine und wunderte sich, weshalb Isabelle noch nicht hergekommen war.

Aufgrund dessen wanderte sie mit Nia im Arm zurück in den Flur. »Isabelle?« , sprach sie. »Nia ist hier. Ihr geht's gut.«

Ihre Freundin kniete auf den Boden. Den Rücken hatte sie ihnen zugewendet und bewegte sich kein Stück.

Katja streichelte nochmal kurz über Nias Arme, die sich ebenfalls nicht rührte, ließ sie los und ging langsam zu Isabelle. »Hast du gehört? Alles ist okay.«

Nun schüttelte diese ihren Kopf. »Nichts ist okay.« , kam im Flüsterton aus ihrem Munde.

Katja sah auf ihre zitternden Hände, in denen sie die Überreste des Stramplers fast schon krampfhaft zwischen den Fingern hielt. Erschrocken sah sie zu Nia, der man es ansehen konnte, dass sie gerade mit der Schuld aber auch mit Hass kämpfte. »Das kann man bestimmt wieder ...« , begann die Blondine.

»Nein.« Isabelle unterbrach diese grob und stand auf. Die Tränen liefen ihr hinunter, als sie sich umdrehte, an Katja vorbeisah und hasserfüllt zu ihrer Tochter blickte. »Was hast du getan?«

»Ich war ...«

»Nein.« , schrie sie Nia an. »Erzähl' mir nichts. Du bist wie dein Vater. Du entscheidest einfach Dinge, um mir irgendwas abzunehmen, dabei nehmt ihr mir das kleine bisschen, was ich habe, und zerstört alles um ...«

»Das war nicht für dich.« , brüllte Nia zurück. »Das war für mich.« Sie weinte ebenso. »Ich hab's für mich getan.«

»Für dich?« Isabelle trat näher. »Rio hat ihn getragen. Du hast mir das genommen. Du hast nichts für dich getan. Du hast mir das letzte Teil genommen, was mein Kind ...«

»Ich bin auch dein Kind.« , schrie sie extrem laut. »Ich bin auch ein Teil dieser Familie.«

»Du kannst ihn bestimmt zu einer guten Schneiderin bringen, und ...« , startete Katja erneut, doch Isabelle drehte ihren Kopf geschwind und sah ihre beste Freundin giftig an.

»Niemand fasst ihn an. Er riecht nach Rio. Niemand darf ihn berühren. Sie hat es zerstört. Mit Absicht.« Ihr Zeigefinger, der immens zitterte, zeigte auf Nia.

»Ja habe ich. Ich hab' das mit voller Absicht gemacht, weil ...«

Die Ohrfeige ihrer Mutter war kraftvoll und ohne längeren Überlegen geschehen.

Katja ging sofort in die Mitte und stellte sich schützend vor Nia hin. »Was ist in dich gefahren?«

»Sie hat mir mit Absicht wehgetan.« , brüllte sie verzweifelt herum.

Nia hielt sich die Wange fest und schluchzte hinter der Blondine.

»Nein. Du beruhigst dich jetzt erst einmal. Das war nicht richtig, was sie getan hat, aber du kannst sie doch nicht schlagen.«

»Sie hat es zerstört. Die Bilder hat sie kaputtgeschlagen. Sie ist wie Dag. Sie zerstört nur. Sie zerstört mein Leben.« Ihre Stimmlage blieb keifend ... und voller Verzweiflung.

»Isabelle, du bist jetzt gerade ...«

»Das werde ich dir niemals verzeihen Nia. Niemals.«, schrie sie weiter heraus. Zum wiederholten Mal zeigte sie mit dem Finger auf ihre Tochter und versuchte Katja wegzuschieben, die jedoch beharrsam stehenblieb. »Geh' mir aus dem Weg.«

»Nein das werde ich nicht.« Sie bekam Nia dennoch zu fassen, die aufschrie, als sie sich losriss und die Nägel ihrer Mutter in ihrer Haut infolgedessen spürte, weil diese abrutschte. »Es reicht Isabelle.« Katja wurde lauter. »Ich kann mich nicht aufteilen, aber das Beste ist jetzt, glaube ich, wenn ich Nia mit zu mir nehme.« Sie blieb vor ihr und ging rückwärts mit ihr aus dem Schlafzimmer, während Isabelle sich verzweifelt zu Boden fallen ließ und heulte. »Ich werde ...« Katja überlegte. »Ich werde Çan anrufen. Du solltest auch nicht allein sein, aber ich werde mich jetzt vorrangig um Nia kümmern. Bis sich das hier ... beruhigt hat.«

»Meine ... Sachen.« , schluchzte das Mädchen hinter ihr.

»Die hol' ich morgen.« Wie eine Löwin, die schützend vor ihrem eigenen Jungtier blieb und die Gefahr im Auge behielt, verließ sie mit Nia weiterhin rückwärtsgehend das Haus, eh sie im Auto dann Çan über alles unterrichtete.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt