𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 59

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Dag rollte seinen Koffer in den Flur.

Er freute sich wirklich auf Sing meinen Song.

Nicht nur, weil es für Vincent und ihn eine große Chance war ... Eine Steigerung ihrer Karriere.

Nein, es war auch eine Flucht vor der Kälte, die in seinem Heim spukte.

Gestern hatte er sich dabei erwischt, vor Carlas Türe spazieren zu gehen. Er hatte die Hoffnung gehabt, sie wenigstens aus der Ferne sehen zu können. Oder ... vielleicht sogar anzutreffen. Aber das Glück hatte er nicht.

Dann kam zu allem Überfluss noch ein Anruf von Isabelle, die ihn zurückbestellt hatte, wie ein Tier, das man ... versuchte zu dressieren.

Wie sollte er sich da Carla auch nur ansatzweise nähern, wenn er unter Kontrolle stand?

Zudem ...

Wollte er es wirklich? Sie wiedersehen ... ja. Auf eine weitere Chance mit ihr hoffen? ... ja. Doch ... wie? Das wie war entscheidend.

Es gab kein Schlupfloch, in welches er schlüpfen konnte. Wenn er das jetzt mit Isabelle beenden würde, wäre er weiterhin das Arschloch.

Somit war auch das Rumlungern vor Carlas Haus ... gefährlich für ihn.

Aber irgendwie wollte er, dass sie wusste, dass er doch noch nicht aufgegeben hatte, an ein glückliches Ende für sie zwei zu glauben.

Das er sie nicht vergessen hatte ... geschweige denn, dass er es konnte.

Sein Blick fiel auf die geschlossene Türe seiner Tochter. Seit sie gestern nach Hause gekommen war, heulte sie unentwegt und wollte mit keinem reden.

Was genau vorgefallen war, wusste er nicht, aber er ging schwer davon aus, dass es mit Robin zu tun hatte.

Isabelle trat aus dem Badezimmer und blickte ihn kurz an, eh sie in die Küche ging.

Dag folgte ihr. »Willst du nicht mal ... mit ihr reden?«

»Nia?«

»Ja. Wen sonst?«

»Warum?«

»Sie scheint ... Liebeskummer zu haben. Ich hab' gestern versucht, mit ihr zu reden, aber sie hat das nicht gewollt. Ich dachte, du als Frau ...«

»Nia wartet darauf, das Robin von seinem hohen Ross steigt und sich entschuldigt. Was soll ich da tun? Dich bekomm' ich ja nicht mal dazu deine Fehler einzusehen, wie soll ich da ...?«

»Kannst du mal endlich aufhör'n, uns're Probleme mit Nias gleichzusetzen?«

»Fühlen wir uns wieder angegriffen?« Sie schnauft verächtlich und schüttete sich eine Tasse Kaffee ein.

»Nein.« , gab er an. »Wäre trotzdem nett, wenn du mal ... mit ihr sprichst. Sie tröstest. Ich weiß nicht.«

»Wow. Jetzt werde ich noch belehrt, wie ich als Mutter sein sollte. Wenn ich ja schon als Ehefrau versagt habe, muss ich ja auch als Mama die Falsche sein.«

»Das habe ich nie behauptet.« Wie oft sagte er eigentlich diesen Satz? Mittlerweile war es längst Routine geworden oder nicht?

»Klar deswegen schnell mal eine andere geschwängert.« , vertrat sie ihre Meinung. »Ach nee warte. Hast dir einreden lassen, du hast eine andere geschwängert.« Sie nippte an ihrem Getränk. »Ist dein Wunsch so groß, dass du sie deswegen ungeschützt gefickt hast? War es dir das wert alles zu zerstören, weil ich meinte, ich will kein Kind mehr?«

»Ich werde mit dir jetzt nicht darüber reden.«

»War klar. Verdrängen ist ja deine Stärke geworden.«

»Ich wurde gezwungen, vieles zu verdrängen.«

Sie schnaufte erneut auf. »Willst du mir gerade sagen, ich hätte dich zu irgendwas gezwungen? Habe ich dich auch in die Arme dieser notgeilen Schlampe geschubst? Willst du mir das unterstellen Dag?«

»Ich unterstelle dir nichts. Aber ... willst du das wirklich durchziehen Isy? Willst du mich hier haben? Weil ich erkenne kein bisschen davon, dass ich hier sein soll. Das du mich auch nur ansatzweise hier haben willst.« Er sah sie ein wenig länger an und hoffte, sie würde die Wahrheit sagen. Sie würde ihn rausschmeißen. Ihn ... gehen lassen.

»Willst du etwa gehen? Willst du deine Familie verlassen?« , fragte sie ihn stattdessen.

»Ich bin ... hier.«

»Bist du das?«

Sollte er die Wahrheit sagen? Zugeben, das er lieber woanders wäre?

Sein Handy gab ein Ping-Geräusch von sich und er holte es heraus, um draufsehen zu können.

»Neue Gespielin?« , gab Isabelle fragend von sich.

»Das ist Vincent. Er ist jede Sekunde hier, um mich einzusammeln.« , beantwortete er und drehte sein Handy als Beweis um.

»Bin schon gespannt, ob du deine Finger bei dir behalten kannst, wenn du in Südafrika unterwegs bist.«

»Nein weißt du Isy, ich freu' mich bereits, Thomas an den Klöten zu spielen.«

»Ich meine die dort anwesenden Frauen. Ist doch dein neues Beuteschema. Jung und knackig.«

Er schüttelte einfach nur den Kopf. »Ich bin weg. Man ... sieht sich.« Mit den Worten verabschiedete er sich, nahm seinen Koffer und ging nach draußen, wo auch bereits zeitgleich das Taxi mit Vincent als Passagier anhielt.

Parallel dazu fiel ihm ein, dass er jetzt gar nicht von Nia Abschied genommen hatte. Zurück in die eisige Burg wollte er aber nun auch nicht.

Vincent stieg aus und sah ihn fragend an. »Hast du alles?«

»Jaja.« , antwortete er und kam mit seinem Rollkoffer näher. »Bloß weg hier?«

»So schlimm?« , fragte sein bester Freund, nachdem der Koffer verstaut und beide Männer mittlerweile im Wagen saßen, der sie zum Flughafen beförderte.

»Kann nur besser werden.« , äußerte er sich dazu, drehte sich ein wenig mehr und sah sich auf seinem Handy die Bilder seines verbotenen Ordners an, um sich besser zu fühlen.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt