𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 49

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»Machst du dich noch fertig?« Isabelle sah zu Dag, der sich sporadisch irgendwas im Fernsehen ansah.

Nun blickte er an sich hinab. »Nein. Für was auch. Wir gehen nur zu Andi.«

»Aha.« Sie spitzte die Lippen und schnaufte kurz auf.

Er sah ihr kurz nach und schaute anschließend wieder auf die Flimmerkiste vor sich. Der Drang war da sein Handy rauszuholen, doch das konnte er nicht bringen. Isabelle hatte vorhin schon direkt seltsam zu ihm herübergeschaut, als ihn eine Nachricht erreichte.

Diese war von Vincent gewesen, der einfach nur das Treffen bestätigt hatte und der fragte, ob sie dann auch mal in Ruhe reden könnten.

Isabelle wollte jedoch dies mit eigenen Augen sehen. Vertrauen war somit keines vorhanden.

Super Bestandteil für einen Neustart.

Was sollte da noch schiefgehen?

Wozu gingen sie jetzt überhaupt aus?

Um heile Welt vorzuspielen? Er hatte nicht mal großartig Bock wegzugehen. Am liebsten würde er sich in Selbstmitleid suhlen. Ihm ging es gar nicht gut. Gleichzeitig fragte er sich, was Carla wohl just in diesem Moment tat. Lebte sie ihr Leben, als wäre er nie dagewesen? Oder dachte sie auch gerade, wie schön es wäre, beieinander zu sein?

»Gib ma' Fernbedienung.« Nia legte sich auf den anderen Ottomanen und hielt ihre Hand ausgestreckt in die Luft.

»Artikel und Zauberwort waren wohl schon ausverkauft.« , brummte er und warf ihr diese rüber.

»Ja. Bezeichne mich auch noch als dumm. Dankeschön.«

»Ich habe dich lediglich darauf hingewiesen keine Wörter wegzulassen.«

»Jaja.« Sie zappte herum und suchte im HOME-Menü nach etwas, was sie wohl eigenhändig nicht wusste.

Irgendwie sah er sich da selber.

Wütend und traurig über alles und mehr oder weniger im Alleingang dran schuld.

Dag setzte sich auf und rieb sich die Stirn.

»Ja. Jetzt komm' nicht an, du hättest Kopfschmerzen. Die Ausrede zieht nicht.« , kam unerwartet wiederholt Isabelles Stimme bei ihm an.

»Ich habe gar nichts in der Art gesagt.«

»Ja aber bestimmt gedacht. So 'ne kleine Ausrede, damit du für sich sein kannst. Was nicht gut geht, wie wir ja festgestellt haben. Denn wenn du alleine bist, läufst du nämlich herum, wie ein Kater auf der Suche nach einem jungen Kätzchen.«

Mussten diese Vorwürfe vor Nia sein?

Er bemerkte den Blick seiner Tochter, die abwechselnd je auf ein Elternteil sah.

»Bleibst du alleine zu Hause?« , fragte er sie, um von eigentlichem Thema abzulenken.

»Robin und ich sind auseinander. Natürlich bleibe ich alleine.«

»Ihr vertragt euch schon wieder.«

»Nö. Er will, dass ich mich entschuldige.«

»Und ... das willst du nicht?« , hakte er nach.

»Ich habe keinen Fehler gemacht.« , schimpfte sie.

»Richtig so.« , mischte sich Isabelle ein. »Wenn er der Schuldige ist, sollte er auch ...«

»Findest du das jetzt richtig?« , fragte Dag, als er ihr ins Wort fiel. »Ich mein', eine Geschichte hat immer zwei Seiten.«

»Wow du nimmst ihn in Schutz?« , meckerte Nia.

»Ich will damit schlicht und ergreifend zum Ausdruck bringen ...«

»Das darfst du nicht so eng sehen Nia.« , gab Isabelle von sich. »Dein Vater ist selbst der Schuldige und redet sich Sachen ein, um die Schuld auf andere abzuwälzen.«

Dag wollte darauf nichts antworten. Zumindest nicht in Nias Beisein. »Können wir?« , fragte er.

»Der Uber-Wagen kommt gleich.« , meinte sie.

»Dann warte ich draußen. Ich will eine rauchen.«

Isabelle spitzte die Lippen. »Aha.«

»Darf ich?« Wieder bat er um Erlaubnis. Tat er das eigentlich, um ihr damit zu zeigen, was für einen Fehler sie hier begangen? Wie falsch diese Beziehung ablief, obwohl man doch dran arbeiten wollte?!

Isabelle zuckte lediglich mit den Achseln und Dag nahm dies als ein Ja an, woraufhin er auch direkt nach draußen ging.

Dort zündete er sich in der Tat eine Kippe an, wo er genüsslich den Rauch inhalierte. Das tat gut.

... doch wiederholt dachte er an Carla.

Wie ... sorglos alles mit ihr war. Wie gut sie ihm getan hatte. Es war, als würde ihm Medizin fehlen. Als hätte die letzte Dosis eines Medikamentes aufgehört zu wirken.

Es war doch gerade erst vorbei. Aber es kam ihm bereits vor, als hätte er sie Monate nicht gesehen. Dieses Gefühl ... am falschen Platz zu sein.

Er gab ein kurzes aufschnaufendes Lachen von sich. Noch vor Kurzem war er sich so sicher gewesen die Sache mit Isabelle hinbekommen zu wollen. Er hatte es ja nicht ohne Grund mit Carla beendet.

Doch jetzt ... jetzt war es anders.

Das Gefühl war anders.

Vielleicht hätte es zu dem Augenblick geklappt. Sie beide wollten zu dem Zeitpunkt einen Neuanfang. Sie hatten sich ... geliebt in Isabelles altem Zimmer. Irgendwie war es da greifbar nah gewesen.

Doch dann der Fall.

Seine Affäre hatte es zerstört. Und ... sie hatte ihn im gleichen Sinne auch aufgefangen.

Was für ein Kreislauf des Lebens.

In der gegenwärtigen Zeit sah er das Ziel nicht vor Augen. Isabelle verabscheute ihn. Warum auch immer sie ihn ... wiederhaben wollte, aber tief in ihrem Herzen begehrte es sie nicht, es wieder hinzubekommen. Das merkte er ihr an. Ihr Verhalten sprach Bände.

Dennoch ...

Blieb ihm denn eine Wahl?

Man erwartete es schließlich von ihm.

Nia hatte so sehr darum gebeten, dass er seine Zielvorstellung weggepackt hatte.

Einzig für die Familie.

So war das halt.

Man steckte zurück für das Wohl seiner Liebsten.

Der bestellte Wagen hielt vorm Haus. Zeitgleich trat Isabelle ins Freie und flanierte an ihm vorbei.

Dag zog nochmal an der Kippe. »Wenn was ist, dann melde dich.« , rief er ins Innere, eh er die Zigarette wegflitschte und seiner Frau zu dem Wagen folgte.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt