14. Kapitel

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|Riku| Was war denn jetzt los?
Als ich mit Samu in den Hausflur trat und meine Wohnungstür hinter mir schloss, bemerkte ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmt.
Seine Züge waren angespannt, seine Stirn lag in Falten und er biss sich nervös auf der Lippe herum.
"Okay, also worüber wolltest du mit mir reden?", fragte ich meinen besten Freund, der mir im Moment allerdings ziemlich fremd war.
Samu räusperte sich, schaffte es kaum mir in die Augen zu sehen.
"Tu das nicht mit Tarja...ich meine, halt dich besser von ihr fern, sie ist nicht gut für dich!"
Okay, jetzt verstand ich die Welt nicht mehr...Was wollte er mir denn damit sagen?
"Wieso?"
"Weil...ach ich kenn sie halt schon ein bisschen und ich glaube man kann ihr nicht trauen."
Misstrauisch betrachtete ich ihn. "Okay und der wirkliche Grund?" Zum ersten Mal sah er mich an.
"Das ist der wirkliche Grund."
"Samu verkauf mich nicht für blöd, ich merk doch, dass da noch etwas anderes ist! Mal ganz davon abgesehen, dass Tarja definitiv keinen hinterhältigen Eindruck auf mich macht!"

Er suchte sichtlich nach Worten, fuhr sich angestrengt durch die Haare und trat unruhig vom einen Fuß auf den anderen.
"Mann Riku glaub mir doch! Ich mache mir bloß Sorgen um dich und will nicht, dass sie dir irgendwann wehtut."
"Meinst du nicht, dass ich alt genug bin, um selber entscheiden zu können, auf wen ich mich einlasse und auf wen nicht?"
"Ja schon, aber...na ja ich kenn dich doch...Ich spüre, dass du gerade dabei bist, dich in sie zu verlieben und ich will dich vor einem Unglück, vor IHR bewahren!"
"Jetzt mach aber mal halblang Samu! Was soll das denn? Ich kenne dich auch und ich weiß, dass hier irgendwas verdammt noch mal bis zum Himmel stinkt! Ich hab dich noch nie SO über einen Menschen reden hören, also sag mir jetzt zur Hölle nochmal, was dein scheiß Problem ist!"

So langsam platzte mir wirklich der Kragen! Sein mysteriöses Verhalten war wirklich nicht auszuhalten! Beinahe eingeschüchtert sah er auf und kaute erneut nervös auf seiner Unterlippe.
"Samu rück jetzt raus mit der Sprache! Du kannst mir doch so etwas nicht grundlos sagen!", drängte ich ihn weiter.
"Okay...ich äh...ich glaube sie...sie steht eigentlich auf mich."
Entsetzt riss ich die Augen auf. Ich glaube ich hatte mich wohl verhört!

"Wie zum Teufel kommst du darauf?" Samu schwieg bloß und fuhr sich erneut verlegen durch die blonden Haare. "Okay...das lässt sich ja herausfinden...", murmelte ich und wollte gerade die Tür aufstoßen. "Warte! Was hast du vor?", hielt Samu mich am Arm zurück. "Na ja, ich stelle sie zur Rede, was denkst du denn?!", erklärte ich, riss mich von ihm los und betrat die Wohnung.
"Riku! Nein warte!", rief Samu mir noch entsetzt hinterher und folgte mir. Doch ich hatte Tarja bereits erreicht, die sich zu mir umdrehte und mir ein Lächeln schenkte, welches ihr aber sofort wieder entglitt als sie Samu hinter mir erblickte.

"Du willst was von Samu?", fragte ich ruhig, da ich mir eigentlich sicher war, dass dem nicht so war. Sie hatte beim besten Willen nicht den Eindruck gemacht und ein gewisses Maß an Menschenkenntnis traute ich mir zu.
Doch die Antwort, die im späteren Verlauf auf mich zu kam, übertraf meine Erwartungen und war bei weitem schlimmer.
"Was hast du ihm erzählt???", zischte Tarja und funkelte Samu böse an.

|Tarja| Ich hatte mich ja wohl verhört, oder?! Ich wünschte es diesem Arschloch, denn im Kopf ging ich bereits alle, mir bekannten Folterinstrumente durch. Die meisten befassten sich mit dem empfindlichsten Teil eines Mannes... "Samu glaubt, dass du was von ihm willst und wollte mich deswegen davon abraten, dich zu daten.", erklärte Riku und ich war fasziniert von der unglaublichen Ruhe, die er ausstrahlte.
"Sooo...hat er das ja?!", erwiderte ich und sprach dabei jedes Wort besonders langsam und betont aus.

Ich erhob mich von meinem Stuhl und trat den beiden Männern gegenüber.
"Und was hast du noch so erzählt, mein Lieber?", kreiste ich Samu mit meinen Worten ein.
Ihm war deutlich anzusehen, dass er dieses Gespräch, mit seiner Aussagen, über mich bei Riku, nicht beabsichtigt hatte. Schweiß trat ihm auf die Stirn und er schaffte es kaum, meinem Blick standzuhalten. In seinen Augen lag etwas flehendes, frei nach dem Motto: 'Bitte erzähl es ihm nicht!'

"Also stehst du nicht auf ihn?", hakte Riku erneut nach.
Ich riss den Blick zu ihm herum. "NEIN! Natürlich nicht!", rief ich und meine Stimme überschlug sich ungewollt.
"Samu, warum lügst du mich dann an?", richtete sich Riku an seinen Freund, der völlig überfordert wirkte, doch ich setzte noch einen drauf: "Ja genau Samu...warum lügst du Riku an???"
Mit drängendem Blick durchstocherte ich ihn und die Präsenz meiner Schlagfertigkeit, schien ihm wieder etwas mehr Selbstbewusstsein zu geben.
"Sie lügt!", zischte er und funkelte mich böse an.
"Tut sie das ja?! Mhm ich kenne genau eine Person in diesem Raum, die lügt und das bin ganz bestimmt nicht ICH!", herrschte ich ihn an.

"Okay! Stopp! Ich steig jetzt nicht mehr durch...Irgendwas stimmt doch da zwischen euch Beiden nicht! Was ist euer Problem?", meldete Riku sich wieder und beäugte uns beide gleichermaßen misstrauisch.
Samu und ich starrten uns schnaufend an und ohne Riku Beachtung zu schenken, zischten wir ein synchrones: "Es gibt kein Problem!"
Meinen und vermutlich auch Samus Erwartungen zum Trotz, fing Riku plötzlich herzlichst an, zu lachen und wir rissen beide den verwunderten Blick zu ihm herum.

"Ihr habt ja keine Ahnung wie zum Schießen ihr euch aufführt. Wie alt seid ihr 12??", japste er.
Beide, sowohl Samu, als auch ich, musterten Riku skeptisch, der sich schließlich wieder einbekam.
"Okay, sorry! Das ist ein ernsthaftes Thema, das wollte ich nicht ins lächerliche ziehen...Also wie siehts aus, habt ihr gevögelt, oder wo ist das Problem?" Baff klappte mir meine Kinnlade herunter und ich musste nicht hinschauen, um mir sicher zu sein, dass Samu gerade gleich dumm aus der Wäsche schauen musste.

|Samu|Glückwunsch Haber! Da hast du dich ja mal wieder ordentlich in die Scheiße geritten!
Das Riku aber auch so direkt sein musste... Tarja und ich wechselten einen Blick.
"Never! DER Typ würde mich nicht ins Bett kriegen!", platzte sie plötzlich heraus und sah mich dabei vernichtend an.
War das ihr ernst?!
"Tu gefälligst nicht so scheinheilig!", zischte ich und erwiderte jenen Blick. "Okay, jetzt aber mal Spaß beiseite...Zwischen euch lief nicht ernsthaft schon mal was, oder?!", mischte sich Riku wieder ein und wirkte dabei zum ersten Mal schockiert.

"In Samus Kopf schon JA...", säuselte Tarja und grinste selbstgefällig. "Samu! Du bist verdammt nochmal vergeben!", tadelte mich Riku entsetzt.
"Alter, glaub doch nicht alles, was sie schwafelt!", fuhr ich ihn an. Riku streifte sich nachdenklich durch die brauen Haare.
"Okay ich bin verwirrt...Könntet ihr vielleicht jetzt endlich mal Klartext reden?!"
"Er hat angefangen!", stieß Tarja aus und deutete auf mich.
"Gar nicht wahr! Sie hat mich zuerst provoziert!", rief ich und streckte einen drohenden Finger nach ihr aus. "Du spinnst ja wohl! Wer hatte denn ne Latte, als ich ihn als Arschloch beleidigt habe?"
"Ach ja!? Und wer hat heulend in meinen Armen gelegen, ist dann schwach geworden und hat mich geküsst?"
"Jaaa genau WER hat mich geküsst....A-R-S-C-H-L-O-C-H?"

Dieses verdammte Miststück! Sie wusste doch genau, was dieses Wort bei mir bewirkte. Ich schluckte.
Reiß dich zusammen Haber!
"Halt deine verdammte Klappe!", knurrte ich.
"Halt du doch deine Klappe! Hab ich etwa angefangen? DU musstest es ja unbedingt Riku erzählen, weil du so scheiß eifersüchtig bist! Dann kann er jetzt auch die ganze Wahrheit erfahren!", erklärte sie bissig.
"Riku kommt nur gerade nicht so ganz mit...", warf mein bester Freund kopfschüttelnd und mittlerweile etwas genervt drein schauend, ein und Tarja und ich schenkten ihm zum ersten Mal seit einigen Minuten wieder Beachtung.

"Was gibt es da nicht zu verstehen? SIE ist ein hinterhältiges Miststück und eine Zicke und steht ganz offensichtlich auf mich!", legte ich die völlig logischen Fakten auf den Tisch. "Nein nein nein! Es ist viel einfacher...ER ist ein widerlicher Macho-Arsch, der verdammt geil auf mich ist und das, obwohl er ne Freundin hat!"
"Musst du immer das letzte Wort haben?!", fauchte ich Tarja an, doch sie lachte bloß missbilligend auf und verschränkte bestimmt die Hände vor der Brust.

"So langsam langts aber, ihr Zwei!", schlichtete Riku. "Ihr müsst das verdammt nochmal klären!"
"Was soll man da groß klären? Er soll sich einfach aus meinem Leben heraushalten!", schrie Tarja auf und ihre Worte ließen mich kurzzeitig zusammen zucken.
Ich machte einen Schritt auf sie zu und fixierte sie mit einem eisigen Blick, der sie sichtlich beinahe einknicken ließ.
"Schön, das kannst du haben! Du wirst mich nie wieder sehen müssen, dafür sorge ich!", grollte ich, drehte mich auf dem Absatz herum und ließ mich nicht mal mehr von Rikus Rufen davon abhalten, die Wohnung entschieden Schrittes, zu verlassen.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt