2. Kapitel

1.2K 43 0
                                    

|Tarja| Wie sooft kam ich früher von der Arbeit als Vivi. In meinem Job, als Veranstaltungsmanagerin gab es entweder die Tage, an denen ich aus dem Stress gar nicht mehr heraus kam, oder die, an denen ich nur wenige Stunden im Büro verbrachte, da sich die meisten organisatorischen Dinge, auch genauso gut von zu Hause aus regeln ließen.

Meine Laune war verdammt mies, wie sehr häufig in letzter Zeit... Doch dieses Mal, gab es wenigstens einen triftigen Grund dafür: Samu würde in weniger als einer Stunde zum Essen kommen, wofür Vivi heute morgen, bevor sie zu einem Fotoshoot gefahren war, bereits alles vorbereitet hatte.

Ich beschloss vorher noch schnell unter die Dusche zu springen und fühlte mich schon gleich ein wenig besser, als das heiße Wasser auf mich herab prasselte. Ich hatte mir gerade einen Slip und einen BH angezogen und rubbelte mir die Haare mit dem Handtuch trocken, als plötzlich mein Handy vibrierte.

Eine neue Nachricht von Vivi wurde eingeblendet. 'Hey Süße! Sorry, aber es wird später. Machts euch doch schon mal nett.' Beim Anblick dieser Worte fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Das war jetzt verdammt nochmal nicht ihr ernst, oder?! Ich konnte diesen Typen nicht ausstehen und jetzt sollte ich, mit ihm sogar alleine, in meinen eigenen vier Wänden hocken? Das ganze wurde ja immer besser!

Mittlerweile war ich strikt davon überzeugt, dass ich diesen Samu niemals mögen würde! Während ich immer noch entrüstet auf mein Handy starrte, ging plötzlich die Klingel. Fuck! Ich hatte die Zeit beim Duschen total aus den Augen verloren. Das musste Samu sein! Rasch zog ich mir ein Top über und lief zur Tür, um sie zu öffnen. War mir doch egal, wie ich in der Gegenwart von diesem Typen aus...oh mein Gott...sah...

Ich riss die Augen auf und musterte diese - ja man konnte es nicht anders sagen - Erscheinung?! Samu trug ein weißes Hemd zu einer dunklen Jeans, die Haare waren leicht verwuschelt und seine Augen strahlten mich aus einer kristallisierenden Tiefe an, die mir kurzzeitig den Atem raubte.
'Tarja! Krieg sich mal wieder ein!', appellierte ich an meinen Verstand, der sich zusammenreißen musste, nicht zu sabbern und schaffte es schließlich doch mein gewohntes Pokerface aufzusetzen.

Auch das Strahlen in Samus Augen erlosch augenblicklich. Offensichtlich hatte er Vivi und nicht mich erwartet. "Hey.", murmelte er kühl unter einem, mir bereits vom gestrigen Mittag bekanntem, abwertenden Mustern. Dieser gigantomanische Arsch!
"Hey." Ich versuchte ihm den gleichgültigsten Blick zu präsentieren, den ich parat hatte und ließ den Rest der Tür aufschwingen, sodass er eintreten konnte. Dabei gab ich gleichzeitig meinen, zuvor noch halb hinter der Tür versteckten Körper frei und ich beobachtete wie ihm kurzzeitig die Lippen offen standen, als er meinen Spitzenslip entdeckte.

"Vivi muss länger arbeiten.", murmelte ich monoton und schloss die Tür. Mir entging nicht, wie er mir dabei doch tatsächlich auf den Arsch starrte. Tzzz. So scheiße war ich wohl doch nicht, was?!

"Willst du was trinken?", fragte ich. Nur weil er nicht höflich war, hieß das ja nicht im Umkehrschluss, dass ich es nicht sein konnte. "Ja bitte.", murmelte er und folgte mir in die Küche. "Wasser, Cola, Bier...?" "Bier, bitte."

Während ich an den Kühlschrank ging, spürte ich die ganze Zeit seinen Blick auf mir. Schließlich dreht ich mich herum und reichte ihm das gewünschte Bier. Es fiel ihm sichtlich schwer mir dabei in die Augen zu schauen, als er die Flasche entgegen nahm. Okay, ein bisschen komisch war es ja schon, ihm mit feuchten Haaren und so leicht bekleidet, gegenüber zu stehen, aber irgendwie siegte doch der Triumph, mal einen alles andere als abschätzigen Blick in seinen Augen zu sehen, über mein Schamgefühl.

"Ich zieh mir dann mal was an.", flötete ich und wollte gerade in mein Zimmer stolzieren, als ich ihn doch allen ernstes ein "Endlich...", zischen hörte. Ich ignorierte das geflissentlich und setzte meinen Weg mit einem Augenverdrehen fort.

|Samu| Diese hinterhältige Zicke! Genervt schüttelte ich den Kopf und wollte gerade die Flasche Bier ansetzen, als ich registrierte, dass diese noch ungeöffnet war. Verdammt, diese Tarja war wohl sogar zu blöd, um ne Bierflasche aufzukriegen! Da ich noch nie in der Wohnung von Vivi und ihrer Freundin gewesen war, hatte ich keinen blassen Schimmer, wo sich ein Flaschenöffner befinden konnte, also beschloss ich Tarja danach zu fragen.

Bereits auf dem Flur hörte ich, dass diese wohl gerade dabei war, sich die Haare zu föhnen. Also klopfte ich an die Tür, aus der der Rumor kam. Scheinbar war jener jedoch zu laut, um mich zu hören, sodass ich diese schließlich einfach so öffnete und in Tarjas Zimmer hineinspähte.

Sie befand sich, mit dem Föhn in der Hand, vor einem Spiegelschrank, in einer Ecke des Zimmers, von der aus, sie mich nicht bemerkte. Während sie ihre Haare hin und her warf und sich die Luft des Föhns ins Gesicht pusten ließ, bewegte sie sexy ihre Hüften und schien tatsächlich zu tanzen. Ihr Hintern, der nur von den Spitzenpanties unwoben war, glitt zu einem gedachten Rhythmus vor und zurück und ihre nassen Haare flogen durch die Gegend, während ihr Gesicht völlig entspannt war und ihre Lippen scheinbar irgendeinen Song nachahmten.

MOMENT, hatte ich gerade sexy gesagt? Nein, nicht sexy...eher Möchtegern-sexy...wenn überhaupt! Ach was redete ich...es war sinnlos, das offensichtliche abzustreiten! Tarja war schon ziemlich sexy... Samu du Idiot! Hör auf sie so anzustarren!

"Hey!", brüllte ich etwas lauter als beabsichtigt und Tarja fuhr erschrocken herum. "Was fällt dir ein, dich so anzuschleichen?!", fuhr sie mich an und schaltete den Föhn ab. "Ich hab geklopft, kann ich ja nichts für, dass das Ding so laut ist...", feixte ich zurück. Es war ihr sichtlich peinlich, bei ihrem kleinen Tänzchen beobachtet worden zu sein, doch darüber konnte ich nur gönnerhaft grinsen.

"Was willst du?", zischte sie und pfefferte deutlich sauer den Föhn auf ihr Bett. Ich hielt die Flasche hoch. "Habt ihr nen Flaschenöffner?" Schon wieder verdrehte sie die Augen, das schien sie wirklich häufig zu tun und irgendwie war das ziemlich...Halt mal den Rand Haber!

Sie drängte sich an mir vorbei, wobei mir der Geruch ihres Shampoos entgegen stieg. Ich schüttelte heftig den Kopf, in der Hoffnung, diesen so aus meiner Nase verbannen zu können. Verdammt, wo blieb Vivi nur?

Ich folgte Tarja zurück in die Küche, die bloß eine Schublade aufriss und aus ihr den gewünschten Flaschenöffner zog. Sie wollte ihn mir gerade entgegen strecken, als das kleine Stück Metall ihr aus den Fingern glitt und zu Boden fiel. Völlig reflexartig bückten ich mich, um ihn aufzuheben, doch als ich meine Hand nach dem Öffner ausstreckte, berührte diese, ungewollt, die Hand von Tarja, die wohl genauso perplex wie ich gehandelt hatte.

Ich sah auf und blickte direkt in ihre blauen Augen. Die Verbindung hielt einige Sekunden an, bis Tarja kurz zusammenzuckte, als würde sie irgendeinen Gedanken abschütteln, sich dann wieder erhob und unsicher die Hände in die Hüften stemmte, während ich den Öffner endgültig aufhob.

"Okay...äh Vivi wird jeden Moment kommen...ich muss mich jetzt wirklich fertig machen...", stammelte sie und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Warum zur Hölle stammelte sie? Und schlimmer noch, warum interessierte mich das? GRRR! Wo blieb Vivi nur???

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt