122. Kapitel

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|Samu| Völlig überrumpelt von Tarjas Worten starrte ich sie an. Ich wusste überhaupt nicht, was mich mehr überraschte, dass sie sang, oder, dass sie ausgerechnet ein Lied von meiner Band ausgewählt hatte. "Ich werde dieses Lied singen, weil es mich sehr an dich erinnert Daddy...die Liedzeilen hätten von dir stammen können..." Kurz sah Tarja auf die Urne hinab, ehe sie die Augen schloss und sich der sanften Melodie hingab. "Don't turn away, there's still time, a tiny moment. Don't let go today. We can still shine, we are not broken! Scares to see that we are a step away, the one to take us one way wrong way." Die Gänsehaut die mich vollständig überzog setzte bereits mit ihrem ersten, gesungenen Wort ein. Ihre Stimmfarbe war klar und zerbrechlich und beinhaltete so viel Gefühl, dass es mich glatt von den Beinen riss. Ich hatte zwar erwartet, dass sie bei einem musikalischen Vater zumindest die Töne traf...aber DAS... "Say nothing is over, though everything's crazy. Be brave and trust me, it's not a game over! We gotta try harder, you gotta stay with me. There's nothing we can't reach, cause nothing is over!" Die ganze Zeit über gab ich mich einzig und allein ihrer wunderbaren, so vollkommenen Stimme hin und genoss den Anblick wie sie in dem Lied aufging, immer noch mit geschlossenen Augen, so sehr, dass ich gar nicht bemerkte, wie feuchte Perlen mein Gesicht augenblicklich zierten. Tarja erhob ein letztes Mal ihre Stimme, um den Refrain zu wiederholen und ohne selbst die Macht darüber zu haben hörte ich plötzlich meine eigene Stimme, ihre begleiten. Sie schlug die Augen auf und sah mich an, während wir gemeinsam über den Zeilen des, von mir geschriebenen Liedes, schwebten. Wir bewegten uns auf die letzten Worte zu ehe, eine dritte Stimme und Moment mal... Ich drehte mich herum und sah, dass Riku, Osmo, Raul und Sami ebenfalls in die letzte Phrase eingestiegen waren und so endete das Lied mit einem sechsstimmigen 'Cause nothing is over!'. Alles in mir kribbelte, die Rührung über diesen unfassbar schönen Moment übermannte mich und ließ mich erzittern. Ich sah auf zu Tarja, die einen kurzen Blick mit mir wechselte, den ich als ein tränenverschwommenes 'Danke' erkannte, ehe sie über die Klippe hinaus sah, wo der Pastor die Asche in den Wind gleiten ließ. Sie schwebte empor und wirbelte wie auf wogenden Wellen durch die Luft, ehe sie aus meinem Blickfeld verschwand. Das Kribbeln überall auf meinem Körper, war eins mit meiner Haut geworden und beinahe nicht mehr wegzudenken. "Asche zu Asche, Staub zu Staub.", rief der Pastor dem Urneninhalt hinterher. "Asche zu Asche, Staub zu Staub.", wiederholten die Trauergäste. Gleich darauf war es wieder still und alles was zu hören war, war das sanfte Rauschen des Meereswindes. Paulina und Tarja traten an den Klippenrand, reichte sich die Hand und schienen noch einige Worte an Tyan, ihren Ehemann und Vater zu verlieren, ehe sie sich umdrehten und Vivi und ihrer Familie den Moment überließen. Die beiden Frauen kamen auf mich zu und traten neben mich. "Ein unfassbar schöner Moment! Danke Samu!", richtete sich Paulina an mich und schenkte mir ihr warmes Schmunzeln, ehe sie mich in eine mütterliche Umarmung zog. Ich nickte bloß und versuchte ihr dieses Lächeln zurück zu geben, da ich zum Sprechen nicht im Stande war. Tarja drückte sich gleich darauf an mich und ich brauchte einen Moment, um mich aus meiner Starre lösen und ihre Umarmung erwidern zu können. "Ich liebe dich!", nuschelte sie gegen meine Brust und ich hauchte einen Kuss auf ihren Scheitel. "Ich liebe dich auch...und das ist fast noch untertrieben."

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt