135. Kapitel

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|Tarja| Deutschland also...das Land welches Sunrise Avenue berühmt gemacht hatte. Hier erwarteten uns die größten Konzerte, was für mich viel Arbeit bedeutete und schon fast beruhigend war. Hatte ich viel zu tun, blieb mir hoffentlich nicht allzu viel Freizeit mit den Jungs, hauptsächlich natürlich nicht mit Samu. Wir landeten in Berlin und wurden in einem Shuttle zu unserem Hotel gebracht. Die ganze Fahrt über schwieg ich. Ich hatte mich in die hinterste Ecke ans Fenster gesetzt und wenn ich nicht gerade vertieft hinaus starrte, bemerkte ich, wie entweder Samu, oder Riku mich ansahen. Rikus Blick krönte Besorgnis, Samus war eher von Traurigkeit benetzt. Die Schweigsamkeit im Bus kanalisierte eine Anspannung, die ich so noch nicht verspürt hatte, nicht mal in den Zeiten, in denen zwischen Samu und mir alles drunter und drüber gelaufen war. Jedes einzelne Bandmitglied schien deutlich zu spüren, dass irgendetwas faul war, etwas in der Luft lag, was nichts Gutes verhieß. Als der Bus hielt, verharrte ich noch einen Moment auf meinem Platz, während bereits alle Jungs ausstiegen, bis auf... "Tarja?" Ich riss meinen Blick vom Fenster los und sah in das nur allzu vertraute, blaue Augenpaar, welches voller Sorgen war. "Ich wollte..." Ruckartig stieß ich mich aus meinem Sitz, schnitt ihm mit dieser fluchtartigen Bewegung das Wort ab und drückte mich unsanft an ihm vorbei. Als ich aus seiner Reichweite war und mich in der Bustür befand, drehte ich mich noch einmal zu seiner völlig verdattert drein schauenden Statur um und fixierte ihn mit eisigem Blick. "Nicht reden. Nicht mit mir.", presste ich hervor und konnte deutlich wahrnehmen, wie ihm diese Worte einen Stich versetzten, ehe ich den Bus eilig verließ und ihn mit trüben Augen zurück ließ. Es war mir egal. |Samu| "Ich nenne meinen besten Freund wirklich nicht gerne so, aber: WAS FÜR EIN VERDAMMTER IDIOT BIST DU EIGENTLICH?", entfuhr es Riku wütend, als wir gerade unser Hotelzimmer erreicht hatten. Überrascht sah ich ihn an. "Sie hat es dir erzählt?" "Natürlich. Aber auf eine Weise...Samu das kannst du dir nicht vorstellen, da zerspringt mir selber das Herz...", erklärte Riku kopfschüttelnd. "Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt. "Sie ist ein verdammter Eisklotz, Samu! Man sieht ihr in die Augen und da wo eine vor Schmerz gespaltene Seele zu sehen sein sollte, sieht man nichts, einfach NICHTS!" Mein Blick glitt zu Boden. Ich wusste genau was er meinte. Sehr genau. Und eben das war es, was den Schmerz in mir noch enormere Welle schlagen ließ. Ich erkannte sie einfach nicht wieder. Ich hatte das Gefühl, sie nicht nur als meine Freundin und meine große Liebe verloren zu haben, sondern auch als Person. Es existierte einfach nicht mehr die alte Tarja. Und das schlimmste an der Sache war: Ich war Schuld daran! Ich ganz allein! Ich hatte sie zerstört, ihre Seele zerschlagen, sodass nun nichts mehr davon übrig war. Und ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, wie ich diese zersprungenen Bruchstücke wieder zusammensetzen, wieder zu einem Ganzen, zu meiner Tarja machen konnte... Mit ihr zu reden brachte nichts, war, wie die Situation im Bus eben gezeigt hatte, eigentlich noch nicht mal möglich... Es war ja nicht so, dass ich es nicht verstehen konnte, natürlich tat ich das! Ich hatte ihr weh getan, auf eine Weise, die nicht wieder gut zu machen war. Aber was zum Henker konnte ich denn tun? Am liebsten hätte ich sie wie damals, als sie ihrem Ex hinterher geweint hatte, oder als ihr Vater verstorben war, einfach in meine Arme geschlossen. Aber ich wusste, dass das gerade das letzte war, was sie wollte. Meine Nähe. Meine Worte. Mein Anblick. Allgemein meine Anwesenheit mussten ihr gerade unglaublich weh tun und das wusste ich, trotz dass sie es nicht zeigte. Ich erkannte zwar gerade sie selbst nicht wieder, aber ich kannte ihre Mauer, die sie eisern um sich zog. "Samu?", holte mich die Stimme meines besten Freundes zurück in das Hotelzimmer und ich sah zu ihm auf. Ich war doch tatsächlich auf mein Bett gesunken und stumme Tränen zogen Linien über meine Wangen, ohne, dass ich es wirklich registriert hatte. "Hey!" Riku ließ sich neben mich auf das Bett fallen und legte einen Arm brüderlich um meine Schulter. "Ihr kriegt das schon wieder hin!", versuchte er mich aufzumuntern. Ich wischte mir eilig die Tränen von den Wangen, wollte mich nicht so zerbrechlich und erbärmlich fühlen und sah ihm in die Augen. "Nein...sie ist weg, Riku und wenn sie schlau ist, wird sie mich nie wieder in ihr Herz lassen!"

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt