160. Kapitel

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|Tarja| Als es schließlich etwas abgekühlt war, entzündete Niila das kleine Lagerfeuer und schnappte sich seine Gitarre. Zunächst ließ er bloß sanft seine Finger über die Saiten gleiten, sodass einige zusammenhangslose Töne durch die Dunkelheit schallten, welche dennoch eine wunderschöne, magische Atmosphäre zauberten. "Oh ja, bitte sing etwas.", bat ich und beobachtete ihn lächelnd. "Was willst du hören?", fragte er grinsend und liebkoste erneut seine Gitarre. "Überrasch mich.", antworte ich schmunzelnd und seine Grübchen tanzten noch wilder. Die Klänge, die seine Gitarre nun verließen, wurden klarer, festigten sich zu einer Melodie und bahnten sich ihren Weg direkt in mein Herz. Es war sofort klar, dass ich das Lied kannte, ja sogar liebte und ich verschloss genussvoll die Augen, um mich seiner weichen Stimme hinzugeben, die einen einfach augenblicklich mit so viel Wärme ausfüllte. Die ersten Zeilen von 'Listen to your heart' glitten über seine Lippen und durchströmten mich. Anfänglich lauschte ich bloß seiner wundervollen Stimme, öffnete die Augen und ließ meinen Blick über das Wasser gleiten. All das, sein Gesang, diese Atmosphäre und dieser Ort, versetzten mich in eine enorme, innere Ruhe und ließen das Lächeln auf meinen Lippen nicht mehr verschwinden, als wäre es dort eingemeißelt. Als Niila zum letzten Refrain aufbrach, konnte ich einfach nicht anders und setzte leise, sodass immer noch er die Hauptstimme in dem Lied trug, ein. Niilas Augen, die kurzzeitig ebenfalls geschlossen waren flogen beim Klang meiner Stimme unwillkürlich auf und völlig überrascht starrte er mich an. Seine Finger schrabbten weiter über die Gitarrensaiten, doch seine Lippen verharrten, ohne, dass ein Ton sie verließ, sodass ich schließlich doch ganz alleine sang und er mir begeistert lauschte. "Listen to your heart when he's calling for you. Listen to your heart, there's nothing else you can do! I don't know where you're going and I don't know why, but listen to your heart, before you tell him goodbye!" Die letzte Melodie, mit meiner letzten Zeile hing in der Luft, als Niila auf einmal kräftig in die Hände klatschte und mich überwältigt anstrahlte. "Wow...das ist ja...wow! Eine singende Managerin?", stieß er immer noch völlig außer sich aus. "Mehr Managerin, als singend, aber ja...", murmelte ich bloß verlegen. "Hast du das mal professionell gemacht?", erkundigte sich Niila interessiert, während er seine Akustikgitarre beiseite stellte. "Na ja, was heißt professionell...ich hab mal ein paar Aufnahmen gemacht und eine kleine CD ist auch dabei rausgesprungen, aber erzähl das bloß keinem!" "Moment mal...das wissen die anderen nicht? Nicht mal Samu?" Niilas Augen wurden immer größer, als ich den Kopf schüttelte. "Nein...du bist quasi der erste, der es erfährt." "Oha...das ist wirklich unglaublich Tarja! Ich meins ernst, wieso hast du damit aufgehört?" "Na ja, ich besitze einfach nicht die nötige Härte, um mich durch das Musikbusiness durchzuschlagen, denke ich..." "Wirklich schade!", beteuerte Niila plötzlich beinahe etwas bedrückt. "Meinst du nicht mit so harten Jungs, wie Samu und den anderen im Rücken, würdest du es schaffen? Ich meine, du bist eine taffe Persönlichkeit mit großem Talent!" Schmunzelnd sah ich in seine aufleuchtenden Augen. "Das ist wirklich lieb von dir Niila, aber zum einen weiß ich ja überhaupt nicht, ob ich Samu überhaupt noch hinter mir wissen kann und zum anderen habe ich diesen Traum schon seit Jahren aufgegeben. Außerdem liebe ich meinen Job als Managerin, wenn nicht gerade ein etwas überhebliches, finnisches Riesenego seine Eifersüchteleien an mir auslässt.", lachte ich so locker wie möglich auf. Niila war anzusehen, dass das Lächeln, welches nun seine Lippen umwob, eher von trauriger Natur war. Ich rutschte, ohne groß darüber nachzudenken, zu ihm herüber und stieß ihm sanft gegen die Schulter. "Hey, mach dir um mich keinen Kopf, ich bin mit den Entscheidungen, die ich im Leben getroffen habe, soweit zufrieden! Aber sag mal...mit dem Lied, wolltest du mir damit irgendetwas sagen?" Das Lächeln, mit welchem er mich nun von der Seite anblickte, gewann unwillkürlich wieder an Magie. "Na ja, ich fand es schon ziemlich passend und wollte bloß, dass du dir deine Entscheidungen, die du bezüglich Samu triffst, wirklich sehr zu Herzen nimmst! Ich spreche da aus eigener Erfahrung, manchmal sollte man der Sprache des Herzens mehr Macht geben, als der des Verstandes und Samu und du...ich habe selten ein so perfektes Paar gesehen, wie euch und das, obwohl ich euch in euren guten Zeiten ja im Grunde noch nicht erleben durfte." Niilas Worte waren unfassbar ergreifend und tröstlich, so sehr, dass mir, ohne es zu bemerken, eine Tränen über die Wange kullerte. "Niila du bist...du bist einfach unglaublich, danke!", brachte ich so gerade über die zittrigen, aber schmunzelnden Lippen und wurde gleich darauf in seine Arme gezogen.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt