21. Kapitel

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|Tarja| Nur wenige Stunden und eine Flasche Jägermeister später (okay, ich hab schon an Tag Zwei mit den Jungs eine Vorstellung davon, warum das Leben als Rockstars gewisse Reize hat), befanden wir uns auf dem Weg zu der, zu Fuß zu erreichenden Strandbar.
Mein Sommerkleid wehte in dem sanften, angenehmen Wind und die warme Luft umwob meine Haut.
Die Jungs liefen einige Meter vor mir, außer Samu, der sich mit der zweiten, angebrochenen Jägermeister Flasche in der Hand, direkt neben mir befand. "Willste?", bot er an und hielt sie mir unter die Nase, doch ich schüttelte nur dankbar den Kopf.
"Schiss?", raunte er und ich sah ihn fragend an. "Vorm Alkohol?" "Nein.", lehnte ich ab, und grinste. Auch seine Mundwinkel verzogen sich unwillkürlich nach oben und plötzlich legte er seinen Arm um meine Schultern.
Sofort schlug mir sein vertrauter Geruch entgegen, der mich einwebte wie ein Spinnennetz und mir kurzzeitig die Luft nahm. "Und ob du Schiss hast...davor, dass das passieren könnte, was das letzte Mal passiert ist, als du getrunken hast...", lallte er.
Oh Mann, er hatte wirklich um einiges mehr intus als ich...
"Ich hab nicht..." "Keine Sorge, Zicke! Das wird schon nicht nochmal passieren...Ich werde mich zurückhalten, versprochen."
Ich sah ihn an und merkte sofort, dass sein Pegel es ihm nicht möglich macht, mir gerade in die Augen zu schauen. "Oder sagen wir...ich versuche es zumindest...", ergänzte er und ich stieß mich augenblicklich aus seinen Armen.
"Sag mal was redest du denn da?!", fragte ich schockiert. "Es wird auf der Tour nichts zwischen uns passieren!", machte ich ihm ernst klar.

Er blieb abrupt stehen und sah auf die Flasche in seiner Hand, dann blickte er wieder zu mir auf und ich beobachtete, dass in seinen Augen auf einmal so etwas wie Enttäuschung lag. "Tarja ich...ich bin doch nicht blöd...ich merke doch, wie du mich ansiehst...das bilde ich mir doch nicht ein...", stammelte er.
"Samu...selbst wenn dem so wäre..." "Siehst du! Es ist nämlich so!" "Samu! Das ändert nichts!", rief ich etwas lauter und er zuckte zusammen. "Aber..." "Nichts aber! Natürlich ist da diese Spannung zwischen uns, natürlich seh ich dich an und finde es scheiß schwer das nicht zu tun und natürlich ist es auch für dich schwer, deine Finger von mir zu lassen, aber es geht einfach nicht, hörst du!? Du hast zu Hause eine Freundin sitzen, die nebenbei auch noch meine beste Freundin ist!", brachte ich ihn mit der bitteren Wahrheit zum Schweigen.
Samu biss sich auf die Lippe und starrte nachdenklich zu Boden.

"Kommt ihr endlich?", rief plötzlich Osmo aus einiger Entfernung und wir rissen beide die Blicke zu den Jungs herum, die ein paar Meter vor uns warteten. "Kommen!", gab Samu zurück und führte erneut die Flasche an seine Lippen, um anschließend loszuschleifen, ohne sich nochmal zu mir herumzudrehen.
Die Wahrheit tat weh und es war ja auch nicht so, dass mir das selber leicht fiel, aber Samu musste es einfach irgendwie einsehen, dachte ich, als ich ihm langsam folgte.

                              ***

"Was zieht ihr zwei denn für Gesichter?", fragte Raul, als wir, jeder mit einem Cocktail vor der Nase, direkt am Wasser, auf einer kleinen Holzterrasse, der Strandbar saßen und warf Samu und mir besorgte Blicke zu.
"Bin nur voll durch...muss mich erst mal wieder an das alles gewöhnen.", log Samu und zog seine Zigarettenschachtel hervor.
"Ja war alles ziemlich aufregend heute...", ergänzte ich und spürte ebenfalls, wie Schmacht in mir aufstieg, weshalb ich es ihm nachtat und mir eine anzündete.
"Please don't smoke here, because of the other guests!", hörte ich plötzlich die Stimme der Bedienung hinter uns und sah, wie sie zum Strand wies. Samu erhob sich sofort und ich folgte ihm, mit einem "Sorry!" in die Richtung der Servicekraft.

Schweigend liefen wir nebeneinander her und zogen bloß stumm an unseren Zigaretten, bis ich die Stille zwischen uns nicht mehr aushielt. "Samu ich will das so nicht!", presste ich hervor und sah ihn eindringlich an.
Sein Blick huschte zu mir herüber. "Ich auch nicht, das kannst du mir glauben.", erwiderte er. "Aber ich halte dieses 'Dazwischen' einfach nicht mehr länger aus." "'Dazwischen'?", fragte ich, verwirrt drein schauend. Samu starrte nachdenklich auf das rauschende Meer und nahm einen weiteren Zug. "Wenn wir uns voneinander fernhalten, lässt es sich aushalten, weil sich die verbotenen Gedanken verdrängen lassen. Als wir miteinander geschlafen haben, war es genauso, da hab ich einfach die Gedanken daran verdrängt, dass es falsch sein könnte und die Zeit quasi kopflos genossen. Aber wenn wir, so wie jetzt, zusammen sind, als 'Freunde', ist es unmöglich die Gedanken an dich, oder an das Verbotene fernzuhalten...das macht das Ganze so unfassbar schwierig.", erklärt er und ich war überrascht, wie angesprochen ich mich von seinen Worten fühlte.

"Aber du hast eine Freundin...die du liebst...das hast du selber gesagt! Du darfst so doch überhaupt nicht denken...Eigentlich dürftest du keine Sekunde an mich verschwenden!", rief ich verzweifelt und spürte wie sich mein Atem beschleunigte.
Samu schien das zu bemerken, drehte sich zu mir herum und trat ganz nah an mich heran, was mein Herz nur noch schneller schlagen ließ.
Er hob seine Hand, strich mir eine blonde Strähne zärtlich aus der Stirn und sah mich aus ruhigen Augen an. "Eigentlich...", hauchte er und ich stieß schwer die Luft bei diesem Wort aus, was irgendwie unsere Problematik ziemlich gut beschrieb.

Eigentlich fand man den Freund der besten Freundin nicht heiß. Eigentlich küsste man ihn nicht. Eigentlich schlief man nicht mit ihm. Eigentlich stand man jetzt nicht mit ihm am Strand, spürte seine rauen Finger auf der eigenen Wange und bekam dabei eine Gänsehaut, wenn man ihm in die blauen Augen blickte, die einen auf diese Weise ansahen, wie sie es eigentlich nicht tun sollten.
Eigentlich verliebte man sich nicht gerade in den Freund der besten Freundin.

"Aber du liebst sie.", wisperte ich und zerstörte damit den kurzen, aber gefühlt ewigen Moment, in dem wir einander bloß ansahen und diese seltsame Energie über den Blickkontakt, Blau zu Blau, teilten. Samu ließ seine Hand von meiner Wange gleiten und brachte wieder Raum zwischen uns.
Er wandte sich auf dem Absatz herum und wollte geradewegs, durch den Sand, wieder zurück zu den Jungs stapfen.

"Hast du darauf keine Antwort?", rief ich ihm hinterher und er hielt inne, drehte sich aber nicht um. "Du hast keine Frage gestellt.", grummelte er und lief weiter.
Eilig hastete ich ihm hinterher und als ich ihn eingeholt hatte, riss ich ihn an der Schulter herum.
"Keine Frage...aber eine Aussage, die du weder bestätigt, noch abgelehnt hast!"
Mit einem kritischen Blick, der sich durch eine Falte auf seiner Stirn auszeichnete, sah er mich an.
"Vergiss einfach alles was ich gerade gesagt habe...", raunte er kühl und wollte erneut Flucht beziehen, doch ich hielt ihn zurück.
"Willst du mich verarschen? DAS hier ist 'Dazwischen', DAS ist es, was so schwierig ist!", fuhr ich ihn an. "WAS?", zischte er.
"Deine Unschlüssigkeit! Du weißt überhaupt nicht, ob du sie liebst!"
"Tarja halt einfach den Mund, du hast keine Ahnung, wovon du da redest!", grollte er.
"Ach ja? Und warum fällt es dir dann so schwer es zu sagen?", ließ ich nicht locker. Das wäre ja noch schöner gewesen, wenn ich mir ausgerechnet von ihm den Mund hätte verbieten lassen!
"DAS geht dich absolut NICHTS an, verstanden?!", presste er aggressiv durch die Zähne hervor.
"Stimmt! Ich vergaß! Es ist ja auch überhaupt nicht so, dass es mich betrifft...", hielt ich sarkastisch dagegen.
Seine Züge verdunkelten sich zusehends, doch scheinbar hatten meine Worte ihn wortkarg werden lassen. Knurrend wandt er sich wieder ab. "Vielen Dank fürs Gespräch!", schrie ich ihm entrüstet hinterher, doch er drehte sich nicht mehr nach mir um.

Als ich, ebenso wie er, die Anderen erreicht hatte, bekam ich noch mit, wie er sich mit den Worten: "Leute, ich hau mich schon aufs Ohr!", verabschiedete, nach seinen Sachen griff und ging.
Verwirrt sahen mich die übrigen Jungs an. "Was hat der denn?", fragte Sami verwundert.
"Diva.", erklärte ich schnippisch und bestellte mir noch einen Cocktail, während die anderen schallend lachten.
"Du gefällst mir mehr und mehr, Tarja!", kam es von Mikko und er schlug mir kumpelhaft auf die Schulter, woraufhin ich mich nur zu einem müden Lächeln abringen konnte.
Tja so lustig fand ich Samus Verhalten leider nicht...

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