128. Kapitel

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|Tarja| Ungeduldig lief ich im Wohnbereich von Samus großem Haus auf und ab. Mikko saß mit, vor der Brust verschränkten Armen, auf der Couch und schien sich, seiner Mimik nach zu urteilen, über den Mist, den er gebaut hatte, bewusst zu werden. Vivi stand derweil am Fenster und beobachtete draußen die Straße. Ich war kurz davor durchzudrehen. Sein Handy hatte Samu mittlerweile ausgeschaltet, was mir die Stimme der Mailboxansage beim millionsten Versuch ihn zu erreichen, verraten hatte und es waren nun fast zwei Stunden seitdem er aus dem Restaurant geflüchtet war vergangen. "Was ist wenn er mich verlässt?", stieß ich plötzlich den grausamen Gedanken aus, der mir schon seit einer Weile durch den Kopf ging und mein Inneres folterte. Vivi drehte sich herum und kam auf mich zu. "Das wird er nicht, Süße! Dafür liebt er dich viel zu sehr!", entgegnete sie besänftigend. "Jaa...aber wenn er nun denkt, dass ich ihn nicht mehr liebe? Er wird zutiefst verletzt sein, bei dem was er gesehen hat.", schluchzte ich auf und plötzlich strömten die Tränen der Angst über meine Wangen, die ich seit Stunden erfolgreich herunter geschluckt hatte. Mein Blick verschwamm und ich bemerkte bloß noch, wie Vivi mich in ihre Arme zog und mir beruhigende Worte zu flüsterte. "Es wird schon alles wieder gut...du wirst ihm gleich alles erklären und mit Mikkos Richtigstellung wird er dir glauben und verzeihen, vertrau mir!" Sie wiegte mich sanft in ihren Armen hin und her, doch ich wollte mich irgendwie nicht so recht beruhigen, weil die enorme Angst Samu verlieren zu können, sich schon zu sehr in meinen Knochen festgesetzt hatte. "Ich liebe ihn so sehr und ich brauche ihn doch!", flüsterte ich unter, mich immer wieder schüttelnden Tränen. "Hey!" Vivi hielt mich eine Armlänge von sich entfernt und wischte mir über die feuchten Wangen. "Er braucht und liebt dich auch und deswegen wirst du ihn auch auf gar keinen Fall verlieren, hörst du? Denk so etwas nicht!" Ich atmete einmal tief ein und aus und versuchte die Worte, meiner besten Freundin, zu verinnerlichen. "Ich hole dir jetzt ein Wasser und dann beruhigst du dich erst mal, okay?" Schniefend nickte ich und sank in die Couchgarnitur gegenüber von Mikko, der mich traurig musterte, während Vivi zum Kühlschrank ging. "Es tut mir unfassbar leid Tarja, das musst du mir glauben!", erklärte Mikko und sah mich eindringlich an, doch zu mehr, als einem zaghaften Nicken war ich nicht im Stande. Mein Blick glitt rüber zu Vivi, die plötzlich am Fenster verharrte und mit entsetzen Augen hinaus auf die Straße starrte. "Kommt er?", rief ich aus und sprang auf. Vivi schluckte und konnte scheinbar den Blick von dem, was sie dort sah nicht abwenden. "Was ist denn da?", fragte ich nun misstrauisch und bewegte mich auf sie zu, als sie sich auf einmal hektisch herum drehte und abwehrend die Hände, mir gegenüber, erhob. "Nein! Das...das willst du nicht sehen!", presste sie hervor und schüttelte heftig den Kopf. Mikko war nun auch aufgesprungen und peilte eilig das Fenster an. Als er es erreicht hatte, riss er genau wie Vivi vor ihm, fassungslos die Augen auf. "Das darf doch nicht wahr sein...", murmelte er ungläubig. Ich nutzte den Moment, in dem Vivi mich aus den Augen ließ und stürzte an ihr vorbei zum Fenster, um zu sehen, was sie sahen. Nein! Ich stieß zischend die Luft aus und musste mich mit einer Hand an der Arbeitsplatte der Küche abstützen, um von dem, was ich da in Augenschein nahm, nicht dem Erdboden gleich gemacht zu werden, während ich mir mir meiner anderen Hand, reflexartig vor den Mund schlug. NEIN!
Vor dem Haus stand Samus schwarzer BMW, direkt unter einer Straßenlaterne, sodass man genau sehen konnte, was im Inneren des Wagens vor sich ging. Samu war nicht alleine...nein das war er nicht... Er hatte eine Beifahrerin...genau genommen eine blonde Beifahrerin, die sich allerdings nicht auf dem Beifahrersitz befand, sonder mit ihren nackten Schenkeln direkt auf Samus Schoß saß. Sie bewegte sich auf und ab, warf ihre lange Mähne zurück in den Nacken, während sie sich an Samus Hals festklammerte. Dieser hatte seine Hände um ihre perfekte Taille gelegt und half ihr bei ihren rhythmischen Bewegungen, während sein Gesicht zu einem Stöhnen verzerrt war. Die Spannung im Auto war bis hier her zu spüren und die leicht beschlagenen Scheiben des BMWs verliehen dem ganzen noch mehr Ausdruck. Die Tränen von eben waren unwillkürlich auf meinen Wangen vereist. Ich war augenblicklich in einer Starre des Schocks gefangen, die gefühlt eine Ewigkeit dauerte und bloß aus eisernem Starren und grausamen Realisieren von dem, was sich da vor meinen Augen abspielte, bestand.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt