121. Kapitel

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|Tarja| Freudig fiel ich erst Riku und dann auch den anderen Bandjungs in die Arme. Die Tränen traten mir in die Augen, so sehr rührte mich die Anwesenheit von ihnen. Als letzter stand Mikko in der Reihe, den ich ein wenig skeptisch musterte, schließlich aber doch in eine Umarmung zog. Möglicherweise sollte ich ihm sein Kommen am höchsten anrechnen, wo er doch so gegen Samus und meine Beziehung war. "Mein Beileid.", flüsterte er und ich löste mich mit dankendem Blick aus seinen Armen. "Vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid, das bedeutet mir sehr viel.", warf ich in die Runde. "Das ist doch selbstverständlich.", erklärte Riku lächelnd und ich erwiderte dieses dankbar. Ich beobachtete ein wenig neugierig, wie Mikko auf Vivi reagierte, da ich immer noch davon überzeugt war, dass er etwas für sie empfand, doch die Umarmungen zwischen Vivi und den Jungs fielen alle ziemlich kühl aus. Ich versuchte dem nicht weiter Beachtung zu schenken und ging schließlich an Samus Seite, zusammen mit Vivi und Mom nach vorne zum Pastor. Auf dem Weg dorthin richteten uns einige Vertraute und Bekannte noch ihr herzlichstes Beileid aus, ehe wir das Tischchen mit Dads Asche erreicht hatten. Der Pastor eröffnete die Beisetzung mit einer Predigt, doch ich war viel zu vertieft in den Anblick der grauen, edlen Urne. Erneut bestimmten Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit meinem Vater an jenem Ort, meine Gedanken. Die Bilder von ihm in seinem Boot, von ihm, wie er mir gezeigt hatte, wie man die Angel richtig hielt, von ihm, wie er mit mir um die Wette geschwommen und getaucht war, von ihm, wie er mich mit etwa 15 bei meinem ersten Liebeskumner hier auf der Klippe aufgesucht hatte, um mich einfach nur in den Arm zu nehmen. All diese schwebte vor meinem inneren Auge. Sie waren so präsent, dass ich beinahe für einen Moment dachte, ihn wirklich vor mir stehen zu sehen. Die Stimme des Pastors holte mich zurück ins Hier und Jetzt. "Tyan unser Ehemann, Vater, Freund, Vertrauter und Bruder hatte den Wunsch nach seinem Ableben, eins mit dem Meer, seiner sicherlich größten Liebe nach seiner Familie, zu werden." Eine Träne löste sich bei den liebevollen Worten des Pastors aus meinem Augenwinkel. "Für die Zeremonie haben seine Frau und seine Tochter etwas vorbereitet.", leitete er ein und nickte meiner Mom zu, die gleich darauf zu ihm trat. "Tyan, Liebster, ich weiß, dass du mich jetzt gerade hören kannst, weil du allzeit bei mir warst und allzeit bei mir sein wirst. Ich trage dich für immer und ewig unter meinem Herzen, aber das weißt du ja!", sagte Mom auf die Urne herab schmunzelnd, während der Pastor mit einem kleinen silbernen Gefäß ein wenig der Asche daraus entnahm und dieses über den Klippenrand hielt, sodass der Wind die kleinen Körnchen in die Luft trieb, kurz aufwirbeln und schließlich in das Meer sinken ließ. Es war ein schöner, irgendwie magischer Anblick. Jetzt war ich an der Reihe. "Du schaffst das!", flüsterte Samu und verwandelte diese Geste in einen Kuss an meine Schläfe. Der wohlige Schauer, den diese Berührung auf meine Haut zauberte, stärkte mich, sodass ich ruhig nach vorne ging und mich neben Mom positionierte. "Daddy...es gab drei Dinge, die dir alles bedeutet haben: Die Familie, das Meer und die Musik. Ich danke dir für all die Jahre mit dir, in denen du jene mit mir geteilt hast und mich zu dem Menschen gemacht hast, der ich heute bin. Ich habe mir überlegt, dir ein Lied hier und heute zu widmen, ehe du im Meer verschwindest, ohne wirklich zu verschwinden, weil ich weiß, dass du da wo du dann bist, allzeit immer auf uns aufpassen wirst.", erklärte ich und spürte wie heiße Tränen über meine lächelnden Mundwinkel rannen. "Das Lied, welches ich ausgewählt habe heißt 'Nothing is over' und wird den meisten hier bekannt sein.", erklärte ich und sah in die Runde, wobei ich dem völlig überraschten, aus allen Wolken fallenden Blick von Samu begegnete.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt