136. Kapitel

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|Tarja| Am nächsten Tag musste die komplette Crew zum Festivalgelände, zur Generalprobe, für das Konzert am Abend, in der Hauptstadt. Ich hatte die ganze Nacht nicht schlafen können. Immer wieder hatten mich die Bilder von diesem blonden Flittchen und Samu in seinem Auto geweckt und schließlich wach gehalten. "Wieso warst du nicht beim Frühstück?", fragte Riku mich vorsichtig, als wir das Gelände gerade erreicht hatten und die Jungs begannen die Instrumente und die Technik auf die Bühne zu verfrachten. "Kein Hunger.", murmelte ich knapp und wollte mich gerade von ihm abwenden, als er mich an der Schulter zurück zog und zu sich herum drehte. "Hey! Komm nicht auf die Idee dich jetzt runter zu hungern!", sagte er mahnend und sah mich dabei eindringlich an. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen, während ich ihm in das besorgte Gesicht sah. "Lass mich in Frieden, okay?", zischte ich, riss mich von ihm los und stapfte davon. "Tarja!", rief er mir hinterher, doch ich dachte nicht mal daran, stehen zu bleiben. "Ich mache mir Sorgen um dich, verdammt!" Seine Worte ließen mich kurz inne halten und ich holte tief Luft, sodass er Zeit hatte, mich einzuholen und sich vor mich zu drängen. "Hör auf damit!", fuhr er mich an. "Womit?", keifte ich zurück. "Wegzulaufen! Das ist nicht deine Art!" "Woher willst du das bitteschön wissen, hm?" Ich verschränkte wütend die Hände vor der Brust und musterte den braunhaarigen Lockenkopf abwartend. "Weil du meine Freundin bist! Du bist mir wichtig! Ich hab dich gern, okay? Und ich komme nicht damit klar, wenn es dir so mies geht!" Einen kurzen Moment lang war ich wirklich baff. Wow...Ich war wirklich eine Freundin für ihn? "Mir geht es aber nicht mies...hör auf mir das einreden zu wollen!", herrschte ich ihn an. "Anders wird es dir aber nicht klar, verdammt nochmal!" Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich einmal, während er mir tief in die Augen sah. "Dir darf es mies gehen! Du darfst trauern, wütend und enttäuscht sein, Samu meinetwegen hassen! Du darfst das zeigen Tarja!" "Wenn ich es aber nun mal nicht will?" Ich spürte deutlich wie meine Stimme mit jedem Wort zittriger wurde. "Ich will nicht wütend, traurig, oder enttäuscht sein! Ich gönn es ihm nicht, dass ich so wegen IHM empfinde! Ich will, dass er sieht, dass er mir nichts bedeutet und nie bedeutet hat! Verstehst du das denn verdammt nochmal nicht?!" Kopfschüttelnd, ließ Riku die Hände von meinen Schultern sinken. "Du willst ihm wehtun...genau wie er dir wehgetan hat, das verstehe ich, ja...aber im Moment tust du DIR am aller meisten damit weh! Wenn du weiter deinen Schmerz herunter schluckst, nicht isst und nicht schläfst, wirst DU daran kaputt gehen!", redete er auf mich ein. Ich schluckte, wollte seine Worte einfach nicht wahr haben, mir dessen Realität nicht eingestehen. "Wir beide wissen nur zu gut, dass du dich selbst belügst, wenn du dir einredest, dass er die nie etwas bedeutet hat, Tarja! Da kannst du mir erzählen, was du willst..." In mir brodelte es. Ich verspürte etwas in meiner Brust, was ich dort nicht hatte spüren wollen. Etwas was ich hatte verdrängen wollen. "HÖR AUF DAMIT!", schrie ich Riku, beinahe hysterisch, an und spürte, wie meine Augen sich dabei verflüssigten. "Hör auf das zu sagen! Hör auf!", brüllte ich und fasste mir beinahe reflexartig an die Brust, als könnte ich den darin aufkeimenden, immensen Schmerz aufhalten. "Siehst du! Da ist er! Lass ihn raus! Lass den Schmerz raus Tarja!", bedeutete Riku und legte seine Hände auf meine, die sich direkt über meinem Herz befanden. "Nein! Nein! Nein!", schluchzte ich, während die Welle brodelnd über mir zusammen schlug. Ich wollte es nicht! Ich wollte den verdammten Schmerz nicht spüren! Genau genommen hatte ich vor seiner Intensität sogar schreckliche Angst... Doch jetzt war es unvermeidbar. Zu spät. Die Welle riss zuerst meine Mauer und dann mich nieder. Während sich Tränen über meine Wangen ergossen und meine Sicht verschleierten, brach ich zusammem und bekam nur am Rande mit, wie Riku mich vor dem Aufprall bewahrte und in seine Arme zog.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt