24. Kapitel

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|Tarja|Wenige Zeit später, nach ein paar Minuten Fußmarsch, kamen Samu und ich auf einem alten Fabrikgelände an.
Irgendwie wirkte alles sehr heruntergekommen, das große Eingangstor war rostig, die Mauern an der ein, oder anderen Stelle eingerissen. Misstrauisch schwenkte mein Blick zu Samu, der mit den Händen in den Hosentaschen, wie ein kleiner Junge grinste.
"Okay jetzt hast du mir gezeigt, wo man einen in Barcelona am besten entführen und Leichen vergraben kann...danke dafür, ich werd's mir vormerken, aber könnten wir dann jetzt zu der großen Attraktion gehen, Guide Samu?" Dieser lachte aber bloß in sich hinein.
"Hier ist die Attraktion!", erklärte er, griff nach meiner Hand und zog mich mit sich.
Okay möglicherweise hatte ich das Ganze falsch gedeutet und Samu WOLLTE mich hierher entführen.

Etwas unsicher lief ich neben ihm her, bis ich endlich erkannte, was ihn hier hin verschlagen hatte.
Vor uns standen, aufgereiht an dem alten Gemäuer, hunderte von Motorrädern. Große, kleine, neue, alte, glänzende, matte... Hier war definitiv für jeden etwas dabei.
"So, was sagst du jetzt?", erkundigte sich Samu, stolz strahlend.
"Ich steh' auf dem Schlauch..."
Wollte er sich ein neues Motorrad zulegen?
"Ich dachte mir, wir machen eine Spritztour auf einem dieser gemieteten Karossen da vorne."
"Du meinst...äh fahren?", fragte ich und er nickte eifrig.
"Ich kann das aber nicht.", murmelte ich, tatsächlich ein wenig ängstlich, da ich mich noch nie auf so ein Teil getraut hatte.
"Musst du ja auch nicht. Ich kann es. Deine Aufgabe ist es nur, dass du dich an mir festhalten musst."
Ahaa mit Taktik körperliche Nähe erzwingen...ziemlich smart Haber!

"Okay!", ließ ich mich prompt drauf ein. "Welches Schuckelchen nehmen wir?", hakte ich nach und baute mich selbstsicher vor den Zweirädern auf.
Samu streckte die Hand aus und ich folgte dem, auf ein schwarzes Riesenmonster, deutenden Finger.
Ich schluckte.
"Schuckelchen hört er nicht so gerne.", feixte Samu und trat an das Teil heran, um es zu mir zu schieben.

Er schwang sich lässig auf den Sitz, reichte mir einen der, am Lenkrad hängenden Helme und setzte sich derweil seinen auf.
Etwas eingeschüchtert von diesem Gerät, schnallte ich mir meinen Helm ebenfalls auf und glitt vorsichtig hinter Samu.
Das Teil war so hoch, dass ich mit meinen Füßen nicht mal ansatzweise auf den Boden kam und mich unwillkürlich an seinen Rücken krallte.

"Vertraust du mir?", raunte er über seine Schulter.
"Ich weiß nicht...", stammelte ich unsicher.
"Respekt ist gut, Angst nicht! Ich fahr seit ich 18 bin und da du ja weißt wie viele Jahre ich schon auf dem Buckel habe, wird dir klar sein, dass das schon eine ganze Weile ist. Also halt dich gut fest und vertrau mir einfach!"
Dieser Arsch! Das gefiel ihm doch, dass ich so eine scheiß Panik hatte...

Aufs Wort, klammerte ich mich noch fester an ihn und lehnte meinen Kopf an sein breites, muskulöses Rückgrat. In dem Moment röhrte der Motor auf und wir machten einen ordentlichen Satz nach vorne.
Ich quietschte ein wenig erschrocken auf und legte meine Arme um seinen Bauch. Doch dann ging es erst richtig los!
Als wir von dem Fabrikgelände herunter waren, beschleunigte Samu massiv, da wir uns auf einer langen, Landstraße mitten in der Prärie befanden.
Die aufbrausende Geschwindigkeit raubte mir kurz die Luft und der Wind übte einen enormen Druck auf mich aus, sodass ich das Gefühl hatte, jeden Augenblick mit Samu zu verschmelzen.

"Oh mein Gott!", kreischte ich.
Man konnte es nicht anders beschreiben, als schlichtweg genial! Das Adrenalin sprühte förmlich Funken in meinem Inneren und als ich mich irgendwann, an all diese Eindrücke, die die enorme Geschwindigkeit bewirkte, gewöhnt hatte, konnte ich mich ganz auf die atemberaubende, spanische Landschaft konzentrieren und diese wundervolle Nähe zu Samu, mit seinem vertrauten Geruch und den Ausblick auf sein süßes Grinsen, genießen.

|Samu| "Und? Wie ist es?", rief ich über meine Schulter.
"Ich liebe es!", jauchzte Tarja und ich grinste zufrieden.
Wie ein kleines Klammeräffchen zerdrückte sie mich fast, aber irgendwie genoss ich gerade das so sehr.
"Wir machen da vorne bei den Klippen eine Pause!", entschied ich und verringerte die Geschwindigkeit, um schließlich genau dort zum Stehen zu kommen.
Ich hielt das Motorrad an, während Tarja sich aus dem Sitz schwang und beobachtete, wie sie elegant ihren Helm abnahm und ihre, vom Wind wild voluminöse Haarpracht schüttelte. Wow!
Schnell verschloss ich die, sich kurzzeitig geöffneten Lippen, stieg ebenfalls von dem Zweirad und stellte es sorgfältig ab.
Das breite Strahlen auf Tarjas Gesicht war irgendwie nicht mehr wegzudenken, dachte ich, als ich sie eingehend betrachtete, während ich meinen Helm ebenfalls lüftet, was sie so langsam etwas misstrauisch werden ließ.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt