159. Kapitel

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|Tarja| Niila hatte das Thema 'Frauen in seinem Leben' für den Rest des Tages weitestgehend überspielt. Wir machten eine Stadtrundfahrt, durchliefen das Berliner Tor, besichtigten die Berliner Mauer und machten eine Menge verrückte Fotos. Zwischendurch kehrten wir in ein kleinen Cafés ein und unterhielten uns über Stunden. Es war wirklich sehr angenehm und gleichzeitig sehr lustig, Zeit mit Niila zu verbringen. Abgesehen von dem Thema Frauen, schien er offenherzig und gleichzeitig sehr interessiert an meinem Leben. Um etwa halb sechs sahen wir, während wir in einem kleinen Café saßen, das erste Mal auf die Uhr, hatten überhaupt nicht bemerkt, wie die Zeit davon gelaufen war und Niila wurde augenblicklich ziemlich hektisch. "Scheiße! Wir müssen wieder los...zurück in den Club! In einer Stunde beginnt schon das Konzert!" Kurzzeitig fiel mir auf, dass ich das Konzert und somit auch Samu für ein paar Stunden vergessen hatte und das seltsame daran war irgendwie, dass ich mich gerade in diesen Stunden total entspannt und viel ruhiger, verglichen mit den vergangenen Tagen, gefühlt hatte. Niila war unwillkürlich aufgesprungen und zückte sein Portmonee, um zu zahlen, doch ich blieb gelassen auf meinem Stuhl sitzen. "Na komm, worauf wartest du?!", drängte mich Niila mit einem herzlichen Lachen auf den Lippen, was mich ebenfalls schmunzeln ließ. "Du Niila? Ich glaube ich gehe nicht zu dem Konzert.", unterbreitete ich kopfschüttelnd. "Wie jetzt?", stieß er entsetzte aus. "Na ja...ich merke gerade...wie gut es mir tut, mal einfach keine Zeit mit den Jungs und vor allem mit Samu zu verbringen...", murmelte ich. Niila rückte langsam seinen Stuhl wieder zurück, ließ sich darauf fallen und beugte sich ein wenig über den Tisch. "Hmm verstehe ich...Du bist jeden Tag in seiner Nähe, das muss ganz schön anstrengend sein..." Ich nickte bloß. Oh ja, das war es tatsächlich! "Aber meinst du nicht, dass die Jungs total sauer wären, wenn wir nicht kommen? Vor allem Samu natürlich?", blieb Niila weiterhin unsicher. "Mit Sicherheit wird ihm das nicht in den Kram passen, aber um ehrlich zu sein, ist mir das gerade verdammt egal... Schließlich sind wir für ihn ja bloß ein 'Störfaktor'!", erklärte ich und verdrehte, bei dem Gedanken, wie gleichgültig er mir diese Worte förmlich entgegen gespuckt hatte, die Augen. "Okay. Also ich kenne dich ja nun wirklich noch nicht lange und Samu kann ich als 'Beziehungsmensch' auch nicht so recht einschätzen, aber irgendwie scheint eure Verbindung echt ziemlich verrückt zu sein.", lachte Niila. Daraufhin kam ich nicht umhin, ihm unsere ganze Geschichte aufzutischen, wie wir uns kennen, hassen und lieben gelernt hatten und weitere Stunden zogen ins Land. Niila schien sehr amüsiert und war, wie mir auffiel ein sehr guter Zuhörer. Etwa gegen acht Uhr schloss das Café und wir liefen durch die kleineren Straßen Berlins, die jetzt im Sommer sogar noch zu dieser Tageszeit sehr belebt waren. "Jetzt, wo wir eh nicht mehr auf das Konzert gehen, gäbe es da noch einen Ort, den ich gerne von Berlin sehen würde.", sagte Niila plötzlich und grinste breit, als ich zu ihm herüber sah. Er sah ja schon ziemlich gut aus, hatte seinen eigenen Style, mit dem schwarzen Hut und dem Bart, den er trug. Zudem schulterte er lässig eine Gitarre, was den Musiker in ihm noch intensiver strahlen ließ. Er wirkte auf seine eigene Weise cool und irgendwie ein wenig älter, als er es wirklich war, aber dennoch trugen seine feinen Grübchen dazu bei, dass er gleichzeitig einen süßen, jungenhaften Eindruck hinterließ. Die Abendsonne ließ seine braunen, warmen Augen fröhlich funkeln, während seine Züge tanzten. "Wohin solls denn gehen?", fragte ich belustigt. "Mein Kumpel meinte, dass es hier einen Fluss gibt, an dem man im Sommer wunderbar grillen, angeln, schwimmen, oder ein Lagerfeuer machen kann." "Die Spree!", fiel es mir sofort ein. "Oh ja!" Gesagt, getan. Eine halbe Stunde später saßen Niila und ich in einem kleinen abgelegenen Uferbereich der Spree und genossen den Anblick auf die untergehende Sonne, während die angenehme Atmosphäre geradezu zum Reden verführte...

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt