133. Kapitel

589 22 0
                                    

|Samu| "Wars das?", erkundigte sich Tarja schließlich und ihre Stimme bohrte sich wie ein spitzer Eiszapfen in mein Herz. Ich sah sie aus großen, sich mit Tränen füllenden Augen, an. "Nein...verdammt ich..." "Deine Zeit ist aber rum!", unterbrach sie mich und hielt für einen kurzen Moment mit mir Blickkontakt. Immernoch war hinter ihrer Fassade nichts mehr von der alten Tarja auszumachen, ich war mir sogar kurzzeitig nicht sicher, ob diese überhaupt noch in diesem Eismeer existierte. "Das kann dich doch nicht alles wirklich so kalt lassen Tarja!", stieß ich voller Verzweiflung aus, doch sie zuckte bloß desinteressiert mit den Schultern, sodass selbst Vivi sie mittlerweile mit einem entsetzen Blick bedachte. "Hat es auch nicht Samu...bis zu dem Zeitpunkt, als ich realisiert habe, dass DU es nicht wert bist und vermutlich auch nie warst!", antwortete sie sachlich. Das gab mir den Rest. Den Klos in meinem Hals, den diese Worte bei mir verursacht hatten, versuchte ich mit aller Kraft herunterzuschlucken, denn er raubte mir bald die Luft, doch es war aussichtslos. Mein Verstand und mein Kopf wollten unbedingt etwas auf Tarjas Aussage erwidern, ihre Falschheit richtig stellen, widersprechen...doch mein Herz, welches, wie ich eine Zeit lang mal gedacht hatte, nur für Sie schlug, wandte seine letzte Kraft auf, um mich daran zu hindern. Der Schmerz den es aussendete, strahlte in meinen gesamten Körper, lähmte mich, machte es mir nicht möglich den Mund zu öffnen und die richtigen Worte für dieses grausame Gespräch zu finden. "Geh jetzt!", erklärte Tarja und wies zur Tür. Ich schluckte. Sie warf mich raus. Ich schlurfte wie eine leblose Hülle zum Eingang und hatte bereits die Türklinke in der Hand, als mich eine schreckliche Erkenntnis schüttelte und mir kurzzeitig wieder genug Leben einhauchte, um mich herum zu reißen."Warte...ist das...ist das jetzt das letzte Mal, dass ich dich sehe?", presste meine angeschlagene Stimme hervor. Sie schüttelte den Kopf unter gleichgültigem, starren Blick. "Das heißt...du willst die Tour weiterhin mit uns machen?", brachte ich so gerade heraus. "Du denkst doch nicht wirklich, dass ich mir von DIR meine Karriere versauen lasse, oder?! SO leicht mache ich es dir dann doch nicht!", zischte sie und kurzzeitig konnte ich Wut in ihren Augen aufflackern sehen, was schon fast beruhigend war. Besser eine Emotion, als keine. Ich deutete bloß ein geschwächtes Nicken an, konnte die Situation nicht so recht realisieren. "Dann wohl bis dann.", murmelte ich mit gesenktem Blick, taumelte zur Tür und schob mich hinaus, ohne, dass eine der beiden Frauen noch ein weiteres Wort verlor. |Tarja| Hass. Zum ersten Mal empfand ich in meinem Leben einem Menschen gegenüber Hass. Man sagt es öfters, lässt es fast schon in seinen täglichen Wortschatz einfließen... 'Ich hasse diesen Film.' oder 'Ich hasse es, wenn es regnet.'. Aber wenn man einmal Hass verspürt hat, weiß man, dass man die ganzen Male zuvor nie wirklich etwas gehasst hat, wenn man es gesagt hatte. Man sagt auch, dass man Hass nur für eine Person verspüren kann, die man liebt, oder geliebt hat, aber Hass ist ein Gefühl, was dich jene Liebe beinahe gänzlich vergessen lässt. Hass ist eine finstere Emotion, die dich in ein immer undurchdringbareres Netz einwebt, dich Dinge tun und sagen lässt, die du selbst nicht unter Kontrolle hast und dich eine innere Kälte verspüren lässt, die so sehr weh tut, dass du überhaupt nicht mehr in der Lage bist, den enormen Schmerz überhaupt zu begreifen. Hass. Das empfand ich, als die Tür hinter Samu ins Schloss fiel. Hass, weil er einen kurzen Zeitraum lang die Macht über mich besessen hatte, mich verletzbar zu machen und um mich überhaupt so weit zu bringen, Hass verspüren zu können. Der Hass blendete jegliches Mitgefühl, jegliche Trauer, um das was einmal war, aus. Der Hass war nun ganz alleine mit mir, beziehungsweise ich war ganz alleine mit ihm. Ich wand mich auf dem Absatz um und lief fast wie in Trance in mein Zimmer. Ich hob meinen Koffer auf mein Bett, ging zu meinem Schrank und pfefferte ein Kleidungsstücke nach dem nächsten, hinein. "Was machst du?", hörte ich Vivis entsetzte Stimme hinter mir. "Packen, siehst du doch." "Aber wofür...was hast du vor?" "Ich werde Riku und Mikko schreiben und mit ihnen zurück nach Ungarn fliegen. Die Tour geht weiter.", sagte ich monoton. "Aber...aber...Tarja meinst du das ist wirklich eine so gute Idee?", fragte meine beste Freundin besorgt und drängte sich in mein Blickfeld. "Das ist mein Job, Vivi!", antwortete ich bloß und setzte mein Tun fort, wobei ich versuchte das fassungslose Gesicht von ihr auszublenden.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt