186. Kapitel

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|Tarja| Ich hatte es immer noch nicht gewagt etwas zu sagen, war selber völlig mit dem Chaos in meinem Kopf überfordert und Vivi hatte die Augen inzwischen misstrauisch zusammengekniffen. "Tarja!", erhob sie ihre Stimme und stieß sich von der Wand ab, sodass sie neben mich treten und mich durch den Spiegel, über dem Waschbecken, ansehen konnte. "Als die Kloschüssel und du, das letzte mal, so ein inniges Verhältnis hatten, war das KEIN gutes Zeichen...", meinte sie und ihr Blick durchlöcherte mich noch eindringlicher. "Letztes Mal war ich gestresst und überfordert mit meiner Situation...ich war nicht mehr Herr der Lage...", murmelte ich genervt von Vivis Stimme, die ähnlich klang, wie bei einem Verhör. "Ja ja ich weiß was letztes mal war...nur zu gut! Aber was ist dieses mal?" Ihre blauen Augen fixierten mich durch das Glas des Spiegels, fast als wollten sie mich mit dieser Frage festnageln. "Diesmal ist es auf jeden Fall nicht so!", murrte ich und wand mich um, sodass ich sie direkt ansehen konnte. "Tarja! Hör auf, mich hinzuhalten! Rück schon raus mit der Sprache! Ich spüre doch, dass da etwas nicht stimmt! WAS stresst dich dieses Mal?" "Wie oft noch Vivi...ich bin, im Gegensatz zu dir, NICHT gestresst! Ganz im Gegenteil sogar!", fuhr ich sie lauter, als gewollt an und sie riss etwas schockiert über meinen Ausbruch die Augen auf, in denen unwillkürlich...ja was? Etwa Erkenntnis aufflackerte? "Ach ja...", murmelte sie und musterte mich. "Ihr seid also wieder...und jetzt bist du...SCHEIßE TARJA!", stieß Vivi plötzlich aus und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Hä? Moment! Was?", fragte ich verwirrt. Wovon bitte redete sie? "25 Jahre Tarja...so lange kennen wir uns jetzt...du machst mir bestimmt nichts vor!", erklärte Vivi, sich, scheinbar ihrer Sache, sehr sicher. "Würdest du mich bitte aufklären, was du dir da gerade in deinem Köpfchen..." "Du bist wieder mit Samu zusammen UND schwanger!", unterbrach sie augenblicklich sachlich mein Gestammel. Meine Augen hatten die Größe von Golfbällen angenommen und meine Augenbrauen mussten irgendwo bei meinem Scheitel hängen geblieben sein. "BITTE WAS?", rief ich entsetzt auf und überdachte beinahe panisch ihre Worte. Dass sie registriert hatte, dass ich wieder mit Samu zusammen war, war ja schön und gut, aber...SCHWANGER? ICH? "Ach jetzt tu doch nicht so! Genauso ist es doch!", meinte Vivi schulterzuckend und verdrehte die Augen, frei nach dem Motto 'Stell dich nicht so blöd Tarja!'. Völlig baff bekam ich die Lippen nicht mehr auseinander, war nicht in der Lage, irgendetwas darauf zu erwidern. In meinem Kopf ratterten die Informationen in Lichtgeschwindigkeit... Schwanger...Ich...von Samu...Wann hatte ich zuletzt meine Periode...Moment mal...Fuck...die Pille...der Alkohol...ein Baby...mein Baby...unser Baby...Samu...als Vater...Scheiße! Scheiße! Scheiße! Ich war überfordert mit diesem Gedankenchaos, aber zu einer Schlussfolgerungen, war ich im Stande, zu komme: Ich hatte ein gewaltiges Problem! Denn, wenn ich tatsächlich schwanger war, wäre das gerade der denkbar schlechteste Zeitpunkt! Nicht nur, die Tatsache, dass Samu und ich erst seit ein paar Tagen wieder offiziell zusammen waren und doch gerade erst die schlimmste Zeit überwunden, die Wogen geglättet hatten...nein, wir steckten auch beide mitten in der Tour und davon mal ab, Samu befand sich auf dem absoluten Hochpunkt seiner Karriere... "Tarja! Hallo! Hey?!", holte mich Vivis schneidende Stimme zurück in die Wirklichkeit. Etwas benebelt sah ich ihr in die Augen, die sich plötzlich weiteten. "Verdammt, du wolltest mir das mit der Schwangerschaft gar nicht sagen! Du hast es ja nicht mal selbst gewusst!", verstand sie endlich und schlug sich nun noch entsetzter, als zuvor die Hand vor den Mund. Nicht in der Verfassung, auch nur irgendeine zustimmende Reaktion zu zeigen, schluckte ich und starrte, wie in Trance, an den weißen Fliesenspiegel. "Vielleicht...vielleicht bist du es ja auch gar nicht...", dämmerte mir Vivis Stimme, die aber alles andere, als überzeugt, von ihren eigenen Worten klang. Erneut schluckte ich den bitteren Geschmack von Galle schwer die Kehle herunter. "Ich bin aber überfällig...hab die Pille vergessen...", flüsterte ich abwesend. Vivis Augen wurden, wenn das überhaupt noch möglich war, noch größer und ihr Blick enthielt auf einmal eine Spur von Mitleid. Ein letztes mal fixierte ich die weißen Fliesenmuster, ehe ich Vivi direkt ansah und mit viel festerer, fast bitterer Stimmlage, als zuvor, fortfuhr: "Es spricht also alles dafür."

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt