47. Kapitel

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|Tarja| Samu brachte mich zu meinem Elternhaus. Ich wollte ihn herein bitten, doch er meinte, dass es wohl besser wäre, wenn ich mal ein wenig Zeit für meine Mom und mich hätte. Als ich unser Haus betrat, empfing Mom mich sofort in der Küche. Neben ihr am Tresen saß Vivi und schenkte mir ein offenes Lächeln. War jetzt wieder alles gut zwischen uns, oder hatte sie einfach bloß Mitleid? Ich musste wirklich dringend mit ihr reden... Es war mehr als ersichtlich, dass die beiden Frauen nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollten, also ergriff ich als erste das Wort. "Daddy wollte eine Meeresbestattung.", brach ich die Stille mit fester Stimme und erhielt dafür, ein wenig verwunderte Blicke. "Süße...du musst dich nicht darum kümmern, wenn dir das zu viel ist. Vivi und ich können auch...", setzte Mom an, doch ich unterbrach sie, indem ich sanft meine Hand auf ihre Schulter legte. "Ist schon okay Mom, wirklich! Ich komm schon klar, ich..." Ich rief mir Samus Worte wieder in den Sinn und dachte daran, dass man stark sein konnte, ohne seine Gefühle verstecken zu müssen. Schmunzelnd sah ich meine Mutter an. "Natürlich tut es weh, dass er weg ist...Ich vermisse ihn sehr...aber er hätte es nicht gewollt, dass wir uns deswegen den Boden unter den Füßen weg reißen lassen.", erklärte ich. "Ich möchte nur nicht, dass du dich übernimmst, Liebes...", murmelte Mom. "Keine Sorge, wirklich...", entgegnete ich beschwichtigend. "Deine Mom hat Angst, genauso wie ich, dass du dich wie nach der Trennung von Miron, vor uns verschließt.", erklärte Vivi besorgt und Mom nickte zustimmend. Erneut flackerte Samus Bild vor meinem inneren Auge auf und ich musste unverzüglich lächeln. "Diesmal bin ich aber nicht allein...", flüsterte ich immer noch in Gedanken an Samus liebevollen Worte und Berührungen, bis ich schlagartig realisierte, dass ich hier ausgerechnet vor Vivi so verliebt daher redete und ihr einen entschuldigenden Blick zu warf. Meinen Erwartungen entgegen, blickte sie völlig nichtssagend zurück und wand sich plötzlich an meine Mom. "Wir sind sofort wieder da Paulina...ich würde gerne kurz mit Tarja alleine sprechen.", murmelte sie und nickte in Richtung Tür, sodass ich ihr hinaus ins Nebenzimmer folgte. Oh nein! Was kam jetzt? 

Sie schloss die Tür hinter sich und bedachte mich weiterhin mit diesem Blick, den ich beim besten Willen nicht zu deuten wusste. War sie sauer? Verletzt? Oder einfach nur nachdenklich? "Vivi...das war taktlos von mir...es tut mir leid...ich hätte nicht...", stammelte ich unsicher drauf los, bis sie mich unterbrach, indem sie sanft ihre Hände auf meine Schultern legte und mich eindringlich ansah. "Tarja, hey! Du brauchst dich nicht zu entschuldigen!", beschwichtigte sie mich und löste mit diesen Worten die endgültige Verwirrung in mir aus. "Mir ist einiges klar geworden...", begann sie und ihre Augen drifteten ein wenig ins Leere, ehe sie mich wieder ansah. "Weißt du...ich habe Samu wirklich geliebt...von ganzem Herzen...aber na ja...du erinnerst dich, dass ich es damals, nicht nachvollziehen konnte, wieso ausgerechnet ihr zwei euch nicht versteht, geradezu bekriegt habt, obwohl ihr euch doch so verdammt ähnlich seid?" Ich nickte vorsichtig. "Manchmal denke ich, ich hätte es da schon wissen müssen...das mit euch beiden..." Mitleidig sah ich sie an, ehe sie fortfuhr: "Als Tyan gestern meinte, dass ich die Liebe nicht erzwingen kann, wollte ich es noch nicht hundertprozentig wahr haben...ich meine es lässt sich leichter daher sagen, als es ist, dass man akzeptieren muss, wenn die Liebe eben woanders hin fällt, als man es sich vielleicht erhofft hat, aber...gerade eben..." Ein hauchzartes Schmunzeln umwob ihre Lippen. "...als ich realisiert habe, wie er es schafft zu dir durchzudringen, dir Kraft zu geben, ehrliche Kraft zu geben, ohne, dass du eine Mauer um dich ziehst, gerade weil er dir so ähnlich ist und dich verstehen kann...das hat mir gezeigt, was dein Dad gestern wirklich meinte! Es mag immer noch nicht das einfachste für mich sein, zu akzeptieren, dass ausgerechnet ihr beiden einander gefunden habt, aber die Tatsache, dass ihr unanfechtbar zusammen gehört, weil ihr euch so gut ergänzt und..." Unwillkürlich traten Vivi Tränen in die Augen, während ihre Mundwinkel immer noch in der Luft hingen. "...dem anderen so unglaublich gut tut, macht es mir einfacher zu verstehen und vor allem es so hinzunehmen." Ihre Worte trafen mich mitten ins Herz und die Rührung darüber trieb mir ebenfalls die Tränen in die Augen. "Weißt du Tarja mir ist klar geworden, dass ich dich nicht hassen will...weil das um einiges mehr wehtut, als das, was du und Samu mir angetan habt und es mag vielleicht verrückt klingen...ja vielleicht sogar unglaublich, aber der Schmerz darüber, ist eben, als du gesagt hast, dass du dieses Mal nicht alleine bist, weil er für dich da ist...einfach abgeklungen..." Unaufhaltsam rannen mir, wie auch ihr die Tränen über die Wangen. "Wow...", wisperte ich und sah ihr direkt in die, mit so unsagbar viel Wärme, gefüllten Augen. "Das heißt du..." "Das heißt, ich verzeihe dir!", beendete Vivi für mich den Satz und zog mich in ihre Arme. Eine Weile lang weinten wir noch ungehemmt in dieser vertrauten Haltung, doch hauptsächlich wohl vor Freude und unbändiger Erleichterung. 

Nach einiger Zeit lösten wir uns voneinander und wischten die Tränenspuren des anderen, von unseren Wangen. "Das hab ich vermisst.", flüsterte Vivi und schenkte mir ein zaghaftes Lächeln, welches ich erwiderte. "Ich auch...", wisperte ich zurück. "Lass uns wieder zu deiner Mom gehen, sonst macht sie sich noch Sorgen.",grinste Vivi und wir gingen wieder rüber in den Wohnbereich, wo meine Mom gerade Essen kochte."Wollt ihr mit essen?", fragte sie warmherzig lächelnd. "Gern!", erklärten Vivi und ich sofort und deckten gemeinsam den Tisch.   

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt