You Give Love A Bad Name

26. Kapitel

|Samu| Während der ganzen Fahrt nach Österreich wechselten Tarja und ich kein Wort. Sie schwieg. Ihr Anblick stimmte mich traurig, ihre Augen waren leer, ihr Blick kühl, ihre Haltung in sich zurückgezogen.
Nicht nur einmal, entwickelte ich das Bedürfnis, sie anzusprechen und am liebsten einfach in den Arm zu nehmen, aber dann dachte ich wieder daran, wie sie mir eisig ins Gesicht gesagt hatte, dass ich sie nur vögeln wollte und nicht mal ansatzweise auf meine letzten Worte, zu ihr, reagiert hatte.
Wie hatte ich es nur geschafft, mich von einer Frau, mit der ich nicht mal zusammen war, so verletzen zu lassen...?

|Tarja| In Österreich angekommen, beschloss ich, die Tour bloß als berufliche Komponente zu sehen. Mit Mikko kümmerte ich mich um die geschäftlichen Sachen für das Konzert am Abend, welches von einem Orchester begleitet werden sollte, weshalb es (gut für mich) noch mehr zutun gab.
Mit Riku, Sami, Raul und Osmo redete ich zwar ganz normal, aber die Stimmung in der ganzen Tour-Besetzung war deutlich angespannter. Samu war plötzlich auch ziemlich wortkarg geworden und ein Lachen hatte ich auf seinen Lippen ebenfalls lange nicht mehr gesehen.
Zudem entging mir nicht, wie er mich immer wieder ansah...

Am Abend des Konzerts machten sich die Jungs gerade bereit, um auf die Bühne zu gehen, als Riku mich noch schnell in seine Arme zog. "Bitte rede mit ihm!",wisperte er mir eindringlich ins Ohr, ließ schließlich von mir ab und warf mir noch einen letzten Blick über die Schulter zu, als er den anderen Bandmitgliedern auf die Bühne folgte.
Mikko und ich setzten uns auf die, extra für uns reservierten Plätze im Konzertsaal, aber irgendwie ließen mich Rikus Worte nicht los...Wenn sogar er ein Gespräch für notwendig hielt...

"Guys we start this evening with a song, that is more or less a bit sad...I think, we all know the feeling, when you think, that there must be the angels on a rampage..." Samus Stimme durch das Mikro zu hören, war irgendwie noch schmerzlicher... Ob seine Fans wohl merkten, wie schlecht es ihm eigentlich ging?
Osmo setzte auf dem Klavier ein - eine schöne, aber traurige Melodie, die durch mich hindurch floss und sich in meinem gebrochenen Inneren gerade irgendwie Zuhause fühlte...

"It's late to late, to keep this level up much longer. We've got to turn it off, or turn it down...", folgte plötzlich Samus Stimme und augenblicklich überrollte mich eine Gänsehaut.
Ich sah auf zur Bühne und beobachtete, dass er die Augen geschlossen hatte. Er wirkte dabei so unglaublich zerbrechlich.
"So why do we do this, why do we do these things, we don't wanna do at all? And why do we do this? Beating our heads up against the wall." Plötzlich lagen seine blauen Augen direkt auf mir und ich schluckte den aufsteigenden Schmerz schwerlich herunter. Dieser Blick traf mich direkt ins Herz.

"It must be the angels on a rampage, they're taking matters into their own hands. They're making us do, what we don't want, making me say I'm moving on. Must be the angels on a rampage...", sang Samu, während seine Stimme an den Zeilen deutlich brach.
Meine Augen begannen zu brennen und ich spürte die heißen Tränen auf meiner Haut, während unsere Verbindung immer noch standhielt.

Augenblicklich wurde mir eines glasklar, während meine gesamte Körperoberfläche, jedes einzelne Nervenende, dem Explodieren nahe war: Dieses Lied, diese wahren Worte kanalisierten den höllischen Schmerz, der gerade in uns beiden wohnte.