156. Kapitel

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|Samu| In unserer achtköpfigen Gruppe erreichten wir den kleinen Club in der Innenstadt Berlins, in dem wir an diesem Abend ein kleineres Konzert gaben. Es war drückend warm und kaum auszuhalten, als wir die Räumlichkeiten betraten. Der Club wirkte irgendwie roh und entgegengesetzt der Hitze, die hier drinnen vorherrschte, kühl, so ganz ohne die bunten Partylichter und die drückenden Bässe. Wir stoben auseinander und jeder machte sich an seine Arbeit. Während Sami und Raul überwiegend mit dem Aufstellen der Instrumente beschäftigt waren, stimmten Osmo und Riku die Gitarren und sortierten sie in die jeweiligen Koffer. Ich bekam im Hintergrund mit, wie Mikko und Tarja sich zu den Lichtkonstrukteuren begaben und mit ihnen die Lichtmuster der abendlichen Show diskutierten. Niila folgte den beiden unauffällig, da er scheinbar nicht so Recht wusste, wohin mit sich, doch ich hielt ihn an der Schulter zurück. Fast ein bisschen erschrocken stob der junge Sänger herum und sah mich aus großen Augen an. Es war wirklich heftig, zu sehen, wie sehr ich ihn scheinbar einschüchterte. Dabei waren wir ja eigentlich ziemlich gute Freunde, aber seit der letzten Nacht schien er mir gegenüber wohl ein schlechtes Gewissen zu haben. "Niila ich...würde gerne mal mit dir reden...", murmelte ich und zog ihn ein wenig beiseite, damit die anderen nichts von unserem Gespräch mitbekamen. Abwartend und irgendwie nervös sahen Niilas große, braune Augen zu mir auf, während ich ein wenig die Stimme senkte: "Pass auf...ich hab dich wirklich gern und du weißt auch, dass es mir, als dein guter Freund sehr am Herzen liegt, dass du mit deiner Musik was erreichst, aber ich flehe dich an...bitte, bitte lass deine Finger von Tarja!" Niilas Augenbrauen waren tief in die Stirn gewandert. "Aber Samu, du hast Riku doch gerade gehört, Tarja und ich haben nicht..." "Nein nein, weißt du, nimm mir das nicht übel, wirklich nicht...das soll auch kein Vorwurf an dich sein...nur...Tarja ist die Liebe meines Lebens und ich...verdammt es ist sowieso schon so viel passiert, ich will sie jetzt einfach nicht an jemand anderen verlieren..." Meine Stimme klang deutlich verzweifelter, als ich es wollte, doch während die Worte, wie von selbst, aus mir heraus sprudelten, fixierten meine Augen automatisch sehnsüchtig Tarja, welche gerade konzentriert dem Lichtkonstrukteur bei seinen Planungen lauschte. "Samu ich hatte nicht vor...", setzte Niila ablehnend an, doch ich schnitt ihm augenblicklich das Wort ab. "Ja du vielleicht nicht, aber sie...sie mag dich...du hast Eindruck bei ihr hinterlassen..." "Samu wirklich, ich glaube nicht, dass du dir da Sorgen machen musst! Ich meine..." Niila senkte die Stimme und schob seinen Kopf näher an mein Ohr heran. "...denkst du wirklich, dass sie solche Träume von dir haben würde, wenn ihr jemand anderes den Kopf verdreht?" Schockiert starrte ich ihn an. "Woher weißt du davon?", zischte ich. "Ich habe zwar im Bad gepennt, aber die Wände im Hotel sind eben sehr dünn...", erklärte Niila schulterzuckend. Ich rieb mir angestrengt die Stirn. Irgendwo behielt er ja Recht damit...sie würde wohl kaum von mir träumen, wenn sie uns schon abgeschrieben hätte... "Dein Ego hat aber ganz schön unter der guten Tarja gelitten, was?!", lachte Niila plötzlich auf und holte mich damit wieder zurück aus meinen Gedanken. "Was?", fragte ich verwirrt, da ich keinen blassen Schimmer hatte, was er damit meinte. "Na ja, wenn du wirklich denkst, dass ich dir, DEM Samu Haber, in Sachen Frauen Konkurrenz machen könnte..." Niilas Worte glichen einem Schlag ins Gesicht...mir fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen: Tarja und meine Liebe zu ihr, hatten mich verändert, verweichlicht, zu einem eifersüchtigen Weichei gemacht und ich war mir gerade nicht sicher, wie ich das finden sollte...

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt