171. Kapitel

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|Tarja| Darauf eingestellt Samus arroganter Visage gegenüber treten zu müssen, betrat ich den Tourbus mit einem wütenden Funkeln im Blick. Entgegen meiner Erwartungen saß dieser allerdings tief in den hintersten Sitz des Busses versunken. Seine Lider waren verschlossen und er schien Musik über seine Kopfhörer zu hören. Moment mal... Ich sah genauer hin. Das bildete ich mir doch ein, oder?! Nein! Tatsächlich glitzerten feuchte Perlen an seinen langen Wimpern und die getrockneten Linien von Tränen zierten sein Gesicht. Ich schluckte schwer. Ein heißer Schmerz drückte gegen meine Brust. Ich hielt inne, sah ihn einfach nur an, wäre zu gerne leichtfüßig auf ihn zu gegangen und hätte mich an ihn gekuschelt, meinen Kopf an seine Schulter gelegt, seine Finger auf meiner Haut gespürt, seine Lippen geschmeckt...Stop Tarja! Ich zwang mich weiter zu gehen und mir meinen Sitzplatz neben Riku und gegenüber von Raul und Niila zu suchen. Die Jungs hatten ihre Laptops hervor geholt und schienen an irgendetwas wichtigem zu arbeiten. Ich beschloss, mich dort auszuklinken, schnappte mir mein Handy und setzte mir meine Kopfhörer auf. Automatisch öffneten sich der Musikplayer und meine Favoriten Liste, der Songs, die ich am liebsten und häufigsten in den vergangen Wochen gehört hatte. An oberster Stelle stand 'Stormy End'. Meine Augen glitten über das Lied und sofort waren die Erinnerungen daran, wie Samu es auf dem Konzert gesungen, den Text abgeändert und mich dabei angesehen hatte, wieder präsent. Der Kuss Backstage floss bildlich durch mich hindurch, es war, als würde ich seine Lippen noch einmal auf meinen spüren... Meine Finger fanden das Playsymbol auf dem Display und augenblicklich ertönte Samus Stimme in meinen Ohren. "Please bring me another tequila, I don't need a sober day just yet. I don't wanna try to get up, there's a dark cloud over my head." Mein Kopf fiel automatisch in den Nacken und ich verschloss die Augen, um mich dem Lied ganz und gar hinzugeben. Kurz schlug ich die Lider auf und mein Blick glitt herüber zu Samu, der immer noch völlig unschuldig mit geschlossenen Augen in seinem Sitz, einige Meter vor mir saß. Wie hatte ich auch nur eine Millisekunden glauben können, dass ich ihn nicht mehr liebte? Wie hatte ich das bezweifeln können? |Samu| Den Großteil der Busfahrt verschlief ich, doch als ich erwachte, war mir nach einem Kaffee. Ich erhob mich von meinem Sitz und trat an die kleine, eingebaute Küchenzeile heran. Der gesamte Bus schlief, die Jungs und auch Tarja. Meine Augen verharrten auf der schlafenden Schönheit. Meine Beine trugen mich fast, wie von alleine zu ihrem Sitz. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und man konnte deutlich sehen, wie sie sanft ein und aus atmete. Desweiteren vernahm ich allerdings, wie sie merkbar zitterte. Fror sie? Ich schnappte mir, ohne weiter darüber nachzudenken, eine der Decken, die auf einem Stapel neben den Sitzen lagen und breitete sie, bemüht sie dabei nicht aufzuwecken, über ihrem zierlichen Körper aus. Auf dem Rückweg schnappte ich mir meinen Kaffee und sah ein letztes Mal über meine Schulter, um mich zu vergewissern, dass sie auch nichts bemerkt hatte und schlief. Ein zaghaftes Lächeln berührte meine Lippen bei ihrem zauberhaften Anblick. Ich wollte mich gerade wieder herum drehen, als ich bemerkte, wie Rikus offene Augen mich fixierten. Mist! Er hatte offensichtlich alles mitbekommen... Doch zu meiner Verwunderung schmolz ein flüchtiges Lächeln auf seinen Zügen, in welchem Mitleid, aber auch Erleichterung, sowie Bewunderung mit schwangen. Ich versuchte diese Geste geflissentlich zu ignorieren, wand mich um und ging zurück zu meinem Sitzplatz, um mir dort erneut meine Kopfhörer aufzusetzen und Tarjas Album auf Repeat in Dauerschleife zu hören.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt