188. Kapitel

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|Tarja| Eine Stunde später hatten wir dann die bittere Gewissheit... Vivi hatte einen Schwangerschaftstest gekauft, welchen ich schließlich auf der Toilette des Cafés machte. Der positive Bereich färbte sich blau und mir wurde augenblicklich speiübel. Die Farbe, so schien es, blendete mich regelrecht, pochte in meinem Hirn, sendete die unvermeidbare Information: 'Du bist schwanger!' Der Gedanke daran ließ mich die Luft anhalten. Das konnte, nein das DURFTE doch einfach nicht wahr sein! Ich gebe zu, während Vivi im Geschäft verschwunden war und ich mich in dem Spiegel über dem Waschbecken angestarrt hatten, keimte in mir tatsächlich noch die winzige Hoffnung, dass ich vielleicht doch nicht schwanger war, doch dieses verdammte Stäbchen in meinen zittrigen, kalten Händen trieb mir die bittere Realität vor Augen. "Und?", ertönte Vivis Stimme, vorsichtig, hinter der Tür. Es wollte mir einfach nicht über die Lippen kommen, ich konnte das Wort nicht aussprechen... Ich riss die Tür auf, drückte Vivi den Teststift in die Hand und rauschte an ihr vorbei, zum Waschbecken, um mir kaltes Wasser über die zittrigen Handgelenke laufen zu lassen und mir schließlich mit den nassen Händen durchs Gesicht zu fahren. Ich konnte im Spiegel beobachten, wie Vivi das Teststäbchen in ihrer Hand drehte und sich beim Anblick, des Ergebnisses, auf die Lippe biss. Sie hob den Blick und sah mir durch das Spiegelglas in die Augen. "Vielleicht hat er seine Meinung geändert...ich meine, du hast ihn schließlich auch verändert, warum sollte er also nicht auch..." "Vivi sein wir doch einfach mal realistisch: Er hat gerade nicht nur einen karrieretechnischen Höhenflug, sondern ist auch noch auf Tour...wer will da schon Vater werden...", murmelte ich und war über die Kälte in meiner Stimme selber überrascht. "Tarja du darfst nicht vergessen, dass er schon 39 ist...wenn er Kinder haben will, wird es also langsam mal Zeit! Damit will ich sagen...bitte denk jetzt nicht so pessimistisch! Wer weiß, vielleicht freut er sich ja total und..." Ein zaghaftes, beinahe sehnsüchtiges Lächeln schlich sich auf Vivis Lippen und ihr Blick ging kurzzeitig in die Ferne, ehe sie mir wieder in die Augen sah und ein Funkeln darin auszumachen war. "Verdammt Tarja! Du bekommst ein Baby! Das ist verdammt nochmal ein Grund zur Freude! Und wenn ein Samu Haber es nicht wunderschön findet, mit dir dieses Baby zu bekommen und vor dir auf die Knie geht, dann...dann weiß ich auch nicht mehr...dann hat er dich wirklich nicht verdient!", erhob sie plötzlich ihre Stimme. Sie legte ihre Hände auf meine Schultern, drehte mich zu sich herum und zwang mich so, ihr in die klaren, blauen Augen zu sehen. "Du bist schwanger. Das ist etwas schönes. Er liebt dich, du liebst ihn...da ist einfach kein Grund, der gegen ein Baby spricht. Ja Karriere...schon klar, aber mal ehrlich...die ist ja nicht automatisch vorbei, wenn er Vater wird..." Wo sie diesen plötzlichen Optimismus her nahm, war mir ein Rätsel. "Aber...", setzte ich zweifelnd an, doch wurde sogleich von einem ernsten Blick meiner besten Freundin zum Schweigen gebracht. "Scht nichts aber! Für irgendetwas muss all das Drama doch gut gewesen sein, also..." Nun war es an ihr, unterbrochen zu werden und zwar von dem Summen meines Handys. Ich zückte es und erstarrte augenblicklich, als ich Samus Namen, auf dem Display, aufleuchten sah. "Nun geh schon dran!", forderte Vivi, nachdem ich einige Sekunden lang, regungslos auf das Gerät gestarrt hatte. Langsam schafften es meine schwitzigen Finger, es an mein Ohr zu führen und den Anruf entgegen zu nehmen. "Ja?" "Hey! Wo steckst du? Ich wollte heute Abend mit dir Essen gehen.", meldete Samus tiefe Stimme sich locker. "Äh..." "Also wenn du willst...wir können es uns natürlich auch zu Hause nett machen..." "Äh...ich..." Mein Blut gefror bei dem Gedanken, ihm unter die Augen zu treten, mit ihm alleine zu sein. "Ich dachte nur, zur Abwechslung könnten wir eben auch mal raus. Wie du willst...aber würde dann schon mal einen Tisch reservieren..." Ich war einfach nicht in der Lage irgendetwas zu sagen und beinahe dankbar, als die, immer grimmiger drein schauende Vivi, mir unwillkürlich mein Handy entriss und selbst das Gespräch mit Samu aufnahm. "Hey Samu, ich bins Vivi! Tarja kann gerade nicht...wir stehen hier vor einer ganz schweren Entscheidung, Schuhe kaufen, oder doch nicht...ach was rede ich, vermutlich weißt du genau, wovon ich spreche! Jedenfalls...Essen gehen heute Abend ist gebongt, sie freut sich und kommt...in den neuen Schuhen selbstverständlich, wenn sie sich dann endlich für ein Paar entschieden hat...Na ja, man sieht sich! Ciao!" Schneller, als ich hätte irgendetwas registrieren können, hatte sie aufgelegt und warf mir einen Blick a la 'Das musst du wirklich noch lernen' zu. "Sag mal spinnst du?!", presste ich schockiert hervor, doch ihr Blick war erbarmungslos. "Nein! Ich spinne nicht, ich sorge gerade nur dafür, dass mein Patenkind bei den glücklichsten Eltern der Welt aufwächst!", meinte Vivi schulterzuckend. "Dein Patenkind?" Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. "Na davon gehe ich doch mal schwer aus!", raunte sie beinahe bedrohlich und irgendwie musste ich über diese Tatsache schmunzeln, ehe sich Vivi auch schon bei mir untergehakt hatte und aus dem Café zog. "Ehm wo willst du hin?", wollte ich ein wenig verwirrt wissen. "Na dir Schuhe für heute Abend kaufen, was sonst?!", erklärte sie wie selbstverständlich und das schwere Gefühl in meiner Brust lockerte augenblicklich ein wenig auf.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt