20. Kapitel

1K 35 0
                                    

|Tarja| Zwei Tage später, saß ich dann tatsächlich mit den Jungs von Sunrise Avenue in ihrem Tourbus. Riku hatte sich, zu meiner Überraschung, über meinen neuen Job als Tourmanagerin gefreut und gab sich, wie eigentlich für ihn typisch, allzeit charmant und freundlich.
Die anderen Jungs, die Samus und mein Techtelmechtel ja nicht mitbekommen hatten, verhielten sich normal, wie eh und je.
Der einzige, der in dieser Harmonie natürlich aus der Reihe tanzte, war Samu.
Während die übrigen Jungs und ich, um einen Tisch herum saßen und uns unterhielten, saß er in der Ecke und hörte, trotzig schmollend, über seine Kopfhörer Musik. Dieses kindische Verhalten ging mir jetzt schon gegen den Strich...
Ich war mir sicher, dass ich, wenn er sich weiter so albern verhielt, ihm noch ordentlich einen einheimsen würde, denn bei sowas konnte ich mich beim besten Willen nicht zurückhalten...

Das erste Konzert fand in Barcelona statt und die Fahrt bis dahin würde noch einige Stunden dauern.
"Ich hau mich aufs Ohr, Jungs.", verabschiedet Samu sich schon bald. JUNGS? So so, er wollte also diese Kinderkacke wirklich durchziehen... Samu war noch keine zehn Minuten in der oberen Schlafetage des Doppeldeckers verschwunden, als ich mich ebenfalls von den Jungs verabschiedete. Ich musste definitiv mit Samu reden!

Während ich die Stufen empor stieg vernahm ich plötzlich ein seltsames Geräusch, welches mir, je näher ich ihm kam, umso vertrauter wurde.
Ich erblickte Samu auf seinem Bett, wie er, im Schneidersitz an seiner, im Schoß liegenden Gitarre, nachdenklich drein schauend, herumzupfte und dabei...Moment mal... Sang?
Ich beschloss mich noch nicht bemerkbar zu machen und ihm zu lauschen, schließlich hatte ich ihn noch nie so richtig singen gehört.

"I can give you this sweet symphony and I hope it makes you feel fine. And it's all that you can get from me, it will always be by your side..." Unwillkürlich überzog mich eine Ganzkörper-Gänsehaut...
Fuck!
Es war ein Fehler gewesen, ihm zuzuhören, denn die Wut auf ihn war augenblicklich, fast gänzlich verpufft.

                                ***

Nachdem wir mittags auf unserem Tourbusparkplatz, hinter dem Bühnengelände, mitten in Barcelona angekommen waren, beschlossen wir, vor dem abendlichen Konzert noch ein wenig Zeit am Strand zu verbringen.
Die Nachmittagssonne, knallte uns gnadenlos auf die Häupter, als wir ihn erreichten.
Die Jungs hatten sich für eine, weniger belebte Promenade, entschieden. Wir breiteten unsere Handtücher auf dem heißen Sand aus und legten uns, in Bikini beziehungsweise Boxershorts, in die Sonne.

Ich hatte gerade genüsslich die Augen verschlossen, als ich plötzlich von der Seite angestupst wurde.
"Kommst du mit ins Wasser?", fragte Samu neben mir leise, ohne, dass die anderen Jungs es mitbekamen.
Ich zögerte...Aber hey, wie war das? Alles sollte irgendwie normal zwischen uns werden...und an mir sollte es bestimmt nicht scheitern!
"Ja klar.", wisperte ich und erhob mich sogleich.

Wir liefen auf die, an Land schwappenden Wellen zu und schon bald versanken meine Zehen in dem schlammigen Sand.
Meine Füße wurden immer wieder von hauchzarten Wellen liebkost, was auch ziemlich angenehm war, doch als es dann darum ging, sich ganz ins Meer zu begeben, fröstelte ich allein bei dem Gedanken daran.
Samu war mir bereits voraus, hatte sich schon in die Wellen gleiten lassen, tauchte kurz unter und fuhr sich dann durchs nasse Haar. Spätestens bei diesem Anblick hätte mir eigentlich warm werden müssen...

"Wird das noch mal was?", rief Samu mir zu und holte mich aus meinen Träumen, da ich immer noch unsicher, bloß bis zu den Waden im Wasser stand.
"Muss ich erst nachhelfen?", lachte er und kam auf mich zugeschwommen. "Nein! Ganz bestimmt nicht!", rief ich patzig und wagte mich einen weiteren Schritt vor.
Ehe ich mich versah, war der tropfende Samu aus dem Wasser gewatet, hatte mich von den Beinen gerissen und über seine Schulter geworfen.
Unwillkürlich kreischte ich auf und zappelte, doch mein, zur Wehr setzen, war völlig umsonst, denn nur wenige Sekunden später sprintete er, mit mir im Gepäck, zurück in die Wellen und ich quietscht auf, als mich das Wasser umwob. Doch das war ja noch nicht genug des Ganzen...nein! Samu riss mich mit sich unter die Wasseroberfläche und natürlich schnappte ich genau in dem Moment nach Luft, als wir untertauchten. Hustend strampelte ich mich von ihm los und tauchte wieder auf.

Ich hustete mir die Seele, oder besser das Wasser aus der Lunge und musste ausgesehen haben, wie ein ertrinkendes Tier. Doch plötzlich spürte ich zwei warme Hände an meinen Hüften. Samu hielt mich stützend fest, sodass sich meine Atmung wieder regulieren konnte. Und dieser Arsch hatte doch tatsächlich nichts besseres zutun, als schallend zu lachen.

Da ich nun wieder in der Lage war, mich selber über Wasser zu halten, stieß ich ihn von mir weg und ihm schwappte eine große Welle ins Gesicht.
"Du Idiot!", rief ich spitz.
"DAS ist also der Dank dafür, dass ich dir das Leben gerettet habe?", fragte er immer noch lachend.
"Leben gerettet? Wegen dir war mein Leben überhaupt erst in Gefahr!", fuhr ich ihn entzürnt an, konnte aber selber kaum mein Lachen unterdrücken.

"Hey! Alles okay?", schrie uns Riku vom Strand entgegen. "Alles super!", rief Samu zurück.
"Nicht mehr lange!", sagte ich und stützte mich auf seine muskulösen Oberarme, um ihn unter Wasser zu drücken. Leider war schnell klar, dass die Muskeln nicht nur Zierde waren, denn er ließ sich, selbst als ich mein ganzes Körpergewicht auf ihn stemmte, beim besten Willen nicht runter drücken. Grinsend hielt er mir stand.
"Interessanter Ausblick, junge Frau!", raunte er und jetzt erst bemerkte ich, dass er mir tatsächlich eiskalt in den Ausschnitt, der sich durch meine Position, direkt vor seinem Gesicht befand, starrte. "Samuuu!", quiekte ich und legte ihm meine Hände vors Gesicht.

|Samu|"Frech wie eh und je die kleine Zicke.", murmelte ich.
Tarja dachte doch nicht wirklich, dass sie in der Lage war, mich so außer Gefecht zu setzen...
"Ey, nenn mich nicht so!", rief sie gespielt entrüstet auf. Das ganze schaukelte sich zu einem kleinen Gerangel hoch, in dem sie weiterhin versuchte mir die Augen zuzuhalten, während ich ihr Fliegengewicht stemmte.

"Wir müssen gehen, Leute!", unterbrach Riku uns plötzlich vom Ufer aus. In einer zügigen Bewegung hob ich sie auf meine Arme und trug die zappelnde und kreischende Tarja an Land. "Warum musst du mich gleich immer durch die Gegend tragen?", beschwerte sie sich, als ich sie im Sand absetzte.
"Ich trage Frauen nun mal gerne auf Händen...", antworte ich gönnerisch grinsend und sie stieß mir lachend gegen die Schulter.
Vielleicht war Tarja doch nicht so eine blöde Kuh, für die ich sie immer gehalten hatte, dachte ich, als ich ihren zierlichen Körper beobachtete, der sich zu den Bandjungs bewegte. Und wenn, dann eine ziemlich hübsche, blöde Kuh...

|Tarja|Am Abend des Konzerts war ich schon irgendwie ziemlich aufgeregt. Ich freute mich total die Jungs live zu erleben, vor allem jetzt wo ich Samus tolle Stimme kannte. Irgendwie war die Stimmung zwischen uns viel lockerer, worüber ich auch wirklich froh war.

Kurz vor dem Auftritt, lugte ich vom Backstagebereich aus, auf das Geschehen vor der Bühne. Tausende von Fans reihten sich davor und erwarteten die Band bereits gröhlend. "Okay Leute, es geht los!", gab Mikko das Startsignal und die Jungs zogen ein letztes Mal an ihren Zigaretten, um sich schließlich gegenseitig mit den Fäusten abzuklatschen, mich eingeschlossen.
Irgendwie war das schon ein ziemlich cooles Gefühl, sich als Teil dieser Crew zu fühlen!

Die Jungs verschwanden unter tosendem Applaus und Gekreische auf die Bühne. Leider bekam ich, abgesehen von dem Gesang dann allerdings nichts von dem Konzert mit, da es Backstage organisatorische Problem gab, um die Mikko und ich, uns kümmern mussten.
Na ja dafür würde es ja sicherlich noch bei einigen anderen Konzerten die Möglichkeit geben, tröstete ich mich.

Völlig verschwitzt kehrten die fünf Jungs nach der Show wieder hinter die Bühne zurück und wir nahmen sie in Empfang, um ihnen, zu dem gelungenen Auftakt zu gratulieren. Samu hatte ein Strahlen auf dem Gesicht, welches ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte und ich taufte es im Stillen das Rockstar-Lächeln.
Völlig in Trance beobachtet ich, wie seine gesamten Züge von jenem erfasst wurden und bemerkte darüber gar nicht, wie er mich ansprach...

"Tarja? Hallo? Erde an Planet Zicke, noch anwesend?" Ich schloss und öffnete meine Augen einmal ganz schnell, um meine Gedanken zu klären und sah Samu dann mit neutralem Blick an.
"Sorry ich war in Gedanken." Sein Grinsen wurde augenblicklich breiter. "Aha...So nennst du das also, wenn du das Arschloch angaffst.", raunte er und zwinkerte mir schelmisch zu.
Gar nicht wahr! Ich hatte ihn doch gar nicht...
"Eigentlich wollte ich dich auch nur fragen, ob du heute Abend mit uns in die Strandbar willst?", wechselte er die Thematik und nickte, dankbar dafür.
"Äh klar...ich meine ja gerne.", stammelte ich.
Er biss sich auf die Lippe, legte den Kopf ein wenig schief und fuhr sich durch die feuchten Strähnen...
Gott,war das sein Ernst...

Schnell riss ich den Blick wieder zu seinen Augen.
"Muss ich mir Sorgen um dich machen? Ne ganz schön verträumte Managerin haben sie uns da vorgesetzt...", murmelte er grinsend und verschwand Richtung Tourbus. Einige Minuten hielt ich noch inne, musste mich erst mal wieder sammeln...Was zur Hölle war das denn gerade gewesen? Tarja was wird das???

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt