28. Kapitel

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|Tarja|Den Rest des Konzerts nahm ich eher in einer Art Trance wahr. Samus Stimme rieselte angenehm auf mich nieder und beruhigte mich mehr und mehr, allerdings lagen die ganze Zeit über Mikkos besorgte Blicke, von der Seite, auf mir.
Nach der Show wurde es hektisch im Backstagebereich, weil es noch in derselben Nacht nach Ungarn gehen sollte.
Es blieb keine wirkliche Zeit für eine Art After-Show-Party, weil wir zum einen unter einem enormen Zeitdruck standen und die Jungs, mich inbegriffen, zum anderen verdammt fertig waren.

Mit Sack und Pack im Tourbus, wieder startklar für die nächste stundenlange Fahrt, machten wir es uns in der Couch-Ecke, mit Fernseher bequem. Samu und ich saßen nebeneinander und waren ganz still, während sich die anderen Jungs noch ziemlich aufgeregt über die Show unterhielten und der Film im Hintergrund lief, dem aber keiner wirklich Beachtung schenkte.
Mein Blick ging ins Leere, ich konnte die Augen kaum noch offen halten, aber nach Schlafen war mir irgendwie auch nicht zumute.
Mir entging nicht, wie Samu mich die ganze Zeit aus dem Augenwinkel beobachtete und plötzlich streckte er seinen Arm nach mir aus und zog mich an sich, als hätte er darüber schon seit Ewigkeiten nachgedacht.

Zunächst war mir das vor den Jungs irgendwie unangenehm, aber von ihnen schien niemand direkt Notiz davon zu nehmen, beziehungsweise es schien wahrscheinlich bei meinem Anblick (ich musste immer noch grauenvoll ausgesehen haben) keinen sonderlich zu stören.
Also kuschelte ich mich schließlich doch an seine Brust und vergrub meine Nase tief in seinem Pulli, der so gut nach ihm roch.
Ich schloss die Augen, genoss einfach nur diese Wärme, die mich irgendwie total beruhigte und auf einmal war mir doch danach, einfach nur hier und jetzt in seinen Armen einzuschlafen.
Ich war schon ein wenig weggedämmert und nahm deswegen nur am Rande wahr, wie Samu seine Hände unter meine Beine schob und mich auf seinen Schoß zog.

|Samu|Tarja wirkte in meinen Armen so zerbrechlich, zierlich und gleichzeitig auch so wunderschön, selbst wenn sie schlief, dass ich mich gar nicht an ihrem Anblick satt sehen konnte.
Es war ein gutes Gefühl sie so schützend, ganz nah bei mir zu spüren, als würde diese Tatsache mir die Möglichkeit gewähren, sie vor der Welt mit ihren Problem bewahren und wenigstens für diesen Moment, in ein anderes Universum tragen zu können.
Ich beobachtete, wie sich ihre Mundwinkel im Schlaf zu einem erschöpften, aber süßen Lächeln hoben und musste unwillkürlich auch schmunzeln. Was die kleine Zicke wohl träumte...

                                 ***

|Tarja| "Hey ihr Schlafmützen, wir sind da!", weckte Riku uns am nächsten Tag.
Verschlafen blinzelnd, stellte ich fest, dass ich mich immer noch auf Samus Schoß befand, kniff aber schnell wieder die Lider zusammen, weil das grelle Licht mich blendete.
Samu regte sich langsam und ich spürte seine rauen Finger an meiner Wange. Sanft strich er über meine Haut, sodass ich erneut die Augen öffnete und ihm direkt in die (unglaublich aber wahr), schon so kurz nach dem Erwachen, strahlend blauen Augen sah.

"Du bist so süß wenn du schläfst...", raunte er und grinste mich an.
Schnell versteckte ich mein Gesicht wieder in seinem Pulli und kicherte, peinlich berührt, in den, nach Samu duftenden, Stoff.
"Warum hast du denn nichts gesagt?", murmelte ich.
"Hm?"
"Na ja du hättest nicht hier im Sitzen Schlafen müssen...das war doch bestimmt total unbequem.", sagte ich und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu.
"Ach so schlimm war das eigentlich gar nicht.", schmunzelte er und strich mir zärtlich eine blonde Strähne aus der Stirn.
Eine Weile sahen wir uns einfach nur an, vertieft in unser eigenes Universum, umgeben von einem unergründlichen Blau zu Blau, bis ich mich langsam aus seinem Schoß stieß, um mich zu erheben.

"Wo willst du hin?", fragte er beinahe enttäuscht und bedachte mich dabei mit einem Welpenblick zum Dahinschmelzen.
"Deine Beine müssen doch schon längst eingeschlafen sein...", bedeutete ich, doch er griff nach meiner Hand und zog mich zurück, sodass ich unmittelbar wieder auf seine Oberschenkel sank.
"Meine Beine haben sich eigentlich gerade ziemlich wohl gefühlt...", raunte er breit grinsend und ich konnte nicht anders als zu lachen.

"So gefällst du mir schon wieder viel besser.", sagte er ganz leise und fuhr mit seinem Daumen über meine, zu einem Lächeln verzogenen Lippen, sodass ich inne hielt.
Ich hob den Blick zu seinen Augen und verfiel ihnen einmal mehr...
Das durfte doch nicht wahr sein, wie konnte mich ein Augenaufschlag nur so aus der Fassung bringen?
Plötzlich wurde sein Blick etwas ernster und er beugte sich langsam zu mir vor. Ich fixierte kurz seine Lippen, die sich meinen näherten, dann gab ich mich erneut den blauen...

"Ich störe euch beiden wirklich nur ungern...aber..." Augenblicklich rissen wir die Blicke zur Tür, in der Riku, verlegen lächelnd, stand. "Wir wollen zum Balaton und fragen, ob ihr mit kommt?"
"Ist es schon so spät?", erkundigte ich mich.
"Gleich fünf, ihr habt echt lange gepennt.", lachte Riku.
"Ups.", stieß ich aus und stand nun endgültig auf.
Ich warf noch einen letzten Blick zu Samu, der über den plötzlichen Abbruch unserer Nähe genauso unglücklich war, wie ich, doch dann ging ich in den oberen Bereich des Busses, um mich duschen zu gehen.

Nach etwa einer Stunde waren wir alle fertig für den Abend beziehungsweise die Nacht, an dem berühmten See, dem Balaton und liefen los.
Dieser war nur einige Meter zu Fuß von dem Standplatz des Tourbusses entfernt.
Riku lief neben mir und machte mit seinen Blicken den Anschein, als würde er etwas sagen wollen, sich aber nicht so richtig trauen.
"Sag mal..." Aha also doch. "Das mit Samu und dir...hat sich das jetzt geklärt?"
Ehrlich gesagt wusste ich nicht wirklich, wie ich darauf antworten sollte und sah automatisch zu Samu, der einige Meter vor uns mit Sami in ein Gespräch vertieft war.
"Ich weiß nicht...wir wollen die Tour abwarten.", sagte ich schließlich und auf einmal streckte mir Riku seinen Kopf entgegen.
"Okay ich sag jetzt etwas, was ich wahrscheinlich eigentlich gar nicht sagen dürfte, deswegen behalt es am besten einfach für dich, aber ich finde euch beiden irgendwie wirklich sehr süß zusammen. Ich glaube ihr tut einander gut.", flüsterte er mir zu und grinste mich an, um gleich darauf seinen Schritt zu beschleunigen. Etwas geflasht über diese Worte starrte ich ihm hinterher. Okay ich hatte alles, aber DAS nun wirklich nicht erwartet...

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt