185. Kapitel

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|Tarja| Am nächsten Morgen ging es mit dem Sunrise Avenue Privat Jet zurück nach Helsinki. Zwei Wochen Tourpause erwarteten uns, ehe das Konzert in der IFK Arena in der finnischen Hauptstadt stattfinden würde, worauf die Jungs sich, wie kleine Kinder, an Weihnachten, freuten. Die erste Woche, zurück in Helsinki verging wie im Flug. Wir besuchten unsere Familien und Freunde, die wir all die Wochen nicht gesehen hatten und uns hielt fast nichts Zuhause. Ich wohnte die Tage mit Samu in seinem Haus, da unsere WG ohnehin leer stand, weil Vivi geschäftlich unterwegs war. So kam es also, dass ich erst eine Woche nach unserer Ankunft, zurück in der Heimat, die Möglichkeit hatte, mich mit Vivi auf einen Kaffee in der Stadt zu treffen. Sie war schon etwas spät dran, als ich in dem kleinen Café auf sie wartete. Ich begann ungeduldig zu werden, weniger wegen ihrer Verspätung, als wegen der Tatsache, dass ich ihr heute auftischen wollte, dass Samu und ich wieder zusammen waren. Glücklich zusammen waren... Denn bereits die vergangene Woche, hier in Helsinki, hatte mir mal wieder mehr als deutlich gezeigt, dass er der Mann an meiner Seite war - es einfach sein musste! Vivi hatte ich diese Information nicht am Telefon erzählen wollen, deswegen hatte ich es bis zum heutigen Tag aufgeschoben. Ich war noch völlig in die Gedanken daran, wie ich es ihr sagen könnte und vor allem, wie sie es aufnehmen würde, versunken, als sie plötzlich um die Ecke gerauscht kam. Es war unverkennbar, dass sie gestresst war, auch, als sie sich zu mir vor beugte, um mich kurz in die Arme zu schließen und mit einem Küsschen auf die Wange, zu begrüßen. Sie ließ sich, auf den Stuhl, mir gegenüber, fallen und fuhr sich durch ihre lange, blonde Mähne. "Entschuldige die Verspätung!", keuchte sie ein wenig außer Atem und schob sich die Sonnenbrille ins Haar, sodass ich ihr in die Augen schauen konnte. "Alles okay?", fragte ich und musterte meine beste Freundin eingehend. Ihre blauen Augen funkelten zwar irgendwie aufgeregt, beinahe erwartungsvoll, doch, dass sie von Müdigkeit zehrten, die sie allerdings gekonnt überschminkt hatte, war für mich, die Person, die sie vermutlich am besten kannte, unverkennbar. "Prinzipiell schon...aber..." Eine Kellnerin, die unsere Bestellung aufnahm, unterbrach uns kurz, doch als sie wieder verschwunden war, setzte ich das Gespräch fort. "Aber?", hakte ich nach. Ermüdet sank ihr Blick auf ihre, unsicher an der Tischkante herumspielenden Finger. "Ich bin ja froh, dass mein Job endlich ins Laufen kommt, die Nachfrage so groß ist und ich so viele Modelangebote bekomme, wirklich, aber...Himmel, ich bin völlig im Arsch!" Sie seufzte auf und es war, als würde der Vorhang, mit dem sie versucht hatte ihr ausgelaugtes Ich, zu verbergen, fallen und ihre völlig fertigen Züge offenbaren. "Ich falle gerade vom einen Jet Leg in das nächste, schlafe kaum noch, weil ich Angst habe, Anrufe von wichtigen Kunden zu verpassen und an Freizeit ist sowieso gar nicht zu denken...ich glaube Mom habe ich das letzte Mal vor drei Wochen gesprochen und..." "Vivi!", schnitt ich ihr das Wort ab und beugte mich über den Tisch zu ihr, sodass ich meine Hände auf die ihren legen konnte. "Ich weiß, wie wichtig dir der Modeljob ist, Süße! Aber du kannst eben bei aller Liebe nicht alle Aufträge annehmen! Das macht dich kaputt!", mahnte ich und sie schluckte kräftig. "Du hast ja so Recht...ich glaube ich hab mich total übernommen...", murmelte sie kopfschüttelnd. "Aber ich hatte einfach so Angst davor, Kunden abzulehnen...ich meine es gab Zeiten, da konnte ich mich über jedes Angebot glücklich schätzen und jetzt..." Die Kellnerin kehrte mit unseren Getränken zurück, platzierte meinen Latte vor mir und servierte Vivi ein...jaa...ein was? Angewidert beäugte ich das grüne, dickflüssige Getränk, in dem dunkle, undefinierbare Stückchen schwammen. Nicht mal das hübsch hergerichtete Glas, konnte da etwas reißen. Mir stieg sofort die Magensäure auf und ich musste kräftig schlucken, um ein Würgen zu unterdrücken. "Was ist...DAS?", fragte ich und deutete auf die Pampe, während Vivi sich bereits den Strohhalm an die Lippen führte "Ach das ist so ein neuer Powerdrink, der gegen den Stress helfen soll...aus Kohl, Gurken, Joghurt, Kokus und..." Der Druck in meinem Inneren presste sich gegen meine Mageninnenwände und ich spürte wie sich ein bitterer Geschmack in meinem Gaumen bildete. Reflexartig schossen meine Hände empor und ich presste sie mir vor den Mund, ehe ich aufsprang und dabei fast meine Tasse vom Tisch gerissen hätte. Mein Füße trugen mich schnell in den Gastraum des kleinen Cafés und ich rauschte in die Frauentoilette. Noch gerade rechtzeitig erreichte ich eine der Toilettenkabinen, ließ mich auf die Knie fallen und erbrach mich in die Kloschüssel. Die Tür hinter mir flog auf und ich wusste, dass Vivi mir gefolgt war. Erst, als ich Galle schmeckte, war ich in der Lage, mich wieder auf die Beine zu hiefen und mir meinen Mund auszuspülen. Was war das denn gerade? Ich meine Vivis 'Healthy-Drink' hatte schon echt ekelig ausgesehen, aber...Abwartend und mit, vor der Brust verschränkten Armen, stand Vivi im Türrahmen und musterte mich. "So so...du hast, als wir uns verabredet haben, gesagt, dass du mir etwas erzählen musst...was meintest du damit genau?", wollte sie mit hochgezogener Augenbraue wissen. Ich schluckte...tjaa das wüsste ich jetzt auch gerne...

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