164. Kapitel

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|Tarja| Die Tür meines Hotelzimmers schepperte hinter mir ins Schloss und mit ihrem Schließen, öffneten sich bei mir alle Schleusen. Die Tränen quollen dick und bitter aus meinen Augen, bahnten sich in unaufhaltsamen Linien ihren Weg und schüttelten mich heftig. Mein ganzer Körper bebte so sehr, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte und auf die Knie sank. Wie lange konnte ich die jetzige Situation noch aushalten und Samus Eskapaden ertragen? Wie lange würde es noch dauern, bis ich aufgab? Tief in meinem Inneren wünschte ich mir bald, dieses Arschloch nicht so sehr zu lieben, wie ich es tat... Ein Klopfen an meine Tür unterbrach meine grausamen Gedanken und ließ mich zusammen zucken. "Was?", brüllte ich mit tränenerstickter Stimme und riss den Kopf abwartend zur Tür. Hatte Samu es etwa doch gewagt, mir zu folgen? "Ich bins nur, Niila...", kam es vorsichtig von der anderen Seite der Wand. Geschwächt setzte ich mich auf, kam wieder auf die Beine und hiefte mich zur Tür, um sie zu öffnen. Niilas Blick verriet mir, wie grausam ich aussehen musste. Ich musste überhaupt nichts sagen, denn sofort zog er mich in seine Arme. Jetzt waren erst recht alle Dämme gebrochen und schwere Schluchzer schüttelten mich an seiner Brust liegend. "Ich werde schleunigst mit ihm reden müssen...", flüsterte Niila sanft. Ich hob den Kopf und sah ihm in die warmen Augen. "Aber das ändert doch nichts an der Tatsache, dass er es mir scheinbar zutraut, dass ich etwas mit dir habe, dass er mir nicht vertraut...Wie kann ich mit einem Menschen zusammen sein, der mir nicht vertraut?", brachte ich am Rande der Verzweiflung, unter Tränen hervor. "Ich meine, ich dachte, dass die größte Schwierigkeit, darin bestehen würde, dass ich lernen müsste, ihm wieder zu vertrauen...aber wenn er mir jetzt nicht mal mehr vertraut? Hat das alles dann überhaupt noch einen Sinn?" Meine Stimme brach an dem letzten Satz und ich presste die zittrigen Lippen aufeinander, um ein erneutes Schluchzen zu unterdrücken. "Um Gottes Willen, bitte denk nicht so!", bat Niila und packte mich an den Schultern. "Gib jetzt bitte nicht auf!" "Aber ich kann nicht mehr! Ich kann einfach nicht mehr...Ich bin am Ende verdammt...die Sache mit diesem Flittchen in seinem Auto war schon viel zu viel für mich und jetzt diese dauernden Unterstellungen...Das gibt mir wirklich irgendwann nochmal den Rest! Ich hab einfach keine Kraft mehr dazu! Mittlerweile bin ich sogar am überlegen, ob ich einfach alles hinschmeiße...den Job im Management, die Tour..." "Hey, Hey! Nein so etwas will ich aber nicht nochmal hören! Das ist doch Unsinn! Dann müssen wir eben dafür Sorgen, dass du wieder Kraft hast..." "Aber wie?", fragte ich hoffnungslos. Niila hob die Hand, um mir die Tränen von den Wangen zu wischen. "Wir kriegen das schon wieder hin! Was hat dich denn sonst immer aufgebaut, hm?" Ich überlegte und sofort fiel mir etwas ein... "Als ich noch jünger war, hab ich meine Probleme oft in meinen Liedtexten verarbeitet, aber das ist schon ewig her...", murmelte ich. "Und wieso tust du das jetzt nicht mehr?" "Ich weiß nicht...ich glaube ich kann das gar nicht mehr..." "Ach Quatsch! So eine Gabe verliert man nicht. Hast du noch Lieder von dir?" Ehrlich gesagt, traf mich diese Frage völlig unerwartet und ich überlegte kurz. "Ja ich...ich glaube ich hab noch ein paar Aufnahmen auf meinen Handy.", antwortete ich schließlich. "Hör sie dir an, vielleicht gibt es dir Kraft zu spüren, was du einst geschaffen hast. Manchmal braucht man eine Dosis von den Gefühlen, die einen in der Vergangenheit beschäftigt haben, um sich selbst verstehen zu können. Ich glaube, das wird dir helfen...die Tarja zu spüren, die ohne einen Samu in ihrem Herzen existiert hat." Niilas Stimme und vor allem seine Worte beruhigten mich enorm, taten mir gut und waren vor allem der Anker, den ich gerade brauchte. "Du hast Recht, vielleicht hilft es ja.", flüsterte ich geschwächt, zog mein Handy hervor und rollte mich auf mein Bett. "Gut! Ich lass dich dann mal allein. Wenn du was brauchst, sag einfach Bescheid.", erklärte Niila und wand sich bereits zum Gehen. "Warte!", rief ich ihm hinterher und er hielt inne. "Würde es dir etwas ausmachen, wenn du bei mir bleibst? Ich will jetzt nur ungern alleine sein!", sagte ich und legte meine Hand neben mir aufs Bett, wo ich ihn jetzt gerne wissen wollte. "Klar, wenn du möchtest.", stimmte er, wenn auch zunächst etwas verunsichert, zu, glitt neben mich und legte einen Arm um mich, sodass ich mich an seine Brust kuscheln konnte. Wenig später drang meine eigene Stimme, untermalt von sanften Melodien aus meinem Handy und schaffte es tatsächlich, dass endlich Ruhe in meiner weinenden Seele einkehrte.

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt