27. Kapitel

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|Samu| Ich sah mehr als deutlich, wie intensiv sich Tarja das Lied zu Herzen nahm, doch auch ich, hatte mich den gesungenen Worten, in meinem ganzen Leben noch nie so nahe gefühlt, erst Recht mit ihrem, tränenüberströmten Gesicht, direkt in meinem Blickfeld.
Umso mehr hasste ich mich, für das nächste Lied, welches auf der Setlist stand...Girl like you...Ich konnte diese Worte jetzt verdammt nochmal nicht singen, doch Osmo stimmte bereits die, dazu passenden Tastenschläge an.
Ich schloss die Augen, trat an das Mikro heran und hoffte sehnlichst, dass Tarja jenen Worten, nicht so viel Bedeutung zuschrieb, wie eben.

"You're a pretty face with a dirty mind and you know that pretty well. It's only natural, just like the rest of them, I fell under your spell." Ich beobachtete, wie sie sich die erstarrten Tränen von den Wangen wischte und entsetzt meinen gesungenen Worten folgte.
Ihr gesamtes Gesicht erbleichte augenblicklich, als ich den Refrain einleitete.
"I don't need a girl who plays dirty tricks, who smells someone else's cologne on her lips. Feels like a stranger sleeping next to me. I don't need a one-night-ride, need a girl who stays by my side 'till the end of the world."
Ich sah, wie das Blau ihrer Augen erneut schwamm, doch dieses Mal brach Tarja abrupt unsere Blickverbindung ab.
Ihre Brust hob und senkte sich angestrengt, ihr Atem ging flach.

"I'm part of someone elses destiny. So I don't need a girl like you.", sang ich die Zeile, die den größten Schmerz in mir vibrieren ließ.
Beinahe entschuldigend sah ich auf Tarja herab, doch diese sprang auf und lief aus dem Konzertsaal, während ihr zierlicher Körper von bitteren Schluchzern geschüttelt wurde.
Mein Blick folgte ihr, bis sie die Tür hinter sich gebracht hatte und diese mit einem endgültigen Schlag ins Schloss fiel.
Hilfesuchend sah ich zu Riku rüber, der ebenso verzweifelt wie ich es war, mit den Schultern zuckte. Verdammt! Ich wollte ihr einfach nur hinterher laufen, mit ihr reden, sie in den Arm nehmen...das zwischen uns klären, aber natürlich hatte ich jetzt gerade absolut keine Möglichkeit, einfach die Bühne zu verlassen.
Die Wut auf mich selbst, staute sich in mir und benötigte dringend Raum. Die Traurigkeit setzte noch einen oben drauf und mischte dem, in mir kochenden Elixier, noch eine zusätzliche, ätzende Säure bei, die mich von innen heraus auffraß.
Lass dir bloß nichts anmerken Haber...reiß dich jetzt zusammen!
Da mussten dann wohl die Saiten meiner Gitarre herhalten...Doch selbst diese, schafften es nicht, das Fass vom Überlaufen, abzuhalten.

In der Pause machte ich mich sofort auf den Weg, um Tarja zu suchen, doch ich konnte sie einfach nirgendwo finden.
Riku kam auf mich zu und beugte sich zu mir herüber.
"Sie ist auf dem Dach...", raunte er mir zu und ich rannte los.
WAS? Auf dem Dach?
Im Treppenhaus nahm ich drei Stufen auf einmal, bis ich die schwere Eisentür erreicht hatte, die auf die Dachterrasse führte. Ich zog sie auf und entdeckte Tarja sogleich an der Brüstung, mit dem Blick auf das nächtliche Wien gerichtet.

"Tarja!", rief ich beinahe erleichtert auf und trat neben sie. Sie wand sich zu mir um und schockiert erhielt ich einen Ausblick, auf ihre, von Mascara völlig verflüssigten Züge.
Ihr Blick war leer, die Tränen scheinbar schon lange nur noch stumme Abzeichen.
"Samu lass mich bitte alleine...", murmelte sie kraftlos.
"Genau! Ich lass dich in diesem Zustand alleine auf einem Dach... Sag mal steht 'doof' auf meiner Stirn?! Ich denk nicht mal dran!", entgegnete ich mit fester Stimme und ihre Augen drifteten wieder ab ins Nichts.

"Tarja, das mit dem Lied tut mir leid...du musst mir glauben, das hatte nichts zu bedeuten...", stammelte ich drauf los. "Samu!", unterbrach sie mich und sah mir in die Augen. "Es ist nicht das Lied...", hauchte sie und sah auf ihre Finger.
"Verdammt Tarja bitte rede mit mir! Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen!" "Was willst du hören? Die Karten liegen doch offen auf dem Tisch...", flüsterte sie beinahe, immer noch vertieft in das Spiel mit ihren Fingern. "Ich bin das naive Blondchen, was deinem Rockstar-Charm, dessen Masche anfangs eben den großkotzigen Macho-Arsch beinhaltet hat, verfallen ist...und du bist der Kerl, der sich jetzt selbst bewiesen hat, dass er zwei Weiber gleichzeitig haben kann. Here I am. Da hast du mich!"

You Give Love A Bad NameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt