Teil 1 - Wasser bis zum Hals

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Unsere Blick trafen sich erneut und ein Schauer fuhr über meinen gesamten Körper. Ich spürte seine Hand an meiner Hüfte, wie sie weiter nach hinten fuhr und mich mit leichtem, aber bestimmtem Druck zu sich drückte. Sein Atem strich meinen Hals, seine Lippen fuhren leicht hinauf zu meinem Ohr und ich lauschte seinen Worten mit geschlossenen Augen.
„Du hast die Wahl, Schlafzimmer oder Couch?" Ich seufzte und lehnte mich gegen ihn. Er küsste meinen Hals, griff meine Hand und zog mich hinter sich her. Im Schlafzimmer, welches nicht ich gewählt hatte, hob er mich an und ließ mich auf das Bett fallen.
„Und jetzt werde ich etwas tun, von dem ich schon lange geträumt habe. Bist du bereit, Mary?", fragte er.
„Mary? Maaryy? Bist du noch da?" Erschrocken schüttelte ich den Kopf und blinzelte. Vor mir erschien Haley, die mich zweifelnd ansah.
„Alles ok?", fragte sie. Ich nickte schnell und stand dann auf.
„Ja, ja tut mir leid. Ich glaube nur ich habe vergessen meine Katze zu füttern. Treffen wir uns nächste Woche wieder?", fragte ich und schloss meine Jacke.
„Ja, natürlich. Ruf einfach an und wir treffen uns hier." Ich verabschiedete mich von der Lektorin und verließ das Gebäude.  Vor der Tür nahm mein klingelndes Handy meine Aufmerksamkeit an sich.
„Hallo?"
„Mrs. Hensley? Hier ist Mr. Betskowski, Ihr Vermieter. Es tut mir leid, Sie stören zu müssen.", sagte er. Ich sah den kleinen, dicken Mann vor meinem inneren Auge und schmunzelte. Er war herzallerliebst.
„Mr. Betskowski, Sie stören doch nicht. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" Ich rief mir ein Taxi herbei, das mich nach Hause bringen sollte.
„Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen leider mitteilen, dass wir im gesamten Haus die Wasserrohre austauschen müssen, da mehrere Wohnungen bereits einen Rohrbruch erlitten haben. Dies betrifft leider auch Ihre Etage. Ich würde Ihnen folglich ans Herz legen, sich ein Hotelzimmer zu nehmen und die nassen Gefilde zu meiden." Ich seufzte und rieb mir über die Stirn.
„Vielen Dank, dass Sie mich informieren. Ich werde mich schnellstmöglich darum kümmern.", sagte ich und legte auf. Während ich mir Sorgen um den Armen wasserscheuen Sammy machte, wählte ich die Nummer von Harry. Erst hatte ich überlegt, Malya anzurufen, doch die war grade dabei mit Scott zusammen zu ziehen. Da ich also nicht bei meinen Eltern übernachten wollte, rief ich Harry an. Dabei verschob ich den Gedanken von vorhin ganz weit nach hinten in meinen Kopf.
„Mary, wie kann ich dir helfen?", fragte er. Ich rollte mit den Augen.
„Wie kommst du darauf, dass ich etwas von dir brauche?"
„Weil wir für heute Abend verabredet sind und da du mich nie versetzen würdest, kann es nur sein, dass du etwas brauchst. Oder irre ich mich da?" Leider lag er da richtig, also deckte ich alles auf.
„Ok, dieses eine Mal hast du tatsächlich recht. Mein Vermieter hat eben angerufen und mir gesagt, dass meine Wohnung unter Wasser steht. Kann ich bei dir schlafen? Nur für ein oder zwei Wochen? Ach ja, und Sammy natürlich auch." Ich hörte Harry seufzen und wusste doch, dass er mich nie im Stich lassen würde.
„Wir treffen uns bei dir.", sagte er und legte auf. Lächelnd steckte ich mein Handy weg und sah, dass wir bereits in meine Straße fuhren. Ich bezahlte den Taxifahrer, schloss das Treppenhaus auf und rettete Sammy, als er vor den Handwerkern flüchtete. Zur Sicherheit setzte ich den kleinen Kater in seine Transportbox und stellte sie auf mein Bett. Dann sammelte ich alle wichtigen Dinge wie Wertsachen zusammen und packte einen Koffer mit Kleidung voll.
„Mary?", rief Harry und klopfte an die geöffnete Haustür, als ich grade die Sachen von Sammy in den Flur stellte.
„Hey, Harry.", sagte ich und umarmte ihn.
„Was hast du nur gemacht?" Ich sah ihn schief an und drückte ihm ein Paket Katzenstreu in die Hand.
„Es wird wohl etwas dauern, aber das stört dich doch nicht, oder?" Ich zog den Koffer hinter mir her und trug Sammy vorsichtig zur Haustür. Dort traf ich meinen Vermieter.
„Ihre Möbel werden eingelagert und bestens behandelt, dafür werde ich persönlich sorgen." Ich drückte den kahlköpfigen Mann und lächelte sanft.
„Vielen, vielen Dank." Dann ging ich die Treppe runter, wo Harry am Kofferraum seines Audis stand.
„Hast du alles?", fragte er und hiefte den Koffer in den Wagen.
„Ich denke schon. Lass uns fahren, es sieht nach Regen aus.", sagte ich, da ich bereits einige Tropfen abbekommen hatte. Harry nickte und stieg ein. Als ich Sammy auf meinem Schoß platziert hatte, fuhren wir los.
„Noch mal Danke, dass du uns aufnimmst. Das ganze hat mich etwas überrascht. Aber wenn es dir zu viel wird, gehen wir auch gerne in ein Hotel oder ich miete uns etwas-„
„Red keinen Quatsch, Mary. Wir haben uns schon ein Zimmer geteilt, da wird es wohl nicht allzu schlimm werden, mein Appartement mit dir oder euch zu teilen. Selbst wenn ich kein Gästezimmer hätte, würde ich euch bei mir aufnehmen. Sowas machen Freunde nun mal füreinander.", unterbrach Harry mich. Freunde. Das waren wir tatsächlich nun schon seit einer Weile und dies machte die Tatsache nicht besser, dass ich feuchte Träume und Gedanken von Harry hatte. Wir hielten vor dem Haus mit Harrys Appartement und während ich die Tür offen hielt, schleppte Harry meine Sachen in den Aufzug. Wir fuhren hinauf und das erste was ich in Harrys vier Wänden tat, war Sammy frei zu lassen.
„Schnupper dich durch.", sagte ich und drehte mich wieder zu Harry.
„Wehe, er pinkelt hier was voll.", sagte er.
„Keine Sorge. Ich zeige ihm gleich, wo sein Klo steht und dann ist er schon seit Jahren stubenrein."
„Wenn du das sagst. Ich bringe deine Sachen eben ins Gästezimmer. Wollen wir dann was kochen?" Ich nickte und folgte Harry den Gang entlang und die Tür vor seinem Schlafzimmer rechts hinein. Bisher war mir dieser Raum nie aufgefallen. Komisch, da ich schon einige Male hier geschlafen hatte. Jedoch nie hier im Gästezimmer. Der Raum war nicht sehr groß, jedoch sehr gemütlich eingerichtet.
„Das Zimmer kenne ich noch gar nicht.", sagte ich und schmunzelte. Harry stellte meinen Koffer ab und öffnete eines der Fenster.
„War bis jetzt auch nie von Bedeutung. Ich hab es auch lieber, wenn du noch näher bei mir bist, aber ich glaube nicht, dass es auf Dauer gut gehen würde." Ich blickte hinaus auf Londons Straßen und lächelte, da sich Harry in der Scheibe spiegelte. Er nahm die Überdecke ab und legte sie sorgfältig am Fußende zusammen.
„Danke, noch mal. Ich weiß das echt zu schätzen, Harry.", sagte ich. Harry trat zu mir und legte seinen Arm um meine Hüfte.
„Stets zu Diensten." Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.
„Lass uns etwas kochen und dann den Abend genießen.", schlug Harry vor. Ich stimmte dem zu und folgte ihm in die Küche.

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Hey, Guys.
Schön dass ihr hier, bei der Fortsetzung von Honest, angekommen seid :)
Man kann dieses Buch auch lesen, wenn man Honest nicht gelesen hat, doch dann macht es wenig Sinn :D
Müsst ihr entscheiden.

Viel Vergnügen ❤️
Ana

Roses (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt