Teil 56

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Teil 56

**DEINE SICHT**

Es dauert eine lange Weile, bevor er beginnt zu sprechen. Mehrmals öffnet sich sein Mund, aber kein Wort verlässt seine Lippen. „ Also?“, forderst du ihn nochmal auf, aber er starrt dich einfach nur an. Seine rehbraunen Augen durchforschen deine und tiefe Angst ist zu erkennen. „ Du weist, dass du mir Alles sagen kannst?“, ermutigst du ihn und greigst nach seiner Hand. Kurz beißt er sich auf die Lippen, fängt sich aber sofort wieder und schüttelt sich. „ Ich weis.“, haucht er und umfasst deine Hand fester. Mit der anderen fährt er sich durch die Haare und zieht an den Enden. Die Anspannung steht ihm ins Gesicht geschrieben. „ Okay.“, er leckt sich über die Lippen und versucht die Zeit herauszuzögern. „ Ich wollte dir von meiner Vergangenheit erzählen.“, sein Mund schließt sich und seine Lippen verformen sich zu einer schmalen Linie. „ Das finde ich toll, dass du mir so sehr vertraust.“, deine Worte sind eher ein Hauchen, auch wenn sie ausdrucksstark klingen sollten. „ Nach all dem was Heute war, bin ich dir das Schuldig.“, murmelt er. „ Hör zu.“, lenkst du ein und legst ihm deine Hand auf den Mund: „ Du musst das nicht tun, ich verstehe wenn-“, Justin unterbricht dich: „ Ich will das aber.“ In seinen Augen blitzt etwas auf und ein Funkeln ist zu erkennen. Die Entschlossenheit umgibt ihn und du hast nicht vor ihn aufzuhalten. „ Dann schieß los, ich höre dir zu.“, beteuerst du und legst deine Hand an seine Wange. Die Hitze, die von ihm ausgeht, überträgt sich auf deine Haut und du kannst mit Sicherheit sagen, er glüht förmlich. „ Okay.“, zögert er es wieder heraus und atmet tief durch: „ Ich hatte mal ein halbwegs normales Leben.“

** JUSTINS SICHT**

Meine Gedanken verlassen diesen Raum und verschwinden in die Vergangenheit. Eine Gänsehaut übermahnt mich und es ist ein verdammt unangenehmes Gefühl. Ihre Augen ruhen geduldig auf meinen und ich beginne mein abgefucktes Leben zu berichten: „ Ich hatte mal ein halbwegs normales Leben.“, verbittert fallen die Wörter wie Sprudelwasser aus meinem Mund. Wie das klingt. Nie war ich nur ansatzweise normal, aber es war immer okay für mich gewesen. Das hier, das ist unnormal im Gegensatz zu früher. Als ich nicht weiterspreche, rutscht sie ungeduldig auf und ab. „ Ja, du hast richtig gehört.“, beteuer ich es eher nochmal zu mir selber, als zu ihr. „ Ich hatte Familie. Meine Mom Pattie, mein Dad Jeremy und meinen Bruder Jaxon. Wir hatten ein wirklich schönes Haus.“, ich schmunzel bei der Erinnerung an das Bild was ich eben bei Mellork gefunden hatte. „ Aber der Name.“, rutscht es ihr heraus und bevor ich antworten kann entschuldigt sie sich schon: „ Oh sorry, erzähl ruhig.“ Meine Zunge befeuchtet meine Lippen und ein Seufzen entfährt mir. „ Mein Bruder ist nicht der leibliche Sohn meines Vaters. Aber schon nach der Geburt hatte sein echter Vater, Mellork, kein Interesse an ihn. Jeremy, mein Dad, nahm ihn sofort als seinen Sohn auf und es war nie ein Geheimnis, dass Jaxon nur dieselbe Mutter hatte wie ich. Er ist zwei Jahre älter als ich, war schon in der Familie, bevor ich überhaupt geboren war also war es für mich das Natürlichste der Welt, ihn als mein Bruder zu betrachten. Ich habe ihn geliebt.“ Mir wird bewusst, dass sich Tränen in meinen Augenwinkeln gebildet haben und ich schlucke hart. „ Bloß nicht weinen, Bieber.“, murmel ich und (D/N) schlingt beruhigend ihre Arme um mich. „ Es ist okay.“, flüstert sie: „ Du darfst weinen.“ Energisch schüttel ich den Kopf: „ Starke Männer weinen nicht.“ Seufzend zieht sie mein Gesicht zu sich ran: „ Die wahre Stärke eines Mannes liegt darin, Gefühle zu zeigen.“ Gott, wie sehr ich sie liebe. „ Was auch immer.“, lenke ich ein: „ Wir waren eigentlich total die Quatschkopffamilie. Man nahm uns kaum Ernst und mein Bruder und ich führten eine Bilderbuch-Geschwisterschaft. Als ich alt genug war, schenkte er mir mein erstes Tättoo und wir liesen uns dasselbe tättowieren.“ Ich strecke meine Hand aus und offenbare ihr das Bild. „ Ein Drache. Es hat uns daran erinnert, wie wir früher immer Drache auf einer Spielplatzburg gespielt haben. Es hat eben eine ziemlich private Bedeutung.“ Ich ziehe meine Hand wieder weg und ich erkenne Tränen in (D/N)'s Augen. „ Jetzt bist du hier die emotionale.“, locker ich die Stimmung. „ Ich bin eine Frau, ich darf das.“, kontert sie und beißt sich auf die Lippe. „ Wie auch immer, wir hatten auch unsere schlechten Schattenseiten. Mein Bruder war sechzehn, da bekam er neue Freunde. Er hatte seine erste feste Freundin, sie war ein richtiges Badgirl.“ An die Erinnerung an sie muss ich auflachen. Sie ist genau das, was ich heute bin. „ Aber bald war sie weg und Jaxon blieb mit seinen neuen Freunden, die heute seine Gang ist, alleine zurück. Durch sie kam er in die Gang, lernte Tricks und bekam die Anerkennung, die er damals nie bekam. Am Anfang war es noch harmlos. Da gab es Dealereien und hier und da mal Schlägereien. Aber desto länger er da drin war, desto mehr wurde ihm anvertraut. Am Ende war er sogar an den Morden beteiligt.“ Ich stocke. „ Und seine Freundin? Wie sie war weg?“, keucht mein Mädchen und das Entsetzen ist ihr anzusehen. „ Tot. Meine Gang hat sie umgebracht, bevor ich ein Gangmitglied war.“, ich halte den Atem an. Das war der erste Grund, weshalb es Beef zwischen uns gab. „ Oh.“, mehr bekommt sie nicht heraus. „ Er übernahm die Gang als Führungsposition, weil er einfach besser war als all die anderen. Und das war der Zeitunkt, wo auch ich in die kriminelle Bahn geriet.“, jetzt kommt es ans Licht, meine Geschichte..

Gefährliches Abenteuer - Justin Bieber FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt