Teil 71

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Teil 71

** Justins Sicht**
Ich bekomme keine Erklärung, keine information, nichts. Die nächsten Minuten fliegen an mir vorbei, wie im Fluge. Die Ärzte reißen die Tür ihres Krankenzimmers auf, ihr Bett wird hinausgefahren und fragt mich um Gottes Willen nicht, wohin. Ich weiß es nämlich nicht. Hilflos, in meinen eigenen Gedanken verloren, stehe ich mitten auf dem Flur und starre. Wohin? Keine Ahnung. Menschen laufen an mir vorbei, schauen mich komisch an, aber ich nehme es fast gar nicht wahr. Ich zittere am ganzen Leib und worüber ich nachdenke? An gar nichts. Das ist einer solcher Momente, die man hasst und die man sich wünscht, nie erlebt zu haben. Plötzlich läuft eine Furie auf mich zu und schreit mich an. Erst überhöre ich ihr Gebrülle, da ich noch völlig in meiner Trance vertieft bin. Aber rasch kommt die Frau mir näher und mir wird klar, dass es (D/N)'s Mutter ist. Eiskalt läuft es mir den Rücken runter. Mit erhobenen Händen, die mir einen starken Schubs verpassen, sodass ich zurückfalle, bleibt sie vor mir stehen. Erschrocken pralle ich gegen die Wand. Während ich in ihre mit Tränen gefüllten Augen schaue, wird mir wieder übel. Mich trifft die Schuld. Auch, wenn ich normalerweise diese Frau dafür hätte büßen lassen, dass sie mich auf solch eine grobe Weise zur Seite gestoßen hat, lasse ich sie in Ruhe und höre mir all die Beleidigungen an, die sie mir gegen den Kopf schmeißt und die ich auch verdiene. Die Tränen in meinen Augen drohen zu fließen, aber tapfer schlucke ich sie hinunter. „ Ich wusste es war ein Fehler Ihnen zu vertrauen! Sie sind ein Mörder!“, schreit sie und ihr Gesicht wechselt die blasse Farbe zu rot. Ich zucke bei ihren Worten, habe aber nicht vor mich zu rechtfertigen oder zu verdrücken. Soll sie doch die Wut aus sich rauslassen, ich habe es verdient. „ Von wegen du beschützt sie! Alles leere Worte! Jeder hat uns vor die gewarnt, jeder!“, kreischt sie: „ Und jetzt liegt sie hier! Hier!“, ihre Hände umfassen den Raum: „ Im Krankenhaus!“ Verzweifelt sieht sie mich an, schüttelt ungläubisch immer wieder den Kopf und sie sieht so aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Egal wie sehr ich es auch versuche, mein Körper zittert, als gäbe es kein Morgen mehr. All meinen Hass auf mich selber, all meine Schuldgefühle und all das Leid, was sich gerade in mir ausbreitet, halte ich mit großer Anstrengung zurück und ich bemerke, wie meine Beine so weich wie Butter werden. Es fehlt nicht mehr viel und ich verliere die Kontrolle. Anders als sonst. Nicht in dem Sinne, dass ich an die Decke springe, sondern, dass ich kollabiere und zusammenbreche, um in meiner Trauer zu versinken. „ Du bist ein Arsch! Ein verdammter Assi!“, vorwurfsvoll kommen mehr und mehr Wörter aus ihrem Mund, wovon sie wahrscheinlich selber geschockt ist, diese überhaupt zu kennen. „ Wenn sie in OP jetzt stirbt!“, ihre Worte bohren sich wie Dornen in mein Herz: „ Dann ist das deine Schuld! Ich will dich nie wieder sehen und ich will niemals mehr, dass du in ihre Nähe kommst!“ In dem Moment verstehe ich sie. Ich selber möchte auch nicht mehr in ihre Nähe. Ich will sie nicht verletzen und zerstören, sie in den Abgrund ziehen und das geht nur, solange ich mich von ihr fern halte. Denn mein abgefucktes Leben würde sie nie schützen geschweige denn, auf den richtigen Bahnen lassen. Also werde ich mich in Zukunft von ihr fernhalten – wenn sie dann überlebt. „ Du bist ein Mörder!“, schreit ihre Mutter wieder und reißt mich aus meinen Gedanken: „ Und dieses Mal hasst du deine eigene Freundin getötet!“, schreit sie und schlägt mir immer wieder gegen die Brust. Sie rastet komplett aus, schreit hysterisch und hämmert auf mich ein:“ Du hast meine Tochter umgebracht!“ Das setzt mir zu. „He!“, höre ich von Hinten jemanden rufen. Ich habe keine Chance zu schauen, wer diese sind, da ich damit beschäftigt bin, jeden einzelnen Schlag zu kassieren. Ich möchte nicht sagen, dass es weh tut, dafür ist sie einfach zu schwach. Jedoch tut es weh zu wissen, dass ich all das verdient habe. Die Frau trommelt immer weiter auf mich ein und ich habe nicht vor, sie davon abzuhalten. „ Jetzt ist mal gut!“, brüllt eine raue Stimme und ich sehe Lion, der sie von mir zerrt. Kaum lässt sie von mir ab, kracht sie zu Boden und weint bitterlich. „Aber mein Kind stirbt wegen ihm.“ Ich strenge mich an nicht die Nerven zu verlieren und einige Menschen um uns herum versammeln sich um die Frau, um ihr Mut zu zusprechen. Und ich? Ich stehe alleine auf dem Flur, aus dem Kreis ausgeschlossen und verwirrt und hilflos. Lion befreit sich aus der Masse und ich kann ihn über das Schreien von der Frau kaum hören: „ Wir gehen.“ Ich sehe ihm dabei zu, wie er mich am Arm packt und mitschleift. Es vergeht alles so schnell und ich komme gar nicht dazu einen klaren Gedanken zu fassen. Wir landen in dem Krankenzimmer, wo die wartenden Blicke der Jungs auf mir ruhen. Und das ist der Moment, wo ich es zum ersten Mal spüre. Mein Mund klappt auf und ich starre ins Leere. „ Wir wissen bescheid, Lion hat es mitbekommen.“, raunt Tim. Aber ich höre ihn nicht. Die Worte der verzweifelten Mutter hallen in meinem Ohr: “ Du hast meine Tochter umgebracht!“ Ich habe einen Menschen verloren, der mir mehr als die Welt bedeutet hat. Wir sind in Streit auseinander gegangen und ich habe nie die Chance, mich jemals zu entschludigen. Woran mich das erinnert? An die Situaton damals, als meine Eltern starben und ich sie im Streit verloren habe. In diesem Moment nehme ich all die Gefühle war, die ich damals verspürte und es ist als ob sich dasselbe Szenario nochmals nur mit meinem Mädchen durchspielen würde. Es ist dieselbe Art: Ich verliere plötzlich einen Menschen, der Alles für mich war und kann mich niemals entschuldigen. Niemehr. Gar nicht. Nie. Zudem ist es wieder etwas, das ich hätte verhindern können. Diese Erleuchtung und dieses Gefühl, all das ein zweites Mal erleben zu müssen, bringt mich schließlich zum Sturz. Meine Tränen laufen und ich falle erbitterlich auf den Boden. Nichts hält mich und ich weine mir mein Herz und meine Trauer aus der Seele, so wie ich das letzte Mal vor 2 Jahren geweint hatte. Die Jungs sagen nichts, lassen mich tun und ich weiß, dass ich in dasselbe tiefe Loch gefallen bin, wie vor 2 Jahren und dieses Mal würde ich keinen zweiten Blick wagen und Hoffnung erfahren. Dieses Mal ist mein Verstand komplett verloren und mein psyschiches Ende hervorgerufen. Es gibt nichts, was mich mehr hält und es gibt nichts, was mir noch etwas bedeutet. In diesem Moment realisiere ich, dass es vorbei ist und ich das letzte bisschen Frieden in mir verloren habe. Mein Leben besteht nur noch aus Schmerz und ich frage mich, was ich der Welt getan habe, um all das verspüren zu müssen. Ich bin schuldig und ich werde dafür zahlen. Ich weine, schreie, brülle, schlage um mich und beginne zu hypervetillieren. Aus Trauer, aus Wut, aus Verzweiflung, aus Liebe.

Gefährliches Abenteuer - Justin Bieber FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt