Teil 70

3K 90 7
                                    

Teil 70

**Justins Sicht**
Ich blicke in ihr Gesicht. Sie ist vollkommen blass, die Augen sind geschlossen und sie sieht so friedlich aus, wenn sie schläft. Ich kann gar nicht beschreiben, was ich in diesem Moment fühle. Es ist, als ob man mir all meine Gedanken und Gefühle geraubt hat und einfach nichts mehr da ist. Da ist kein Sinn, keine Emotion, kein Gedanke. Ich stehe da, starre sie an und bin überfüllt mit Leere. Wie soll man erklären, wie man sich fühlt, wenn da nichts ist? Langsam drehe ich mich im Kreis, bleibe dabei aber auf derselben Stelle stehen. All die Geräte und all die Nadeln und Schläuche, die von ihrem Körper ausgehen. Die zurückgestrichenen Haare und das zerbrechliche Mädchen, all das sehe ich mir wie in Zeitlupe an. Ich rufe mir den Streit von uns zuvor ins Gedächtnis. Hatte ich eben nicht noch zu meinen Brüdern gesagt, dass dieses Mädchen vor mir aus für immer in der Dunkelheit schmorren soll? Und was tut sie nun? Ihre Augen sind geschlossen, sie ist in der Dunkelheit. Sofern ich die Krankenschwester richtig verstanden habe, kann es sein, dass sie für immer in der Dunkelheit verweilen würde. Ich habe aus Wut gehandelt als ich diese Worte sagte. Niemals habe ich sie Ernst gemeint und jetzt liegt sie hier reglos, in der Dunkelheit gefangen. Vielleicht werde ich sie nie wieder lachen sehen, ihr nie wieder in die Augen sehen können, ihre Stimme hören, ihre Berührung spüren, dieses Mädchen lebendig sehen. Das ist meine Schuld. Und verdammt, genau jetzt, wo ich sie zuvor doch so runtergemacht habe, wird mir bewusst, wie sehr ich sie liebe, wie sehr ich sie brauche und wie ungeheuer wichtig sie für mich ist. Ich habe nie die Absicht gehabt ihr weh zu tun, im Gegenteil und trotzdem habe ich sie durch meine Unsinnigkeit umgefahren. Langsam sickert alles durch mich hindurch. Die Erinnerungen, die Gefühle und das alles in einem Wall von Geschwindigkeit, dass die Übelkeit in mir hochkommt. Ich erblicke einen Mülleimer, stürze darauf zu, greife danach und erbreche. Es ist zu viel für mich und mein Körper landet schlaff auf dem Boden. Meine Kniw fallen zu Boden und mein ganzer Körper klammert sich um den Eimer, als ob dieser das Einzige ist, was mich retten kann, nicht vom Erdboden verschluckt zu werden, sofern dieser offen wäre. Mir beginnen die Tränen das ganze Gesicht hinunterzulaufen und mein Körper beginnt sich zu krümmen. Meine Schuldgefühle fressen mich auf. Vielleicht werde ich ihr nie wieder sagen können, wie sehr ich sie liebe und wie unendlich leid mir all das tut. Es dauert eine Zeit, ehe ich mich ausetzen kann. Wie in Trance, ohne große nachzudenken, schnappe ich mir einen Stuhl, der am Ende des kleinen Zimmers steht und stelle ihn vor (D/N)'s Bett. Müde lasse ich mich darauf sinken und fasse nach ihrer Hand. Die Hand ist kalt und blass. Ich zitter leicht, als ich bemerke, wie hilflos und zerbrechlich sie ist. Bei jeder Berührung habe ich Angst, ihr die Knochen zu brechen. Mit meinem Daumen kreise ich über ihre Handfläche. Da keine Reaktion kommt – wie denn auch?- lasse ich die Hand fallen. Meine Händ umfassen ihr Gesicht, ich lehne meine Stirn gegen ihre und schließe die Augen. „ Es tut mir so leid.“, flüster ich: „ So unendlich leid.“ Eine Träne fließt auf ihre Wange. Es ist meine. „ So so so so leid.“ Meine Stimme versagt und wieder beginne ich das Weinen wie ein kleines Kind. Es dauert eine halbe Ewigeit, bis ich ich mich beruhigt habe und mich wieder setzen kann. Ich lege meinen Kopf auf ihre Bettdecke und mit meinem freien Arm drücke ich sie an mich. Dann umschlinge ich ihre Körper so weit es geht, um sie beschützerich halten zu können. Ich werde hier sitzen und darauf warten, dass sie aufwacht. Ich will da sein und sie unterstützen, komme was wolle. Übermüdet schließe ich die Augen.

Ein lautes Piepen weckt mich. Woher kommt dieses beschissene Geräusch? Langsam stecke ich mich und hebe meinen Kopf von der Bettkante. Die Alarmglocken läuten in mir auf. Ich bin im Krankenhaus und dieses Pipen wird wohl alles andere als normal sein. Alamierend blicke ich mich um und hektisch stehe ich auf. Eines der Geräte blinkt und mir ist klar, hier läuft irgendwas nicht richtig. Panisch suche ich den Notknopf, aber ehe ich dazu komme, wird das Piepen noch lauter, die Türe öffnet sich und zig Ärzte betreten den Raum. „ Was?“, stocke ich aber die Ärzte drängen sich an mir vorbei an das Bett. Die Frau von der Information ist ebenfalls hier. „ Was habe ich ihnen gesagt? Verlassen sie sofort den raum!“ Doch ich höre sie kaum, eine andere Stimme erweckt meine Aufmerksamkeit: „ Holen sie sofort die Pumpe und machen sie den OP Saal frei. Wir haben keine Zeit zu verlieren!“ Scheiße. Noch ehe ich sprechen kann, werde ich zur Tür gedrückt. „ Moment was ist hier los!“, brülle ich außer mir vor Sorge und meine Gedanken schweifen nur um eins: Es ist alles meine Schuld. Ohne ein weiteres Wort wird mir die Tür vor der Nase zu gemacht und ich bleibe allein. Allein in Sorge, Angst und Panik.

Gefährliches Abenteuer - Justin Bieber FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt