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Schon mal darüber nachgedacht, einfach nicht mehr hier sein zu wollen? Sich fragen warum man hier ist? Das Leben macht keinen Sinn. Ich erlebe es jeden Tag aufs neue. Du bist einfach in dieser Welt und versuchst dich durch dein Leben zu kämpfen. Mit anderen Worten, du versuchst zu überleben.

Man rechnet nicht damit, was passiert. Nicht mal ansatzweise. Das hier und jetzt zählt. Ich glaube nicht an die Zukunft oder an das Schicksal. Nicht mehr.

Schon mal darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn du die Augen schließt und man in seiner eigenen Welt ist? Jeden Tag. Jeden Tag tue ich das. Meine Welt ist das komplette Gegenteil, von dieser hier. Egal wohin ich sehe, in meiner Welt gibt es besseres.

Aber sobald ich die Augen öffne, sehe ich nichts weiter als Grausamkeit. Die Welt, auf der ich stehe, ist überrannt worden. Von Gestalten, die man sich nicht richtig vorstellen kann.

Es ist ein Virus, der diese Gestalten dazu bewegt uns zu töten.

Auslöser der ganze Sache war ein Tierversuch, der schief gelaufen ist. Wissenschaftler, so hat es mir jemand erzählt, haben versucht Ratten einen Stoff zu geben, damit sie intelligenter und schneller handeln können. Leider haben diese Wissenschaftler etwas falsches in diesen Stoff getan, und die Ratten wurden nicht intelligenter oder schneller, nein. Das komplette Gegenteil stellte sich heraus.

Schrecklich nicht wahr? Wenn ein gewisser Mensch langsam vor dir stirbt. Der Mensch, an dem du dachtest, das er überleben würde. Du verlierst ihn. Für immer. Und kannst absolut nichts dagegen tun.

Ich sitze vor diesem Menschen, den ich gerade verliere. Ich kann nichts dagegen tun, weil er schon tot ist. Seine dunklen Locken sind nass, weil er schwitze, und kleben ihm auf der Stirn. Seine grünen Augen bedecken seine Lider und seine Lippen sind geschlossen.

Ich falle in die Starre. Betrachte den Jungen.

„May," flüstert jemand neben mir. „Wir müssen hier weg." Eine Hand greift nach meiner. Sie ist warm, hat etwas vertrautes.

Langsam sehe ich auf. „Können ..." Meine Stimme zittert. „ ... bitte können wir ihn mitnehmen? Ich kann ihn nicht zurück lassen." sage ich leise zu Daryl.

Seine grau grünen Augen treffen meine, als wir einander ansehen. Er streicht mit seinen Fingerrücken über meine nasse Wange und nickt zögernd. „Er darf uns nicht behindern, wenn wir laufen müssen, May." meint er, als er meinen Jungen auf die Arme nimmt.

„Das wird er nicht tun ..." sage ich.

Daryl nickt mir zu. „Du kannst die Waffen einsammeln. Danach verschwinden wir von diesem Ort."

Ich steige über Leichen, sammle ihre Waffen und Patronen ein. Wir brauchen sie, dringend. Schließlich und endlich müssen wir uns verteidigen können, wenn eines dieser Beißer uns angreifen will.

„Ich will gerade echt keinen Beißer über den Weg laufen." nuschelt Daryl, sobald wir mit langsamen Schritten über die Wiese gehen.

Wir nennen die Gestalten Beißer, weil sie uns essen wollen.

„Ich auch nicht ..." flüstere ich kaum hörbar und schaue zu meinen Füßen, die jeden Schritt immer schwerer machen lassen.

Gerade wollen wir in den Wald verschwinden, bis Daryl plötzlich anhält. Er runzelt die Stirn und sieht mich an. „Hörst du das?" Sein Körper dreht sich zurück.

„Was denn?" meine ich und lausche danach, was Daryl zu hören scheint.

„Das ist ein ... Auto."

Dann höre ich es auch. Irgendwie kommt es von allen Richtungen, deswegen drehe ich mich im Kreis um zu sehen, von wo das Auto kommt.

Daryl schnappt sich meinen Arm. „Da!"

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt