2

2.8K 163 19
                                    


 Ich habe oft darüber nachgedacht, mich dem hinzugeben, die mich zwischen ihren Zähnen zermalmen wollen. Mittlerweile bin ich froh darüber, dass ich es nie getan habe, sondern nur ein paar Gedanken daran verschwendet habe.

Jeder Mensch der in diesem Chaos hier überlebt denkt darüber nach. Ich weiß es so gut, wie ich sprechen kann. Selbst die härtesten Kerle, die sich durch die Welt kämpfen, verlieren keinen Gedanken darüber.

Angenehm für ein paar Sekunden einfach nicht mehr hier zu sein, aber man weiß auch was man dann wegstecken musst. Die Schmerzen, wenn die Beißer ihre scharfen Zähne in deine Haut rammen und dich Stück für Stück auseinander nehmen. Natürlich bekommst du das dann nicht mehr mit, aber möchtest du so sterben?

Ich sehe ins schwarze. Meine Augenlider sind geschlossen. Meine Schläfe wird ganz kühl was zu Kopfschmerzen führt. Ab und zu wird mein Körper etwas hoch katapultiert, weil der Gelände Wagen über Steine oder über andere Dinge fährt.

Noch immer halte ich die kühle Hand von Harry in meiner.

„Wir sind da." erklingt die beruhigende Stimme von Roman. Ich öffne meine Augen und blicke durch das Fenster raus. Die Sonne versteckt sich hinter grauen Wolken. Es sieht nach Regen aus.

„Seid leise und folgt uns." meint Seth zu Daryl und mir. Als Daryl schon aussteigt, ich aber nicht hinterher komme weil ich nicht ohne Harry aus diesen Wagen steige, erscheint Roman in der Wagentür.

Er stützt seinen Unterarm gegen den oberen Rahmen der Tür. Dabei spannen sich seine durch trainierten Oberarmmuskeln an. Sie sind sehr definiert und könnten jedes Mädchen direkt zum schmelzen bringen.

„Er soll mit?" Er schmunzelt.

„Ich gehe nicht ohne ihn hier raus." erwidere ich und rücke weiter zu Harry. „Wenn er ... einer wird ... dann will ich dabei sein."

„Roman," Seth stellt sich neben Roman und schlägt ihm auf die Brust. „Wir müssen. Nimm ihn einfach mit."

Roman richtet sich auf und schließt die Autotür. Lässt er mich jetzt etwa allein? Allein mit Harry der sich in wenigen Stunden in einen der Beißer verwandelt? Ich kann nicht noch jemanden erschießen, der mir so am Herz liegt. Und ihn erst recht nicht.

Aber bevor ich mir weiter die Gedanken darüber verliere, geht die Autotür neben Harry auf. Roman schnallt Harry ab und nimmt ihn auf seine Arme. „Los, komm. Die anderen sind schon weg." nuschelt er mir zu. Ich steige nach draußen. Die Luft ist schwül und stickig.

Den Wagen schließt Roman noch ab, bevor wir aufbrechen. Wir befinden uns in einen kleinen Dorf. Teilweise sind die Straßen mit Zeitungen oder anderen Müll überdeckt. Weiter vorne erkenne ich Seth und Daryl und stelle fest, dass Daryl einen ganzen Kopf kleiner als Seth ist.

„Wie lange seid ihr schon da draußen? Und wie seid ihr den Männern über den Weg gelaufen?" fragt mich Roman. Er trägt Harry über seine Schulter. Seine grau blauen Augen blicken mich an.

„Einige Wochen ... Für kurze Zeit dachten wir, dass wir in Sicherheit sind, aber das Gegenteil stellte sich dann heraus." Kurz lächle ich zu ihm auf, sehe aber sofort wieder weg. „Auf jeden Fall ..."

Mir fällt etwas ein. Etwas was ich die ganzen Stunden über ignoriert habe. Zayn. Ob er noch da ist? Gerade neben mir her läuft und Roman und mir zuhört? Oder habe ich ihn wirklich nicht mehr an meiner Seite? Warnt mich nicht mehr vor Dingen die mein Leben kosten können oder hilft mir in brenzlichen Situationen?

Er war über all die Wochen bei mir. Bis er die Sache mit der fremden Gruppe, die uns umbringen wollte, eingebrockt hat. Wegen ihm haben wir Stay und Alex verloren ... und Harry.

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt