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Mein Herzschlag nimmt an Schlägen zu, während Dean und ich der Gestalt im Wald beobachten. Es bewegt sich ganz eigenartig, ganz anders als Dean gesagt hat. Etwas lebendiges.

„Dean, es ist doch nicht lebendig ...“ hauche ich zu ihm. Mein heißer Atem beschlägt an dem Fensterglas.

„Ich weiß nicht was es ist.“ meckert er. Wir sehen zu, wie der Schatten auf die Hütte zu kommt. Über mich kommt absolute Panik. Ich will nicht, dass dieses Ding hier her kommt. Auch wenn es vielleicht Harry ist, aber es macht mir Angst. Die größte Angst die ich jemals verspürt habe.

„Dean, Dean, bitte.“ Ich fasse nach seiner Hand, weil ich viel zu schnell in Aufregung gerate. Viel Druck übe ich an seiner Hand aus, doch ihn macht es nichts. „Dean ...“ wimmere ich auf. Die Gestalt ist geschätze 10 Meter von uns weg. Er kommt direkt auf uns zu.

„Es ist Harry ...“ stellt er fest. „ … Wie konnte das nur passieren? Was habe ich falsch gemacht?“ sagt er zu sich selbst. Aber wir sind gerade in einer viel zu schrecklichen Situation, als darüber nach zu grübeln was er wohl falsch gemacht hat.

„Dean, verdammte scheiße … Es kommt direkt auf uns zu.“ sage ich und drücke seine Hand noch fester zusammen. Dean richtet sich auf. Dann zieht er mich mit sich mit. Die Haustür schließt er ab und sagt das wir nichts riskieren sollen.

„Die anderen lassen wir Schlafen, klar? Wir müssen so leise wie möglich sein.“ flüstert er mir zu und drückt mir gleichzeitig Medikamente in die Hände.

„Wieso sollen wir die anderen nicht wecken?“

Er schaut sich alle Medikamente in meinen Händen an, schmeißt die die er als nicht hilfreich empfindet in den Rucksack. „Weil es einen Aufstand geben wird und ich habe keine Lust das alle in Panik geraten. Du reichst mir schon.“ sagt er konzentriert.

„Ist es nicht normal, das man bei so etwas in Panik gerät, Dean?“ frage ich ihn.

„Nicht unbedingt.“

„Was ist mit dir? Hast du vor nichts Angst?“

Er schaut mich an. „Was ist das für eine bescheuerte Frage?“ Seine Augenbrauen ziehe sich zusammen, als ich mit den Schultern zucke und darauf antworte das es eine ganze normale Frage ist. Sein Atem haucht mir ins Gesicht. „Jeder hat vor irgendetwas Angst. Jeder hat aber auch andere perspektiven von Angst. Sieht manches als Angst ein, was für andere etwas ganz normales ist.“

„Erklär mir deine Ängste, Ambrose.“

„Ich habe Angst zu versagen. Ich habe Angst vor vertrauen und vor der Liebe.“ erklärt er mir und schmeißt die unnötigen Medikamente in den Rucksack. Danach geht er an mir vorbei. Er hat Angst vor der Liebe?

„Wir sollten Waffen mitnehmen. Aber keine Maschinengewehre. Eher diese ...“ Aus der Schublade nimmt er sich einige Messer in verschiedenen Größen heraus. „Hier, nimm.“

Ein großes und breites Fleischmesser hält er mir vor die Nase. Ich nehme es mit Respekt. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass ich jemals mit so einen Messer Leben nehmen werde.

„Bist du bereit?“ fragt er mich. Ich nicke. Er will gerade die Haustür öffnen als er sagt: „Du weißt, was auf dich zukommt?“

„Ja, Dean. Jetzt mach schon.“

„Nicht das du gleich kneifst.“ murmelt er und wir treten nach draußen. Die Kälte umhüllt uns beide. Hinterlässt Gänsehaut auf unseren nackten Armen. Man merkt, dass der Winter kommt.

„Dean, ich habe Angst.“ flüstere ich. Mein Atem steigt in der kühlen Luft auf.

Er schaut mich an. „Wir bekämpfen jetzt deine Angst.“ Seine Hand greift nach meiner und wir gehe leise die drei Treppen runter. Der Mondschein strahlt in unsere Gesichter. Todesstille liegt im Land.

Ich glaube das mein Herz noch nie so schnell gerast hat, wie jetzt. Es fühlt sich sogar unnormal an.

Dean drückt mir seinen Ellenbogen in die Rippen damit ich auf ihn reagiere. Mit Handzeichen zeigt er mir, dass wir einmal um das Haus gehen sollen um zu schauen wo das Ding ist.

Ich nicke zögernd. Dann gehen wir auch schon los. Der Erdboden ist gefriert und knirscht unter unseren Körpergewicht. Das gibt mir wirklich noch den Rest. Sogar das Knirschen jagt mir Angst ein.

Wir sind gerade mal um die Ecke, da kriege ich schon einen Schrecken und klammere mich an Dean. Doch ich war nur paranoid.

„Beruhig dich, hier ist nichts.“ flüstert Dean. Wir gehen weiter an der Hütte entlang, halten Ausschau nach der Gestalt die ihr Unwesen treibt und mir eine scheißen Angst einjagt.

Hinter dem Haus ist auch nichts.

Danach die Seite auch nichts.

„Will der mich verarschen?!“ flüstert Dean wütend, als wir bei der Haustür stehen. „Wo ist der Bastard?!“ flucht er weiter und schaut sich noch einmal um.

„Dean, nein, bleib hier!“ sage ich, doch schon ist er weg. Ach du meine Güte, der lässt mich hier wirklich alleine stehen. Und nachrennen werde ich ihn jetzt auch nicht mehr. Ich bleibe viel lieber hier, vor der Haustür.

Ich bin wie unter Strom gestellt. Mein ganzer Körper zittert wie Ästenlaub. Dean soll ganz schnell mit der Besichtigung fertig werden.

Ich zucke zusammen, als wenige Meter von mir weg etwas knackt. Meinen Körper drücke ich gegen das Holz. Am liebsten sogar würde ich gerne in ihr verschlungen werden, als jetzt hier zu stehen.

Mein Blick ist starr in die Richtung gerichtet von wo das knacken kam. Mein Gott, ich falle jeden Moment in Ohnmacht.

Ich rede mir eine ganze Menge ein, das da nichts war, doch ich bitte euch, zu wie viel Prozent wird mich gleich etwas erschrecken und mich in Ohnmacht fallen lassen?

Doch als ich gerade aufhören will in die Richtung zu starren kommt schon der Schatten auf mich zu. Die schwarze Gestalt, die vielleicht Harry ist.

Meine Füße haben Wurzeln geschlagen. Unfähig zu rennen, sich zu bewegen. Allgemein ist mein Körper unter Schock gestellt.

„Oh scheiße ...“ flüstere ich. Die Gestalt humpelt fies und lässt den Arm immer mit jeden Schritt mit sich her wiegen. Es sieht grauenhaft aus. Es raubt mir den Atem je näher es kommt.

Was ist wenn es wirklich Harry ist? Was ist, wenn er wirklich ein Zombie geworden ist? Dean hat etwas gesehen. Etwas das uns alle nicht mehr daran erkennen kann, dass es der Harry ist den wir kennen. Vielleicht hat er sich auch getäuscht.

Was für Hoffnung ich mir doch mache.

Die Gestalt ist nur noch wenige Meter von mir weg. Ihre Atemstöße kann ich hören, ihr lautes seufzen, doch dann eine leise Stimme. Eine raue Stimme die zwischendurch mit Gurgel übertönt wird.

Die Gestalt redet.

Mir bleibt die Luft weg, der Sauerstoff Mangel breitet sich in meiner Lunge aus.

„M ...“ höre ich sie sagen. Es streckt ihre Hand zu mir vor. Doch plötzlich konzentriere ich mich auf meinen Körper und kann in der nächsten Sekunde rennen.

„Dean!“ schreie ich. Es ist mir ja so egal ob die anderen deswegen jetzt wach werden oder nicht. Als ich um die Ecke renne, laufe ich in ihn hinein. Er packt sich mich und drückt mich an sich. „Oh, Dean, Dean, Dean, Dean, Dean, Dean, Dean.“ wiederhole ich mich rasend schnell.

„Hey, alles ist gut. Beruhig dich.“ sagt er.

„Nein, es … es stand vor mir. Es wollte mich packen!“ Ich breche in Panik aus, breche in Tränen aus. Mein Gesicht reibe ich an seine Brust. „Mach es weg. Mach es weg, Dean. Ich habe solche Angst.“

Seine Hand legt sich plötzlich auf meinen Mund. „Ssschh!“ macht er. Wir schauen um die Ecke. „Scheiße ist das gruselig.“ flüstert Dean, als wir auf das humpelnde Ding sehen. Es kommt auf uns zu.

Dean drückt mich gegen die Holzwand. „Bleib hier und rühr dich nicht vom Fleck.“ flüstert er. „Ich bin gleich wieder da, klar?!“ Heftig nicke ich und drücke die Lippen aufeinander. Dann verschwindet er.

Es hat geredet. Kein Beißer könnte reden oder irgendwelche ähnlichen Sachen machen. Dieses Ding hat versucht zu reden, doch ich bin weggerannt.

M

M. M. M! Mein Anfangsbuchstabe …

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt