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 „Was ist?“

„Bist du blind?“

Ich sehe genauer in die Richtung, wohin Roman schaut. Auf der übertrieben langen Waldstraße läuft jemand. Mir stockt es der Atem und mir blüht eine Schicht Hoffnung ins Herz.

Ich greife nach Romans Hand. „S … Sollen wir rennen?“

Er sieht mir in die Augen, lächelt schräg. „Nein.“ Seine Lippen platziert er auf meine Stirn. Verwundert treffen sich meine Augenbrauen in der Mitte. „Wir wissen nicht wer das ist. Ich vertraue niemanden mehr.“

Ich seufze auf. Er hat recht. Vielleicht ist es keiner von unseren Leuten, sondern jemand ganz anderes.

„Vielleicht ist das auch nur ein Beißer.“ sagt er und legt seinen Arm um meine Taille. „Mach dir nichts daraus.“

„Ich vermisse sie alle nur ...“ Ich schaue auf unsere Schuhe. Wir gehen im Gleichschritt. Seit Wochen habe ich nichts anderes gesehen als Bäume, Beißer und Roman. Mir macht es nichts aus Roman jeden Tag zu sehen, aber mich würde es freuen die anderen wieder zu sehen.

„Was war das damals eigentlich zwischen Seth und dir?“ fragt er mich plötzlich. Meine Augen weiten sich. Wie kommt er denn jetzt da drauf?

„Was meinst du?“

„Ich hatte das Gefühl, dass ihr euch ziemlich Nahe steht, My Lady.“ Schräg lächelt er zu mir herunter. Sein Blick sieht verdächtigt aus und ich fühle mich, als wäre ich auf frischer Tat ertappt worden.

Mir schießt das Blut durch das Gesicht und mir wird ganz heiß. „Da war nichts. Ich mag ihn, mehr nicht.“

„Ihr habt euch geküsst.“

Mit weit geöffneten Augen sehe ich zu ihm hoch. „Bitte?!“ bestreite ich seine Feststellung. Er beißt sich auf die Lippen um nicht zu Lachen. „Roman, das … das war nicht ...“

„Komm wir sind unter uns, May. Außerdem konnte er seine Klappe nicht halten. Das kann er nie. Ich bin sein bester Freund. Ich muss das wissen.“

Ich verdrehe die Augen. Was für ein Idiot Seth doch ist. Aber ein süßer Idiot. Wie er mich an geschaut hat, als er versucht hat zu uns zu rennen. Als wäre ich seine einzige Hoffnung. Himmel, wenn ich nur daran denke werden meine Knie weich. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Moment auf der Straße liegen bleibe und mich nicht mehr bewegen kann, weil es mir Angst macht das ich so über Seth denke.

„Gib mir nicht das Gesicht, May. Zeig mir dein Lächeln.“ Seine Hände umrahmen meine Wangen, während seine Daumen meine Mundwinkel berühren und sie nach oben ziehen. Er grinst mich breit an, doch schon ist es weg. „Es ist schöner, wenn du von Natur aus lächelst.“

Ich lächle ihn an, weil mich der Satz berührt hat.

„Genau so ...“ sagt er ruhig. Langsam zieht sich sein einer Mundwinkel hoch, während wir den Blick fixieren und ihn halten. Und als er mich so ansieht wird mir etwas klar. Klar darüber, das wenn ich ihn verliere niemand mehr habe, der mich zum Lächeln bringen kann. Oder mit dem ich reden kann, lachen oder an schweigen.

Ich strecke ihm meinen kleinen Finger entgegen. „Versprich mir was.“ wispere ich. Er zögert erst, doch hackt sich mit seinen kleinen Finger in meinen. Ich trete nah an ihn ran, sodass ich seinen Atem einatmen kann. „Lass mich niemals allein, wie es Daryl gemacht hat.“

„Ich habe dir viele Versprechen gegeben. Ich werde bis zu meinen letzten Atemzug bei dir bleiben und dich beschützen, vergiss das nicht kleine May.“ Seine Finger fädeln sich zwischen die meinen. Er führt sie zu seinen Lippen. „Und du weißt, dass ich dich nicht alleine lassen werde.“

Ich bin peinlich berührt und merke wie mir das Blut erneut ins Gesicht schießt. Noch nie hat jemand, so etwas zu mir gesagt.

Er grinst breit, während er mich loslässt und weiter geht. „Schlag keine Wurzeln, May und sieh mir nicht so nach.“ sagt er. Sofort setzte ich einen Schritt nach den anderen vor, bis wir nebeneinander schweigend herlaufen.

~.~

„Komm schon, komm schon, komm schon!“

Mit weit aufgerissenen blauen Augen sieht mich Roman an. Die Panik ist direkt in seinem Gesicht geschrieben und ich ergreife seine ausgestreckte Hand, die mir helfen will. Mit zu viel Schwung zieht er mich auf die Beine und rennt wie Schmitz Katze los.

Über meine Schulter sehe ich zurück auf die Herde, die mit schnellen Schritten auf uns zurast. Ihr Geruch verteilt sich in nur ein paar Sekunde durch den ganzen Wald. Verrottet, verfault, Tod und Orin.

„May!!“ ruft mich Roman aus den Gedanken. Mein Blick fällt auf den Boden, erst dann renne ich los. Ich habe Angst wieder über eine dicke Wurzel zu stolpern. Das Problem ist, Roman ist schon so weit vorne, dass es vielleicht sogar zu spät sein könnte, wenn er mir helfen will.

Zum Glück bin ich mit einen Segen von meinem Vater geprägt worden. Denn ich kann gut koordinieren, doch vorhin habe ich nicht aufgepasst und bin dann wortwörtlich in den Dreck gefallen.

Mir wird in nur wenigen Minuten schwitze ich und merke wie die Schweißperlen an meiner Wirbelsäule entlang gleiten. Es ist ekelig, wenn ich so darüber nachdenke. Ich möchte eine Dusche, eine ganz warme und die möchte ich nie wieder verlassen.

Als ich Roman fast eingeholt habe, bleibt er urplötzlich stehen. Ich ramme ihn aus versehen. Konzentriert heftet er seinen Blick mit etwas, was er zwischen den vielen Bäumen zu sehen scheint.

Er packt nach meiner Hand, sieht noch einmal zurück und dann direkt in meine Augen. „Lauf. Lauf mir nach, klar?“ sagt er zu verstehen und ich nicke heftig. Er küsst meine Stirn, lange, innig, bevor er in einen Affenzahn davon rennt. Ich schnell hinterher.

Nach geschätzen 20 Metern sehe ich, was Roman von dort hinten gesehen hat. Eine Holz Hütte. Moos wächst auf dem Dach und hohes Gras umrahmt das kleine Gelände.

„Schnell!“ sagt Roman und reißt die Haustür auf. Doch mich lenkt etwas ab. Etwas, das ungewöhnlich ist. Vor dem Eingang ist das Gras frisch abgetreten worden und ein kleiner Weg führt in den Wald.

„Jetzt komm!“ mault er mich plötzlich an, bis ich überhaupt reagiere und schnell ins Haus sprinte. Er schließt sofort danach, nach dem ich durch die Haustür gegangen bin, die Tür ab und lehnt sich mit schweren Atem dagegen lehnen.

„Sie … sie werden nicht weggehen.“ sage ich mit hechelnden Atem und versuche mich gleichzeitig zu beruhigen.

Er sieht mich an. „Und wenn schon … Hauptsache ist, das wir ...“ Er starrt plötzlich hinter mich. Etwas, dass seinen schweren Atem raubt. Langsam sehe ich zurück, weil ich zu viel Angst habe.

„Oh mein Gott ...“ flüstere ich und renne in der nächsten Sekunde auf Harry zu, der mich sofort in die Arme schließt und mir das Gefühl gibt, mich nie wieder los lassen zu wollen.

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Hey hey :)
Ja ich wieß, dass das Kapitel übertrieben kurz und langweilig war, aber ich wollte unbedingt weiter schreiben und joa ... das ist daraus geworden hahah

Danke für alles ! Wirklich für alles !! <33

Ich habe euch lieb :)

Luisa-BT

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt