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Ich hole mit der Waffe von unten aus. Mein Ziel ist es, den Beißer vor mir am Kiefer zu treffen, damit er sein Gleichgewicht verliert und ich ihm die Birne eintreten kann.

Doch leider verfehle ich mein Ziel und schleudere meine MG4 quer durch das Wohnzimmer. Sie landet wenige Meter von mir weg. Aber ich habe keine Chance sie mir zu holen, weil der Beißer mich schon anfällt.

Er hält mich fest an den Armen, übt gewaltigen Druck darauf aus. Wie kann ein Beißer so stark sein?

Seine gelben und grünen Zähne stechen in mein Blickfeld, als er so nah an mir ist, dass ich seinen verfaulten Mundgeruch riechen kann. Diese Zähne können sich in Windeseile in dein Fleisch reinbohren. So schnell kann man gar nicht gucken.

Ist das nicht total unlogisch, dass solche abgestumpften Zähne dich töten können?

Ich versuche mich auf irgendeine Art und Weise mich aus den kräftigen Händen zu befreien, aber das ist Kraftverschwendung. Wieso ist er so stark?

Sein Gesicht nähert sich meinem um einen ganzen Schritt. Der verfaulte Geruch schwebt jetzt intensiver vor meiner Nase.

Gerade will ich mit den Fuß gegen sein Knie treten, damit er einknickt, doch etwas stoppt mein Tun.

Der Beißer fällt Tod in meine Arme.

Verwirrt drücke ich ihn zurück.

An seiner Stirn steckt etwas fest. Es kommt gerade so aus seinen Hautschichten heraus.

Plötzlich bewegt sich etwas hinter dem Beißer und mein Blick ist in weniger als einer Sekunde darauf gerichtet.

Ein junger Mann sieht mich an.

Den Beißer schmeiße ich vor die Füße und entdecke einen Pfeil an seinem Hinterkopf.

Der junge Mann ist ein paar Jahre jünger als ich. Die schwarzen Locken, die ihm bis auf die Schultern fallen sind zurück gestrichen. Ein schwarzer Bart umschließt seine Wangen.

In seinem Gesicht, sehe ich getrocknetes Blut.

Locker in der rechten Hand baumelt eine Armbrust.

„Danke.“ Sage ich zu ihm.

„Gern geschehen.“ Antwortet er in einer tiefen Stimme. Er dreht sich um, marschiert über den Paketboden. Ich schnappe mir meine Waffe und gehe ihm schnell nach.

„Wie heißt du?“ fragt er trocken und sieht über seine Schulter zurück zu mir, während er bei der Küche anhält.

„Roman.“

„Jack.“

Er legt seine Waffe auf den Küchentisch, zieht die verschmutzte gelb-braune Jacke aus und legt sie ordentlich über einen Stuhl. Danach wendet er sich an ein paar Schränke und durchsucht sie.

„Wie kommt es, dass du hier bist, Jack?“

Er sieht nicht zu mir rüber, sucht einfach weiter und lässt die durchsuchten Schränke offen stehen.

Seine Antwort ist ein einfaches Schultern zucken.

Ist alles okay mit ihm? Er scheint so, als hätte er gar keine Mimik oder Emotionen.

Er ist einfach kalt.

„Ist alles okay?“ frage ich ihn.

Er stoppt sich selbst, dreht den Kopf in meine Richtung. Kommt es mir nur so vor oder hat er wirklich eine kleine Schicht Tränen an den Augenlidern?

Als ich mich räuspere, damit er antwortet, schüttelt er ein wenig den Kopf damit er klar denken kann.

„Klar, alles gut.“

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt