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 Über Romans Schulter hinweg schaue ich über die graue Betonstraße. Wir sind die ganze Nacht durch den Wald gelaufen, bis die Sonne am Horizont aufging und ich beinahe im Graben gelegen hätte. Eigentlich wollte ich nicht, das Roman mich trägt, aber jetzt ist bin ich mittlerweile schon seit ein paar Stunden auf seinen Schultern und schließe öfters die Augen.

„Wird das nicht zu anstrengend?“ frage ich ihn. Von der Seite sehe ich sein Gesicht an. Unbeeindruckt gehen seine Mundwinkel kurz nach unten.

„Nein.“ sagt er und hebt mich besser hoch. Ich lasse meine Arme über seine Schultern hängen und sehe in den Wald der neben uns ist. Nichts als Bäume, ist doch klar. Gelangweilt schnaube ich auf.

Roman lacht auf. „Langeweile?“

„Unheimlich dolle.“ sage ich und schaue auf sein schwarzes, langes Haar das er mit einem Zopfgummi zusammen gebunden hat. „Wieso hast du lange Haare?“

„Kurze stehen mir nicht. Und für meinen Job musste ich lange Haare haben.“

„Warum?“

„Schauspielerei, so einen Kram eben.“

Noch einmal sehe ich auf sie und stelle fest, dass sie wirklich schön sind. Für einen Mann. Roman musste also für seinen Job lange Haare haben. Seltsam.

„Hatten viele Angestellte lange Haare?“ frage ich und lege mein Gesicht neben seines.

„Nicht viele. Manche hatten sie nur bis zu den Schultern. Und außerdem hatte ich meine Haare immer nass. Sogar Babyöl hatte ich auf meiner Haut, damit ich als verschwitzt gälte.“

„Babyöl? Deswegen ist deine Haut so weich ...“

„Ja, manchmal ist es ... komisch, weil das ... weiß nicht. Nicht männlich ist, weißt du?“

„Ja, ich weiß was du meinst. Aber ich finde das gar nicht schlimm. Mir ist aufgefallen, dass Seth und Dean auch weiche Haut haben.“

Roman lacht noch einmal auf. „Wir waren Brüder, May. Wir sollten Babyöl auf der Haut haben und nasse Haare haben.“ lacht er und schüttelt ein wenig mit dem Kopf. Ich lächle, weil mich der Gedanke amüsiert. Männer und Babyöl.

Danach ist schweigen zwischen uns. Die Sonne strahlt auf meinen nackten Hautstellen. Es kommt mir so vor als ob sie mit jeder einzelnen Sekunde meine Haut ausnutzt und zu verbrennen vermag. Das bestätigt mir auf jeden Fall die Hitze in mir drinnen.

„Willst du nicht mal eine Pause machen?“ frage ich Roman nach der nächsten Kurve.

„Nope.“

„Wohin laufen wir überhaupt?“

„Keine Ahnung. Ich laufe, du wartest und pennst, bis wir in einem Dorf oder in einer Stadt sind.“ teilt er mir mit und schaut mich von der Seite an. „Einverstanden?“

„Ja, meinetwegen. Aber ich möchte nicht die ganze Zeit die Last auf deinen Schultern sein, Roman.“

Er winkelt plötzlich seine Arme an, die mich vorher getragen haben, schnell schlage ich meine Beine um seine Hüften und klammere mich wie ein Affe an ihm.

Romans Beatzeps spannt sich an. „Können diese Muskeln lügen?“

Ich verdrehe die Augen. „Du bist doch Irre.“ scherze ich. Seine Arme klemmen sich unter meine Kniekehlen. „Heißt es nicht ...“

„ ... können diese Augen lügen.“ beendet er den Satz.

~.~

„Cesarion, wer es bis hierhin schafft, überlebt.“

Ich starre auf das Plakat. Wie es aussieht, wurde es erst vor wenigen Tagen aufgestellt. Unter der Überschrift ist noch ein Bild. Mehrere rot gekennzeichnete Wege zeichnen sich bis zu einem einzelnen, dicken Kreuz. Dort wird es sein.

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt