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 Und ich will nicht fassen, realisieren oder auch nur daran einen Gedanken verlieren, dass ich in diesem Käfig sitze. Mir ist kalt, genauso wie ich mich einsam fühle. Seid Stunden bin ich in dieser Halle und die Dunkelheit umrahmt meine nackten Hautstellen wie ein dicker Mantel.

Roman.

Ich weiß nicht wo Roman ist. Sie haben ihn von mir gerissen, als ich versucht habe ihn bei mir zu behalten. Und danach landete ich in diesen Käfig. Nicht einmal kann ich mich strecken, aufstehen und mich hinlegen.

Meine Wangen sind ganz kühl und feucht. Vor kurzen habe ich geweint, weil ich mir ausmale wie ich hier sterben werde.

Schlimmer ist, dass ich qualvoll sterben werde. Nicht mit einen einfach Biss in die Haut oder erschossen. Nein, mein Magen wird sich verkrampfen vor Hunger. Mein Hals wird kratzen und sich rau anfühlen, weil kein Wasser es löschen kann.

Da kann man wirklich sehen, dass man niemanden mehr in diesem Leben vertrauen darf, außer den Leuten mit denen man zu überleben versucht.

Kiesza, so heißt das Mädchen die sich wohl für die Anführerin hält, hat mir Roman weggenommen, hat mich in diesen Käfig gesperrt und lässt mich seid mehreren Stunden im Dunklen ohne Essen oder Trinken sitzen.

Mit jeder weiteren Minute oder Stunde staut sich so viel Wut in mir auf, dass ich schon die Fingernägel in meine Knie kneife. Die dünne Haut platzt auch auf und verliert ein wenig Blut.

Und mich hält etwas wach. Ich versuche schon die ganze Zeit zu schlafen, aber die Gitter sind so hart und irgendetwas anderes hält mich wach.

Es kommt von außerhalb des Käfigs. Und es fühlt sich seltsam an. Fast schon ekelig.

Aber immer wenn ich in die Dunkelheit etwas gesagt habe, kam nichts zurück.

Den Kopf lege ich in den Nacken und tue so, als würde ich mit Gott reden. „Wieso? Wieso lässt du mich nicht sterben?“ flüstere ich mit zitternder Stimme zu ihm. Aber natürlich wird meine Frage nicht erwidert.

Sie haben mir alles weggenommen, womit ich mich auch nur ansatzweise verteidigen oder mich aus den Käfig befreien könnte. Alles. Sogar die Medikamente, die Rucksäcke, die Waffen. Einfach alles.

„Wo bist du?“ wispere ich über die Lippen. „Wo bist du Daryl?“ Und mir kommen die Tränen hoch. Nichts von ihm gehört, gar nichts. Als wäre er nie bei mir gewesen. Er hat mich wirklich alleine gelassen, so wie er es gesagt hatte.

Und ich werde etwas wütend, weil er es getan hat.

Mein leises schluchzen erfüllt die Dunkelheit.

Du heulst also. Das ist deine Beschäftigung?“ flüstert mir jemand zu. Erschrocken sehe ich auf. Wer war das?

Was schaust du mich so an? Hier,“

Mir wird ein Tuch in die Hand gedrückt. Himmel, wer ist das? Ist es das, was mir das Gefühl gab von etwas ekligem beobachtet zu werden?

„Wer ist da?“ frage ich mit zitternder Unterlippe.

Ein Lachen erfüllt die Halle. „Was glaubst du, wer ich bin, May?

„Ich habe ... habe keine Ahnung.“ erwidere ich. Derjenige kennt meinen Namen, was mir eine ungewohnte Gänsehaut über den Rücken sausen lässt.

Ich bin es. Derjenige den du als deinen Vater ansiehst. Der die Monate über bei dir war. Derjenige der dir versprochen hat, dich nicht alleine zu lassen.“ spricht die Stimme. Und jetzt weiß es. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt