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 Zayn ist verschwunden, als ich noch einmal nach vorne sehe. Er hat May vergessen. Hat er es mit Absicht gemacht oder hat er es wirklich vergessen?

Ich gehe zu May, die ihre Hand zu mir hoch streckt und anfängt zu doller zu weinen. Meine Knie werden weich und ich knie mich hin.

Meine Arme lege ich um sie und ziehe sie an mich. Das ist der Auslöser, dass sie noch mehr weint. Oftmals schluchzt sie auf.

Ich kann nicht fassen das ich sie in den Armen halte. Mir kommt es so … fremd vor.

„Sscchh, es ist alles okay ...“ flüstere ich und streiche über ihr Haar. Sie beugt sich zurück um mir ins Gesicht zu sehen. Ihre zitternden Hände umschließen meine Wangen.

Ihre Unterlippe zittert, als sie leise anfängt zu reden: „Er … er wird wieder kommen, Harry.“

Meine Hand lege ich wie automatisch an ihre Wange. „Es ist okay, beruhige dich.“ sage ich leise und schaue tief in ihre Augen. Sie fällt wieder in meine Arme. Fest drücke ich sie an mich, habe aber Angst das sie durch den Druck der Arme zerbricht. Sie ist so mager …

Mein Blick gleitet über die vielen Waffen. Die ganze Kirche ist voll damit. Zayn hat keinen Zentimeter frei gelassen, außer bei mir und May.

Ich drücke die Augen aufeinander.

Das kann nur ein Traum sein. Wo sind Roman, Dean und Paige? Wo?

Aber dafür das es ein Traum ist, fühlt sich die May viel zu real an.

„Du bist hier … oder?“ frage ich May. Sie schluchzt, bevor sie nickt. Ihre nassen Tränen verteilen sich an meinen nackten Hals. Sie ist hier, deutlicher geht es nicht.

Aber ich kann sie nicht umbringen. Nicht sie. Nicht den Menschen den ich liebe. Das ist fast so als würde ich mir ins eigene Fleisch schneiden und mich ausbluten lassen damit ich am Ende keinen Atemzug mehr nehme.

„Harry ...“ haucht May an meinen Hals. „ … du musst mich töten.“

„Das werde ich nicht tun.“ sage ich und drücke sie noch doller an mich. Sie jedoch drückt sich von mir, schaut sich um, bis sie nach einen Messer schnappt und es mir in die Hand drückt.

Ich schaue sie verzweifelt an. „Nein … nein, May.“ Mein Kopf schüttelt sich, weil ich das nicht kann. Ich kann das nicht. Ich will sie nicht verlieren, weder noch Tod vor mir liegen sehen. Keines von beiden will ich erreichen!

May unterdrückt Tränen, versucht stark zu bleiben. „Bitte, Harry.“

Mein Blick geht zum Messer runter. Es ist ein Jagdmesser, womit man Tiere häutet. Jetzt kann ich es erst recht nicht. Das Messer schmeiße ich Meter weit von uns weg.

„Was machst du denn?!“ fragt May aufgebracht. Sie schaut mich enttäuscht an, doch ich fasse nach ihrem Gesicht und schaue auf ihre Lippen.

„Ich liebe dich, May.“ sage ich.

Sie erwidert meinen Kuss.

Es fühlt sich verdammt gut an, sie zu küssen. Auch wenn ihre Lippen trocken und sich zerrissen anfühlen, liebe ich diese Lippen.

Vorsichtig nehme ich meine Lippen von ihren, atme aus und sage in ihren leicht offen stehenden Mund: „Ich liebe dich, ich kann dich nicht töten.“

Aus ihren zitternden Lippen wird ein zitterndes, leichtes Lächeln. Ihre Hand legt sie an meine Wange, als könnte sie nicht fassen was ich gesagt habe.

„Tralalala und sie ist Tod!“ schreit plötzlich Zayn lauthals durch die Kirche. Ich schaue hinter May, wo Zayn auch steht. Auf seinen Lippen ist so ein widerliches und triumphierendes Lächeln, dass es einen schon Angst machen könnte.

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt