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Ich ziehe mein Shirt über den Kopf. Danach taste ich vorsichtig im Dunklen, mich durch das Zimmer. Als mein Knie hart gegen den Bettpfosten knallt, weiß ich, dass ich da bin. Ich unterdrücke den Schmerz indem ich meine Zähne aufeinander drücke.

„Hast du dir wehgetan?" fragt Dean leise. Ich lege mich unter die Bettdecke. Seine Körperwärme prägt sich tief in meine Haut ein, als ich mich nah an ihn dran klammere.

„Etwas ..." hauche ich. Seine Arme umschlingen meinen Oberkörper, pressen mich noch näher an ihn.

„Wie wollen wir May und Roman wieder holen?" höre ich ihn fragen, als ich schon am eindösen bin.

Ich hole tief Luft. „Ich weiß es nicht."

Er küsst meine Stirn. „Wir müssen Seth rufen und ihn dazu bitten sie uns wiederzugeben."

„Du glaubst ja wohl selbst nicht, dass Seth das macht. Wir müssen ihn einfach an der Nase herumführen." Flüstere ich und drehe ihm meinen Rücken zu. Seine Hand streicht ein paar Haare von mir zurück.

„Wie willst du das anstellen?"

„Mann, Dean!" nörgle ich. „Keine Ahnung! Aber uns wird schon was einfallen."

Mit einem Male hören wir von unten einen kräftigen und sehr lauten Schuss. Ich merke, dass wir beide den Atem angehalten haben. Wieso war da ein Schuss? Wer hat ihn abgefeuert?

Dean steht schon auf den Beinen. „Was ist da los?!" fragt er gereizt. Weltklasse mein Freund dreht sich schon wieder um 180° um und ist nur in so kurzer Zeit angepisst.

„Dean, komm runter." Sage ich zu ihm. Er schaltet das Licht ein. Mit zusammen gekniffenen Augen sehe ich ihm dabei zu wie er Hose und Shirt anzieht. Danach greift er zu seiner Glock, die sich auf der Kommode befindet.

„Wenn es etwas Ernstes ist, dann hole ich dich und wir hauen ab." Während er das alles sagt, wackelt er mit der Knarre in meine Richtung. Er geht durch die Tür.

Ich stehe auf um mich anzuziehen. Falls da unten irgendetwas Schlimmes passiert ist, sodass zum Beispiel Beißer im Haus sind, muss ich sofort abhauen und mich nicht erst noch anziehen.

Dann sitze ich auf dem Bett und warte darauf, dass Dean wiederkommt.

Doch es dauert verdächtig lange.

Ich richte mich auf und gehe in den Flur. Es ist alles ruhig. Man könnte eine Stecknadel fallen lassen und man könnte diese auf den Boden hören.

„Dean?" rufe ich nicht allzu laut.

Doch es kommt keine Antwort zurück.

Ich gehe die Treppen runter, stoppe als ich sehe, dass die Haustür sperrangelweit offen steht. Kalter Wind pfeift ins Haus.

„Dean?"

Vorsichtig gehe ich die Treppen runter. Schaue Richtung Wohnzimmer. Hier ist kein Schwein ... Wo sind denn alle hin?

Als ich mitten im Wohnzimmer stehe, klirrt es in der Küche laut. Ist dort ein Glas runter gefallen? Meine Beine bewegen sich langsam zur Küche.

Mein Atem halte ich an, als ich jemanden dort stehen sehe. Es ist nicht Dean, Jack, Harry oder Nikki. Nein.

Es ist ein großer, breit gebauter Beißer. Er starrt mir direkt in die Augen. Aus seinem Mund läuft dunkles Blut herunter, seine Klamotten hängen nur noch als Fetzen an seinem Körper.

Der Beißer bewegt sich langsam auf mich zu, testet mich.

Doch schon renne ich aus der Küche, er mir schnell hinterher. Seit wann sind Beißer so schnell geworden? Woher kommt das?

Gerade renne ich wie eine Irre die Treppen hoch, als sich mein Knöchel verdreht und ich auf allen Vieren auf der Treppe liege. Ich kann es nicht fassen. Nicht fassen, dass ich wirklich auf die Fresse geflogen bin.

Völlig in Gedanken versunken, merke ich nicht wie der Beißer mir schon auf den Fersen hängt. Rasend schnell drehe ich mich auf den Rücken. Von dem Beißer tropft das Blut, was seine Lippen verschmiert, auf meinen Oberkörper. Ein Glück habe ich mir schnell das Shirt angezogen.

Er will nach mir packen, doch ich winkle meine Beine an und trete mehrmals gegen seinen Bauch. Plötzlich wird er ganz ruhig, was mich wundert. Er sieht mir fest in die Augen, als er beginnt sich stark zu konzentrieren.

Meine Stirn runzelt sich.

Was ist mit ihm?

Und am liebsten würde ich aufschreien. Dem Beißer so heftig eine rüber geben, dass er sofort Tod ist.

Er übergibt sich ...

Wo landen seine Innereien?

Natürlich.

Auf mich.

Ich versuche nicht sofort auszurasten, als die warmen Innereien auf mir liegen und sich der Geruch in meiner Nase breit macht.

Der Beißer über mir scheint zu grinsen über sein Werk.

Doch so lange lasse ich ihn nicht mehr grinsen.

Ich stehe schnell auf den Beinen und balle meine rechte Hand zu einer Faust. Dann knalle ich dem Zombie diese in den Blut verschmierten Mund.

Er schwankt stark, was ich mit noch einen Schlag heftiger mache. Sein ganzer Körper kippt nach hinten über.

Mein Blick geht nach unten. Die Innereien haben eine braune Konsistenz. Verfault. Ekelhaft.

„Paige?"

Ich drehe mich um und schaue hoch zum Treppenende.

Dean sieht mich verwirrend an.

„Du Arschloch!" schreie ich ihn an und renne zu ihm hoch. Wir stehen uns nicht lange gegenüber, weil ich ihn heftig zurück schubse. „Wo warst du?!"

„Ich war bei Harry. Baby, es tut mir leid."

„Hast du mich mal angeguckt?! Ich wurde angekotzt!"

Ich reiße Dean die Glock aus der Hand, ziele auf den Kopf des Beißers und drücke den Widerhaken durch. Ich wusste, dass er noch nicht Tod war deswegen habe ich es getan.

Wütend schmeiße ich Dean die Waffe zu und renne nach oben. „Wag es ja nicht, ein Wort mit mir heute Abend zu wechseln." Drohe ich ihm währenddessen und verschwinde in dem Zimmer von ihm und mir.

Vorsichtig ziehe ich das angekotzte Shirt über meinen Kopf. Meine Haare kleben an den Innereien fest. Angewidert nehme ich sie in die Hand und ziehe sie daraus.

Die Tür geht auf.

„Baby, es tut mir leid." Sagt Dean. „Ich konnte doch nicht wissen, dass du nach mir sehen willst wenn ich dir zuvor gesagt habe das du hier bleiben sollst."

Ich drehe ihm den Rücken zu und schmeiße das Shirt in eine Ecke. Danach gehe ich zum Bett und mulme mich in die Bettdecke ein.

„Paige," seufzt Dean. Ich höre wie er sich auszieht, das Licht ausschaltet und zum Bett kommt. Er zieht die Bettdecke etwas von mir weg, damit er noch darunter kann. Ich denke, dass er diesen Abstand zwischen uns halten will, doch ich fühle seine Hand auf meinen Arm.

Er rückt näher zu mir, als ich nicht darauf reagiere. Seine Lippen legen sich auf meine nackte Schulter, küssen sich hoch bis zu meinem Unterkiefer.

„Ich weiß, dass du nicht lange auf mich sauer sein kannst." Haucht er, während seine Lippen streichen über meine Haut. Meine Augen schließen sich, weil ich zu genießen beginne.

Er legt seine Hand an meine Wange und dreht meinen Kopf in seine Richtung. Sein Zeigefinger zeichnet meine Lippen nach. „Ich liebe dich und es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war."

„Ist schon okay."

„Du musst wissen, dass wahrscheinlich eine Menge Beißer unsere Schüsse gehört haben ... und dann dein Schreien dazu ..."

„So lange ich mit bei dir bin, ist alles okay, oder?" hauche ich.

Und schon höre ich, wie Etwas die Treppen stolpernd hoch kommt.

„So lange du bei mir bist, ist alles okay, ja."

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt