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 Roman schmeißt noch ein Holzstück in das Feuer, damit es nicht ausgeht. Die Wärme überträgt sich über meine Haut und sofort werde ich aufgetaut. Es tut so unglaublich gut, weil der Winter immer und immer näher kommt. Ich weiß nicht wie wir das überleben sollen, aber ich hoffe innerlich das ein Wunder uns retten wird.

„Das schmeckt scheiße ...“ flüstert Roman und rümpft die Nase, als er den ersten Bissen von dem Fleisch probiert. Er reicht es mir rüber. Danach spuckt er das Fleisch aus und wischt über seine Lippen.

Ich beiße einen kleinen Happen davon ab und mich überfährt eine Ladung Gänsehaut. Das ist nicht zu ertragen, auch wenn man so großen Hunger hat.

Man kann nicht anders, als es wieder auszuspucken und es nie wieder anzurühren.

„Wäh ...“ mache ich leise.

„Das war mit Sicherheit verfault.“ sagt Roman und stellt sich hin. Er marschiert zu Harry rüber, packt ihn an den Schultern und zieht ihn zum Feuer.

„Was machst du?“ frage ich Roman und schaue in seine Augen.

„Er soll nicht alleine sein.“ sagt Roman und setzt Harry neben ihn. „Jetzt kommt es einen so vor, als wäre es beim alten.“

Ich lächle leicht, weil der Gedanke viel zu schön ist.

Mit der Zeit vermisse ich Seth übertrieben dolle. Genauso wie Dean, obwohl dieser Mann mich nicht richtig leiden kann, denke ich doch das er eigentlich gar nicht so ist, wie er sich gibt. Vielleicht zweifelt er an sich selbst. Er hat Angst vor der Liebe und vor Vertrauen … Selbstzweifel ist wie ein großes schwarzes Loch das man alleine betritt und den Leuten von außerhalb erzählt, das es ihnen gut geht, doch am liebsten würden sie sich in die nächste Ecke verkriechen und von diesem schwarzen Loch verschluckt werden.

„Dean hat Selbstzweifel, habe ich recht?“ frage ich Roman.

Er fixiert mich mit geneigten Kopf. „Wie kommst du da drauf?“

„Er hat Ängste, die er nie jemanden zeigen wird.“

Roman seufzt leise auf, wartet eine ganze Zeit mit der Antwort. „Dean ist ein Fall für sich. Unser Job hat ihn so gemacht.“ erklärt er. Ich runzle die Stirn, weil ich es nicht verstehe. Er seufzt lauter auf. „Dean war der Wahnsinnige, der Instabile von uns. Er musste so sein, sonst hätte er seinen Job verloren.“

„Das heißt, dass Dean wegen den ''Wahnsinnigen und Instabilen Dean'' die Zweifel an sich selbst so bekommen hat?“

„Er hat mir erzählt, dass ihn das wie eine große Welle mitreißt. Ich kann das verstehen. Wir waren jede Woche in einer anderen Stadt, mussten jeden Tag trainieren und so einen scheiß. Das nimmt jeden mit, aber Dean am allermeisten.“

„Das tut mir leid ...“ flüstere ich.

Roman nickt und blickt auf Harry, der den Kopf neigend nach unten zeigt. „Dean war früher Arzthelfer, deswegen weiß er wie man Leute wieder auf die Beine bringt.“ Er muss darüber Lächeln.

„Wir sind aufgeschmissen ohne ihn. Was ist wenn Harry einer wird? Ich kann ihn nicht töten ...“

„Harry ist seid Wochen mit uns unterwegs. Ist dir auch nur einmal aufgefallen, dass er sich verändert? Nur seine Haut ist grau und sein Auge ist weiß geworden. Mehr nicht. Er wird keiner. Vertrau mir.“

~.~

Sonnenstrahlen schimmern durch meine Lider und ich bin gezwungen meine Augen zu öffnen. Vollkommen noch im Schlaf versunken sehe ich alles verschwommen. Doch als meine Finger über meine Augen fahren ist mein Blick Glas klar. Ich sehe hinunter auf den Erdboden.

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt