Vorsichtig öffne ich meine Augen, die sich so anfühlen als würden sie jeden Moment platzen. Benebelt sehe ich vor raus auf eine mit Schnee bedeckte Straße. Mein Kopf fühlt sich durch rüttelt worden zu sein, meine Zunge angeschwollen und ein starker Geschmack von Metall und Blut mischt sich mit meiner Spucke zusammen.
Behutsam streiche ich mit meinen Fingern, die von zersprungenen Glas und etwas Schnee bedeckt sind, über meine Augen, die kaum meine Sicht in eine normale Fassade bringen können.
Danach kann ich alles Glasklar sehen.
Langsam fange ich an mich zu bewegen, nur damit ich nicht bemerke das ich irgendwo Schmerzen habe. Doch als ich nur meinen Nacken anhebe, knackt es in meinem Schädel so laut das es sich so anfühlt, als würde ich einen Hörschaden bekommen.
Vor Schmerz drücke ich die Augen und die Hände zusammen. Nach dem Schock geht es etwas. Je mehr ich mich bewege, desto mehr klirrt es. Glasscherben fallen auf den Boden des Autos. Daran erkenne ich das ich hart getroffen wurde.
Immer noch liegend schaue ich über meine Schulter zurück zu Seth. Er ist so blass wie der Schnee auf den Straßen, die Lippen blau wie Blaubeeren und das Blut an seiner Wange erklärt mir, dass es ihm genauso erwischt hat wie mich.
Den Kopf drehe ich zu Roman. Blass, Lippen blau, der Bart ist etwas vereist. Leben sie noch?
Eine ganze Ladung Adrenalin pumpt sich in meine Adern, verleiht mir Hitze und einen so heftigen Kick das ich es kaum aushalten kann, zu schauen ob die beiden noch Leben.
Schnee und Glasscherben verteilen sich auf den Boden, als ich mich aufrichte und Roman ins Gesicht sehe. Ich nehme seine eiskalte Hand in meine, drehe sie und lege meinen Zeige- und Mittelfinger an seinen Puls. Meinen Blick richte ich auf seine geschlossenen Lider. Ich hoffe … hoffe so sehr, dass er am Leben ist.
Ich schließe meine Augen. „Bitte, Gott, sei gnädig …“ flüstere ich und konzentriere mich. Es ist nur ein ganz zartes, kaum spürbar und kein rhythmisches Puckern unter meinen zwei Fingern. Automatisch muss ich Lächeln und sehe Roman ins Gesicht. Rasend schnell drehe ich mich um, reiße die Klappe beim Beifahrer auf und durchsuche das Fach. Kurz darauf decke ich Roman mit einer außergewöhnlichen Decke zu, die 'fast' sterbende wärmt.
Mit den Händen streiche ich über Romans Arme, damit er ganz langsam warm wird.
Bei Seth tue ich das gleiche wie bei Roman. Es kommt mir sogar so vor, als wäre er noch kälter als Roman. Meine zwei Finger lege ich an sein Handgelenk um seinen Puls zu spüren. Ich schließe die Augen und flüstere zu Gott.
Ich öffne die Augen.
Werde hastig und lege meine Finger an seinen Hals, wo sich sein Puls befindet. Die Augenlider lege ich wieder aufeinander. „Tu mir das nicht, Seth.“ sage ich. Eigentlich hasse ich diesen Mann, aber ich will nicht das er stirbt. Nicht weil ich Mitleid haben werde, sondern mehr deswegen, weil er mir auch geholfen hat als ich fast zum Beißer wurde und weil er auf May aufgepasst hat, als ich dazu nicht fähig war.
„Bitte, Seth.“ flüstere ich und öffne die Augen. Aber es ist zu spät … Viel zu spät. Der Mann ist schon eine ganze Zeit lang Tod. Und ich könnte mich Ohrfeigen weil ich so scheiße zu ihm war. Ihm keine Chance gegeben habe mich mit ihm ordentlich zu unterhalten oder auch nur darüber zu reden, wieso er sich an mein Mädchen ran gemacht. Nicht einmal konnte ich mich bei ihm bedanken bei ihm, weil die Wut auf ihn mich zerfressen hat. Gar nichts gutes konnte ich ihm geben. Nichts! Und das fickt mein Gehirn, bringt mich dazu vor Wut Tränen zu fangen und vor Selbsthass mir gegen den Kopf zu schlagen.
„Du Vollidiot!“ beleidige ich mich und schlage noch einmal gegen meinen Kopf. Aber ich muss mich zusammenreißen, damit ich für Roman da bin. Ich will nicht das er vor mir abkratzt.
Mit den Händen reibe ich an seinen Armen herum, damit er Wärme fängt. Ich lächle ein wenig, als das Eis zu Wasser auftaut und seinen Hals herunter kullert.
Nach gefühlten Stunden sehe ich wie Roman ganz, ganz langsam mit den Augenlidern klimpert. Seine blasse Haut hat sich mit heißen Blut gefüllt, sowie seine blauen Lippen. Er sieht wie neu geboren aus.
Ich lächle ihm entgegen, als er mich wie weggetreten ansieht. Was für ein scheiß Glücksgefühl das doch ist, den Gedanken verdrängen das man alleine da draußen rumlaufen muss.
Roman reibt mit den Händen über seine Augen. „Harry?“ sagt er mit rauer Stimme.
„Roman?“ entgegne ich. „Hey, Mann. Du hast ganz schön lange geschlafen.“ lache ich und boxe ihn vorsichtig gegen die Brust. Er lächelt.
„Was ist passiert?“ fragt er, als er zur zersprungenen Glasscheibe sieht. Sollte ich ihn daran erinnern, als wir einen komisches Ding gesehen haben und das uns in den Tod fahren lassen wollte? Eher nicht oder? Nach her hält er mich noch für verrückt.
„Wir haben einen Unfall gehabt, wegen … wegen einem Schneesturm.“ erkläre ich ihm.
Er runzelt verwundert die Stirn. „O … kay?“ flüstert er und fährt noch einmal mit den Händen über sein Gesicht. „Was ist mit Seth?“ fragt er und beugt sich vor um nach ihm zu sehen. Als ich nur stumm da sitze und bedrückt auf meine verwickelten Finger sehe, sagt Roman: „Verarsch mich nicht, Mann.“
Seine Stimme wird ganz zitterig und sie hört sich so an, als würde ein dicker Kloß sich in seinem Hals breit machen.
Ich schaue zu ihm auf. „Es tut mir leid.“
Roman drückt die Lippen aufeinander, damit er die Gefühle unter Kontrolle behält und schaut mit Tränen in den Augen weg, sodass ich ihn nicht mehr ins Gesicht sehen kann. Die bedrückende Stimmung führt dazu, dass ich selbst noch mal Tränen in die Augenlider bekomme und sie meinen Blickfeld verschwommen machen.
„Er … er war vielleicht ein Arsch … Manchmal ...“ sagt Roman. „ … Aber ich … er war wie ein Bruder für mich. Ich kenne ihn schon so lange und jetzt ...“
Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Schulter. Das ist leider der Auslöser dafür, dass er endgültig anfängt zu weinen. Hätte ich es gelassen, dann wäre das nicht passiert.
„Es tut mir wirklich leid.“ sage ich.
„Ist schon okay. Das Schicksal ist einfach nur scheiße. Es fickt uns alle noch das Gehirn weg. So ein verfickter Hurensohn.“
~.~
Wir haben Seth im Auto gelassen. Auf dem Rücksitz und ihm ein Tuch auf die Augen gelegt. So wie er da lag, wollte ich nichts anderes mehr als endlich May zu finden, damit solche Sachen wie der Mensch der uns umbringen wollte, nicht passieren. Wir haben durch diese unnötige Sache Seth verloren …
Roman und ich sind seid einigen Stunden unterwegs. Wir zittern wie Ästenlaub. Unsere Unterkiefer hört man klappern und unsere schweren Atem steigen in der Kälte in Nebel auf. Es tut sogar weh, wenn man die Kälte einatmet.
„Wir wollten Dean finden.“ erzähle ich Roman, während meine Hände über meine Arme reiben.
Roman schaut mich an. „Wie?“
„Du hast gesagt, das es dir scheiß egal ist wie. Hauptsache wir finden ihn.“
Er schaut nach vorne. „Und wieso kommt gerade ein Auto auf uns zu?“
Ich sehe nach vorne. Ein schwarzer Geländewagen steuert auf uns zu. Meine Stirn legt sich in Falten. „Dafuck ...“ flüstere ich.
Der Wagen wird immer langsamer, bis er neben uns stehen bleibt. Alle Scheiben des Wagens sind getönt, also kann man nicht erkennen wer drinnen sitzt.
Eine ganze Zeit lang passiert nichts.
Bis die Beifahrerscheibe herunter gelassen wird.
Ich runzle die Stirn, weil ich nicht fassen kann wer da sitzt. „Lennox?“
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UNLEASH HELL || h.s.
Fanfiction❗Fortsetzung von Consider Me Alive»h.s. [BITTE VORHER DIE GESCHICHTE LESEN!] [NERVEN RAUBEND!! VULGÄRE AUSDRÜCKE!!]🔞❗ ❝ Dein Leben kann sich über Nacht oder in einem Moment verändern. ❞ - AHS ❝ Regel Nummer eins: Bekämpf die Toten. Regel Numm...